Diese Maßnahmen wurden auch wegen des drohenden Ärztemangels getroffen. In den nächsten zehn Jahren müssen in Salzburg 50 Prozent der derzeit 446 bestehenden Kassenarztstellen für Allgemeinmediziner und Fachärzte aufgrund von Pensionierungen nachbesetzt werden, rechnete Ärztekammer-Präsident Karl Forstner am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Salzburg vor. 250 Stellen nachzubesetzen sei zwar schwierig und eine große Herausforderung, aber "durchaus machbar", sagte SGKK-Direktor Harald Seiss.
Hausarzt-Ordinationen im Pongau noch nicht besetzt
In den vergangenen fünf Jahren konnten Nachfolger für 141 freigewordene Kassenstellen in der Primärversorgung gefunden werden, allein in diesem Jahr wurden 27 Stellen nachbesetzt. Drei Hausarzt-Ordinationen im Pongau sind allerdings nach wie vor offen, und zwar in Werfen, Großarl und Mühlbach am Hochkönig. Zu den "Mangelfächern" zählen Kinder- und Jugend-Psychiatrie und physikalische Medizin.
Flexiblere Arbeitsmodelle bringen Optimismus
Auch wenn die Sorge geäußert wurde, das hohe Tempo, jährlich rund 25 Stellen nachzubesetzen, aufgrund der sinkenden Arztzahlen nicht halten zu können, so versprühten die Salzburger Vertragspartner durch die neuen Formen der Zusammenarbeit, die auch dem Wunsch von nachrückenden Ärzten auf maßgeschneiderte, flexiblere Arbeitsmodelle besser entsprechen, doch Optimismus. "Die Latte liegt sehr hoch. Wir hoffen, dass wir aufgrund der Attraktivierung der Arztstellen unser Ziel erreichen können", sagte der Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Walter Arnberger. Damit soll auch in Zukunft gesichert sein, dass Patienten "wohnortnah" betreut werden.
"Faire Aufstockung" der Honorare für Salzburgs Ärzte
Neben einer "fairen Aufstockung" der ärztlichen Honorare sei es auch notwendig gewesen, zur Umsetzung und Belebung von Gruppenpraxen Verbesserungen und Neuerungen von Zusammenarbeitsformen, Offenheit für generelle Individualisierung und Flexibilisierung der Vertragsarzttätigkeit zu erreichen, so Arnberger. Das Angebot könnte auch Wahlärzte dazu animieren, ins Kassenarztsystem einzusteigen.
Salzburg sieht sich mit den Arbeitsmodellen auch als Vorreiter, sagte Forstner. Er verwies auf die "Salzburger Initiative Allgemeinmedizin" (SIA): Turnusärzte absolvieren einen Teil des Turnus bei praktischen Ärzten. Zudem könnten Jungärzte nach einer Lehrpraxis bis zu einem Jahr in der Kassenpraxis weiterbeschäftigt werden.
"Jobsharing-Praxis" als innovative Modell
Ein innovatives Salzburger Modell ist auch die "Jobsharing-Praxis". Ärzte haben die Möglichkeit, auf Lebensphasen abgestimmte Arbeitszeitmodelle im Kassenvertrag umzusetzen. Die Führung von Zweitordinationen wird erleichtert, um die Basisversorgung auch in Kleingemeinden sicherzustellen. Neu geschaffen wurde ein Art "saisonale Jobsharing-Praxis" für touristische Gebiete wie Wintersportorte. Ärzte können saisonal einen Arzt als Vertretung in die Praxis nehmen. Sowohl die organisatorischen als auch finanziellen Rahmenbedingungen bei Jobsharing als auch bei der Übergabepraxis für junge Ärzte seien im neuen Arbeitspaket deutlich attraktiver gestaltet, erklärte Arnberger. In Salzburg gibt es bereits 13 Gruppenpraxen, acht davon von Allgemeinmedizinern.
Derzeit investiert die Salzburger Gebietskrankenkasse rund 39 Millionen Euro für die Leistungen von Allgemeinmedizinern und 53 Millionen Euro für Fachärzte. Die Mehrausgaben durch die Honorar-Erhöhung (6,2 Prozent für praktische Ärzte und 5,8 Prozent für Fachärzte) betragen jährlich insgesamt rund fünf Millionen Euro.
(Quelle: salzburg24)