Die Wände sind schwarz gesprenkelt, in der Luft liegt ein modriger Geruch, der sich mit dem von Chemikalien vermischt: So beschreibt Karin Kulterer im Gespräch mit SALZBURG24 den Zustand ihrer GSWB-Wohnung in der Stadt Salzburg. Seit mittlerweile drei Jahren kämpfe sie mit einem massiven Schimmelbefall. Regelmäßig wende sie sich telefonisch und per Mail an die in Kritik geratene gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft, jedoch ohne Erfolg. Sie fühlt sich im Stich gelassen und wandte sich deshalb an SALZBURG24.
Mieterin beklagt Atemwegsprobleme durch Schimmelbefall
In die betreffende Wohnung eingezogen ist Kulterer bereits vor elf Jahren. Obwohl es sich um ein Neubaugebäude handle, habe es direkt die ersten Probleme gegeben: Das Parkett sei locker gewesen, der Fußboden dauerhaft feucht. Von Seiten der GSWB habe sich niemand darum gekümmert. Mit dem Schimmelbefall seien die Schäden nun nicht mehr nur störend, sondern gesundheitsschädlich. Sowohl sie als auch ihre drei bei ihr lebenden Kinder hätten Atemwegsprobleme, wenn sie sich in der Wohnung aufhalten. Die Speisekammer sei aufgrund des Geruchs mittlerweile gar nicht mehr betretbar.
Die GSWB-Betreuer des Objekts seien bisher kein einziges Mal gekommen, um sich ein Bild der Situation zu machen, kritisiert Kulterer. Stattdessen habe es geheißen: Sie lüfte zu wenig, schwitze zu viel und habe zu viele Möbel in der Wohnung. Sie solle Schränke vor die schimmligen Stellen schieben, damit sie die schwarzen Flecken nicht mehr sehe. „Das ist doch ein Witz“, meint die 53-Jährige. Unternommen habe die GSWB wenig: Ein Maler habe ihr einmal zwei Flaschen Chlor zur Behandlung der betroffenen Wände vorbeigebracht, heute wurden die Stellen mit Fruchtsäure behandelt. In den Augen von Kulterer Symptombekämpfung, der Schimmel komme immer wieder zurück.
Baumängel bei GSWB-Wohnung in Salzburg-Schallmoos?
Im vergangenen Jahr wollte Kulterer der Ursache für den Schimmel schließlich selbst auf den Grund gehen und machte einen Termin mit der Salzburger Energieberatung. Das Ergebnis: Man vermutet Baumängel an der Außenwand des Hauses. Das Protokoll der Besichtigung durch die Energieberatung liegt SALZBURG24 vor. Stellenweise sei demnach die Fuge zwischen Wand und Beton nicht dicht, wodurch Regenwasser eindringen könne. Weil der Schimmel erst nach einigen Jahren auftrat, könne auch eine Versandung des Schotterbereichs, der sich rund um das Haus zieht, Ursache für die Feuchtigkeit sein. Dieser werde nach einigen Jahren undurchlässiger und lasse Regenwasser nicht mehr so gut abrinnen.
Für die GSWB ist Kulterers Kritik nicht nachvollziehbar. Schimmel sei „immer ernst zu nehmen“ und werde stets „sofort“ behoben, wie ein Sprecher gegenüber SALZBURG24 erklärt. Und: Bei 25.000 Wohnungen „passiert natürlich das ein oder andere.“ Man wisse, dass es diese Probleme in der Wohnung der 53-Jährigen gibt, zwei oder dreimal habe man sich bereits darum gekümmert. Vergangene Woche sei der nächste Schritt eingeleitet worden: Es werde ein Messgerät installiert, das zeigen soll, ob dem Schimmel ein technisches Problem oder Verschulden seitens der Mieterin zugrunde liegt. „Das ist gerade in Gange, wir kümmern uns.“
Unbeantwortete Beschwerden bei GSWB
Kulterer ist mit ihrer Kritik aber nicht alleine: Immer wieder wandten sich in den vergangenen Jahren enttäuschte Mieter:innen der GSWB an die Medien, zuletzt etwa eine mehrköpfige Familie aus Oberndorf (Flachgau). Auch sie kämpft laut Krone-Bericht seit Monaten mit massivem Schimmelbefall in ihrer Wohnung, der nur unzureichend behoben worden sei.
Im Dezember 2023 war der Kundenservice der GSWB einer Prüfung durch das städtische Kontrollamt unterzogen worden. Dabei zeigte sich, dass 1.566 Tickets zwischen dem 1. Jänner 2021 und dem 13. September 2023 offen waren. Insgesamt sollen bis Anfang Dezember 4.238 Tickets offen gewesen sein. Die GSWB habe außerdem festgestellt, dass 1.438 Tickets pensionierten, ausgetretenen oder verstorbenen Mitarbeiter:innen zugeordnet waren. „Da hat es gar keine Mitarbeiter mehr gegeben, die das hätten bearbeiten können“, sagte der Kontrollamtschef gegenüber den Salzburger Nachrichten (SN).
Ende Februar wurde dann bekannt, dass der derzeitige Geschäftsführer der GSWB, Peter Rassaerts, gehen muss. Man habe sich auf eine einvernehmliche und vorzeitige Vertragsauflösung geeinigt, gab Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) bekannt. Damit sei ein „Neustart“ möglich.
Was ist die GSWB?
Die „Gemeinnützige Salzburger Wohnbaugesellschaft m. b. H“ (GSWB) ist Salzburgs größte Wohnbaugesellschaft. Sie wurde 1939 gegründet und ist je zur Hälfte Eigentum von Stadt und Land Salzburg. Ihre Aufgabe ist das Errichten von Miet-, Mietkauf- und Eigentumswohnungen, Heime für Senioren, Schüler und Studenten, Kindergärten, Gemeindeämter sowie Gebäude mit spezieller Nutzung für die öffentliche Hand und Körperschaften.
Die GSWB verwaltet laut Geschäftsbericht von 2022 rund 42.000 Verwaltungseinheiten, darunter gut 25.000 Wohnungen. 17.000 davon sind im Eigentum der GSWB. Der Umsatz im Jahr 2022 betrug 139,4 Mio. Euro, es wurde ein Bilanzgewinn von 15,4 Mio. Euro erwirtschaftet. Das Bauvolumen betrug 2022 gut 45 Millionen Euro. Das Unternehmen hat Stand Februar 2024 185 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 2006 waren es noch 245.
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(Quelle: salzburg24)