Veröffentlicht: 22. Juni 2012 09:44 Uhr
Wie gesund sind die sogenannten „Near-Water- und Wellness-Getränke wirklich? Dieser Frage ist die Arbeiterkammer Salzburg nachgegangen.
Bei Angaben schummeln die Hersteller nicht
Da diese Getränke immer mehr in Mode kommen, wollten die AK-Experten wissen:- stimmen die Angaben über den Zuckergehalt
- ist tatsächlich Fruchtsaft drinnen, wo Fruchtsaft draufsteht
- wird tatsächlich Mineralwasser verwendet
10 Tropfen Fruchtsaft auf einen Liter
Jetzt zu den Fakten: 37 von 60 erhobenen Produkten gaben als Basis natürliches Mineralwasser an, 23 nur Wasser. Einen Zuckerzusatz geben 59 von 60 an. Nur ein einziges Produkt kommt ohne zusätzliche Süße aus. In 53 Fällen gaben die Hersteller Fruktose als Zuckerart an. Bei sechs Produkten stand nur „Zucker“ in der Zutatenliste. Zusätzliche Süßstoffe fanden sich nur mehr in neun der 60 Getränke. „Künstliche Süße passt offensichtlich nicht zum Wellness-Image“, sagt Stefan Göweil. Die Fruchsaftanteile betragen in der Regel ein bis zwei Prozent. Manchmal waren es aber 0,1 Prozent, also gerade einmal 10 Tropfen Fruchtsaft auf einen Liter. Da wundert es nicht, dass ausnahmslos alle Hersteller zusätzliche Aromen einsetzen, 45 davon ein „natürliches Aroma“ ohne Angabe der Quelle. Dessen Ursprung muss zwar ein Aromaextrakt oder natürliche Aromastoffe sein. Aber der Erdbeergeschmack kommt, auch wenn es sich um ein „natürliches Aroma“ handelt, nicht immer aus Erdbeeren. 15 Hersteller gaben nur den Begriff Aroma oder Aromen an. Das deutet darauf hin, dass ein Aromamix verwendet wird, in dem auch synthetische Geschmacksstoffe enthalten sein können.Near Water dreimal teurer als Mineral
Einen Vitaminzusatz gab es nur in fünf Produkten. Konservierungsmittel wurden nur in zwei Produkten verwendet. Der Durchschnittspreis für einen Liter „Near Water“ beträgt 1,15 Euro. Die Spanne reicht jedoch von 0,39 bis 1,98 Euro. Ein Liter Mineralwasser kostet im Schnitt 0,38 Euro: Die Wellness-Drinks sind also um durchschnittlich 203 Prozent teurer. Sie werden außerdem ausschließlich in PET-Einwegflaschen angeboten. Pfandflaschen verschwanden leider fast völlig vom Markt.Der Zuckergehalt ist alles andere als vernachlässigbar
Ein Riesenproblem stellt für den Konsumentenschützer die 100ml Angabe bei den Nährwerten dar: „Kein Mensch trinkt nur 100ml“, sagt Göweil. Alle Getränke werden in Füllmengen zwischen 0,5 und 1,5 Liter verkauft. „Im Schnitt liegt der Zuckergehalt je Liter bei 37,65 Gramm“, so Göweil weiter. Zur einfacheren Vorstellung: Das sind 10 Stück Würfelzucker. Ein Liter der „Wellness-Drinks“ deckt in der Regel bereits 40 Prozent der täglich empfohlenen Zuckeraufnahme eines Erwachsenen (Annahme ist ein Gesamttagesenergiebedarf von 2000 kcal, die World Health Organisation –WHO empfiehlt maximal 10 Prozent dieses Bedarfs als Zucker). Kinder erreichen die für sie empfohlene Tagesmenge beim Trinken eines Liters bereits zu 100 Prozent! Der Höchstwert beim Zucker betrug 65 Gramm je Liter, 18 Stück Zucker. Dabei handelt es sich allerdings um ein deklariertes Sportlergetränk. Im Einzelfall fallen zwischen acht und 13 Stück ins Wellness-Wasser. „Das Gefährliche bei „Near Water“ ist, dass viele den Zuckergehalt als vernachlässigbar einschätzen. Das ist er aber nicht“, warnt Göweil. Für den AK-Experten gehören die vermeintlichen Wellness Getränke, die das zuckerlose Mineralwasser ersetzen sollen, auf keinen Fall neben dieses. An heißen Tagen ist Wasser mit etwas Fruchtsaft oder einem Spritzer Zitrone günstiger und gesünder. Zumal Stoffe wie die Zitronensäure, die in Lebensmitteln öfter zum Einsatz kommt zwar unbedenklich sind, aber den Zahnschmelz schädigen können.Werbebotschaften schönfärben die Realität
Und auch die Werbebotschaften grenzen ans Dubiose. Viele Produkte werben mit dem Begriff „kalorienarm“, tasten sich aber nahe an den Grenzwert von 20 kcal je 100ml heran. Im Schnitt hat ein „Near Water“ 16,5 kcal. Und dass bei gerade mal 1 bis 2 Prozent Saftanteil viele der Getränke Fruchtabbildungen verwenden, obwohl der Geschmack durch Aromen vorgegeben wird, grenzt ebenfalls an Täuschung. Ob man bei manchem Wässerchen „Schluck für Schluck relaxt“, die „Schönheit erweckt“ oder „neuer Schwung“ gebracht wird sei dahin gestellt. Aber wer will nicht, dass „der Alltag vitalisiert“ wird? Dazu kommen Namenskreationen wie „Traube Marula“, in denen dann eigentlich nur Traubensaft und keine Marulafrucht ist. Oder ein Jostabeeren-Getränk, das zwar separates Johannis- und Stachelbeersaftkonzentrat enthält, aber nichts von einer Jostabeere. „Near Water ist besser als eine Zuckerlimonade“, sagt Stefan Göweil. „Aber die Produkte enthalten trotzdem relativ viel Zucker. Das ist nun mal kein Mineralwasser.“ Die AK fordert daher, dass sie deshalb auch nicht bei den Mineralwässern angeboten werden. Die Konsumenten gehören außerdem vor irreführenden Bezeichnungen und Bildern besser geschützt. Die besten Durstlöscher für die heiße Jahreszeit bleiben Leitungs- oder Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees und verdünnte Obst- und Gemüsesäfte.(Quelle: salzburg24)