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Salzburger Gericht bewilligt Auslieferung mutmaßlicher Jihadisten

Der Auslieferungsbeschluss im Fall von Adel H. sei schon rechtskräftig, Muhammad U. soll gegen die Entscheidung Beschwerde eingelegt haben.
Veröffentlicht: 23. Juli 2016 11:47 Uhr
Ein Salzburger Gericht hat die Auslieferung der beiden mutmaßlichen Jihadisten Adel H. und Mohammad U. nach Frankreich bewilligt. Dies berichteten die "Salzburger Nachrichten" (Samstagsausgabe) unter Berufung auf nicht näher ausgeführte Recherchen. Die beiden stehen in Verdacht, Teil des Netzwerks der IS-Attentäter von Paris gewesen zu sein.

Der Auslieferungsbeschluss im Fall des Algeriers Adel H. sei schon rechtskräftig, der Pakistaner Muhammad U. soll gegen die Entscheidung des Gerichts Beschwerde eingelegt haben. Die Salzburger Staatsanwaltschaft lehnte einen Kommentar unter neuerlichem Verweis darauf, dass es sich um einen "Verschlussakt" handle, ab. Die beiden waren im vergangenen Herbst im Zuge der großen Flüchtlingskrise gemeinsam mit zwei der späteren Paris-Attentäter in den Schengen-Raum gekommen. Sie reisten mit gefälschten syrischen Pässen ein. Adel H. und Muhammad U. wurden im November in Salzburg festgenommen.

Auslieferung offenbar bewilligt

Wie SN-Recherchen ergaben, hat ein Salzburger Gericht Anfang Juli die Auslieferung des Algeriers Adel H. (29) und des Pakistaner Muhammad U. (35) an die Republik Frankreich bewilligt. Anlass für die Auslieferungsverhandlung war ein entsprechender Antrag der französischen Justiz: Das Duo stehe auf Basis der monatelangen intensiven Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nämlich in dringendem Verdacht, unmittelbar Teil des Netzwerks der IS-Attentäter von Paris gewesen zu sein.

Bekanntlich hatte am 13. November ein Terrorkommando von Mitgliedern des Islamischen Staates bei einer Serie von Selbstmordattentaten 130 Menschen getötet und Hunderte verletzt. Wie der "Kurier" vor einer Woche unter Verweis auf der Zeitung vorliegenden Informationen berichtet hatte, sollen die beiden auch als Selbstmordattentäter für Paris vorgesehen gewesen sein.

Kontakt zu Paris-Attentätern

Adel H. und Muhammad U. waren im Oktober im Flüchtlingsstrom und gemeinsam mit zwei der späteren Paris-Attentäter - Ahmad al-Mohammed und Mohammad al-Mahmoud - in den Schengenraum gereist. Konkret strandete das Quartett auf demselben Flüchtlingsboot am 3. Oktober auf der griechischen Insel Leros. Im Gegensatz zu den zwei späteren Massenmördern wurden der Algerier und der Pakistaner aber von der griechischen Justiz festgenommen. Grund: ihre Reisedokumente schienen in einer Datenbank mit etwa 4000 vom IS gestohlenen syrischen Blankopässen auf.

Festnahme in Salzburg

Ende Oktober wurden Adel H. und Muhammad U. dann jedoch freigelassen. Das Duo strandete schließlich in Österreich - die Pariser Anschläge waren zu diesem Zeitpunkt von ihren beiden Mitreisenden und weiteren IS-Terroristen bereits ausgeführt worden. Aufgrund der in Griechenland genommenen Fingerabdrücke wurden Adel H. und Muhammad U. schließlich am 10. Dezember in einem Salzburger Flüchtlingslager erneut verhaftet - abermals wegen falscher Dokumente.

Wie die SN bereits im April berichtet hatten, sollen der Algerier und der Pakistaner im Ermittlungsverfahren zugegeben haben, von der Terrormiliz IS den Auftrag erhalten zu haben, in Frankreich Anschläge zu verüben. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Salzburg zudem bestätigt, dass die beiden verdächtig seien, konkrete Kontakte mit dem Pariser Terrorkommando gehabt zu haben. Rufdatenauswertungen ihrer Handys hätten laut "Kurier" auch ergeben, dass das Duo auch von Österreich aus Verbindungen zu IS-Terroristen gehalten habe und vom IS auch über eine Bargeldransfer-Firma finanziell versorgt worden sei.

Terror-Bomber von Mumbai mit dabei?

Extrem brisant ist auch, dass es sich bei dem Pakistaner einem Bericht der Londoner Zeitung "Sunday Times" zufolge um einen der Terror-Bomber von Mumbai (Indien) handeln solle. Im Jahr 2008 waren bei Bombenanschlägen in der indischen Großstadt 166 Menschen getötet worden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte das nicht: die tatsächliche Identität des 35-Jährigen sei noch nicht eindeutig geklärt.

(APA)

(Quelle: salzburg24)

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