Der Kern der Vorwürfe: Der 59-Jährige soll sich wiederholt an Vereinsgeldern bedient haben. Der Angeklagte wies die Anschuldigungen im Prozess allerdings zurück. Das Verfahren wurde vertagt.
Haftstrafe droht bei Verurteilung
Dem Obmann drohen bei einer Verurteilung bis zu drei Jahre Haft. Nach der Strafanzeige gegen den Mann wurde ursprünglich auch wegen des Verdachts des Menschenhandels und wegen Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von rund 350.000 Euro ermittelt, die der Verein für ein Projekt aus EU- und Bundesmitteln erhalten hatte. Dies war nun aber nicht mehr Teil der Anklage.
Die Staatsanwaltschaft bewertete den Schaden nun mit insgesamt 32.000 Euro. So soll der Obmann etwa Ausgaben für private Autofahrten in Höhe von 2.200 Euro mit Vereinsgeld bezahlt haben und höhere Bargeldbeträge des Vereins widerrechtlich entnommen haben. Zudem soll er den Erlös von 3.000 Euro von einem Stand am Christkindlmarkt nicht an den Verein abgeführt und einmal 50 Euro für Tabakwaren entnommen haben.
Richterin: "Ihre Buchhaltung war Chaos"
Ab 2018 habe er dann die Zahlungsfähigkeit des Sozialvereins, der sich auf die Unterstützung von Minderheiten konzentriert hatte, grob fahrlässig herbeigeführt. "Ihre Buchhaltung war ein Chaos", sagte die Richterin heute. "Sie haben als Obmann 'freestyle' an allen kaufmännischen und Vereinsgesetzen vorbei gehandelt. Und Sie haben permanent in fremde Töpfe gegriffen und herumjongliert."
Der Verteidiger des Vereinsobmanns, Rechtsanwalt Stefan Knaus, wies das zurück: "Mein Mandat hat weder Vereinsgelder zweckwidrig verwendet, noch für eigene Zwecke verwendet", sagte er. Bei den Privatentnahmen habe es sich etwa um Gelder gehandelt, die der Angeklagte bei der Vereinsgründung aus eigener Initiative vorgestreckt hatte. Alle anderen Ausgaben seien sehr wohl in Zusammenhang mit der Vereinstätigkeit erfolgt. "Auch der Vorwurf Gefährdung von Gläubigerinteressen ist nicht zutreffend. Von einer groben Fahrlässigkeit kann nicht ausgegangen werden." Sein Mandant sei rund um die Uhr für seine Schützlinge da gewesen.
Prozess gegen Obmann von Sozialverein
Der bisher unbescholtene Angeklagte ist zur Zeit ohne Arbeit und mit 180.000 Euro verschuldet, derzeit läuft ein Schuldenregulierungsverfahren. Er räumte heute gegenüber der Richterin "Schlampereien" ein, meinte aber auch, sich auf die Buchhaltung verlassen zu haben. Das Verfahren wurde heute vertagt, da die einzelnen Schadenssummen noch einmal mit einem Gutachter erörtert werden sollen.
(Quelle: apa)