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Sturm "Niklas" erreicht Salzburg

"Niklas" zieht auch über Salzburg.
Veröffentlicht: 31. März 2015 11:12 Uhr
Am frühen Dienstagnachmittag erreichte Sturm "Niklas" Salzburg. Die Meteorologen sprechen von Sturmböen von bis zu 110 km/h. Auf den Bergen kann es gar zu starken Orkanböen kommen.
Lisa Haensch

Sturmtief "Niklas" hat am Dienstagnachmittag wie vorhergesagt das Bundesland Salzburg erreicht und zu Schäden und Verkehrsbehinderungen geführt. Bis 17 Uhr wurden 35 Feuerwehren zu 115 Einsätzen gerufen. Ausgerückt sind rund 550 Salzburger Florianis. Auch in der Stadt Salzburg rückte die Berufsfeuerwehr bereits zu 33 kleineren Sturmeinsätzen aus.

Jugendherberge evakuiert

In Saalbach-Hinterglemm (Pinzgau) wurde am frühen Dienstagabend ein Familien- und Jugendgästehaus vollständig evakuiert. Sturmtief Niklas hatte das Dach des Gebäudes komplett abgedeckt. Die 54 überwiegend deutschen Bewohner des Hauses im Ortszentrum wurden in einem nahegelegenen Hotel untergebracht. Laut Feuerwehr war das Haus am Abend abgesichert, verletzt wurde niemand.

Stromausfälle und Straßensperren im Flachgau

Schwerpunkt der Sturmschäden waren laut Landesfeuerwehrkommando der nördliche Flachgau sowie das nördliche Seengebiet. Die Helfer mussten umgestürzte Bäume von Straßen entfernen, bei Anthering war ein Lkw-Zug von einer Böe erfasst und von der Fahrbahn geschleudert worden. Die Feuerwehr barg das Fahrzeug.

 

Vereinzelt wurden auch Dächer abgedeckt, Pool-Abdeckungen oder frei stehende Trampoline weggerissen. Auf der L207 zwischen Lamprechtshausen und Michaelbeuern wurde ein Wagen von einem umstürzenden Baum getroffen, der Lenker dürfte unverletzt geblieben sein. Auch auf der B158 wurde ein Auto von einem dicken Ast getroffen. Die Innsassen konnten sich unverletzt ins Freie bringen. Die Feuerwehr musste den dicken Ast, welcher von einem Baum abgebrochen war, zerkleinern, um das Auto zu bergen. Die B158 war während der Aufräumarbeiten komplett gesperrt.

 

 

Umgestürzte Bäume oder schwere Äste fielen auch auf Stromleitungen und führten dadurch mehrfach zu meist kurzen Stromausfällen, sagte der Sprecher der Salzburg AG, Sigi Kämmerer. Betroffen waren vor allem die Bereiche von Lamprechtshausen, Arnsdorf, über Obertrum, Mattsee und Thalgau bis Köstendorf und Schleedorf. Die Bereitschaftstrupps seien vor dem Sturm noch aufgestockt worden. "Sofern es die Sicherheit zulässt, sind alle Kräfte im Einsatz." Betroffen war auch die Salzburger Lokalbahn. Ab Oberndorf waren beide Stränge Richtung Lamprechtshausen und Ostermiething unterbrochen. Die Salzburg AG hat zwar einen Schienenersatzverkehr eingerichtet, doch auch der funktionierte nicht, weil in beiden Richtungen die Straßen gesperrt waren, so Kämmerer.

 

Friedhöfe und Hellbrunner Park in Salzburg gesperrt

Die Stadt Salzburg sperrte am Dienstagnachmittag aus Sicherheitsgründen ihre Friedhöfe sowie den Hellbrunner Park. Da bei der Hundewiese im Volksgarten bereits ein Baum umgestürzt war, wurden die Besucher aller Parks aufgefordert, die Grünanlagen zu verlassen. Von einem Spaziergang durch die Hellbrunner Allee wird dringend abgeraten, informierte die Stadt in einer Aussendung. Auch das Freilichtmuseum in Großgmain (Flachgau) musste evakuiert werden.

Einschränkungen im Flugverkehr

"Niklas" schränkte auch den Flugverkehr in Salzburg ein. Ab Mittag wurden einige Flugverbindungen gestrichen, wie der Sprecher des Flughafens Salzburg, Alexander Klaus, erklärte. Betroffen waren bisher vier Flüge von und nach Frankfurt, eine Verbindung nach Berlin und eine nach Düsseldorf. "Wir haben momentan Windverhältnisse von knapp unter 100 km/h", sagte Klaus gegen 16.00 Uhr. Laut Klaus könnte es in den nächsten Stunden noch zu weiteren Streichungen von Flügen kommen. Meteorologen zufolge zieht von Bayern eine Gewitterfront herein. "Die letzte Entscheidung liegt aber beim Piloten", erklärte der Flughafen-Sprecher.

Zugverbindung über "Deutsches Eck" unterbrochen

 

Aktuelle Streckeninformationen auf oebb.at Salzburg24
Aktuelle Streckeninformationen auf oebb.at

Beeinträchtigungen gab es auch im Zugverkehr. "Wir haben im Moment keine Verbindungen nach Bayern, aufgrund der Sturmschäden im bayerischen Raum", sagte ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel am Nachmittag. Die Züge, die über das Große Deutsche Eck in Richtung Innsbruck oder von Innsbruck nach Salzburg und Wien fahren, werden innerösterreichisch über Zell am See umgeleitet. Die Fahrgäste müssten mit einer 90-minütigen längeren Reisezeit rechnen, hielt Zumtobel fest. Es gebe eine Kulanzregelung für all jene, die wegen des Sturmes die Reise nicht antreten können oder wollen - Tickets würden kostenlos auf einen anderen Tag umgeschrieben oder für den nächstfolgenden Zug gelten.

Seine geballte Kraft zeigte "Niklas" unter anderem auch am Chiemsee, wo am Ostufer bei Chieming Böen mit satten 131 km/h gemessen wurden. Der starke Sturm verwandelte den sonst so romantischen See in ein tosendes Meer.

Salzburg sei bisher glimpflich davongekommen, resümierte der ÖBB-Sprecher. Am frühen Nachmittag war die Westbahnstrecke zwischen Hallein und Salzburg-Aigen allerdings von umgestürzten Bäumen kurzfristig blockiert. Die ÖBB haben wegen des Sturms zusätzliche Einsatztrupps zur raschen Behebung von Schäden in Bereitschaft gestellt.

Sturmschäden in Oberösterreich

In Oberösterreich standen am Dienstagnachmittag rund 4.000 Feuerwehrleute im Dauereinsatz. Durch "Niklas" wurden Dächer abgedeckt und Bäume umgerissen, die Straßen blockierten und Stromleitungen lahmlegten. Tausende waren ohne Strom. Die Energie AG berichtete von 25.000 Haushalten in den Bezirken Ried, Schärding und Vöcklabruck, die vorübergehend keine Stromversorgung hatten. Am späten Nachmittag waren es noch 12.000. Die Linz AG verzeichnete 16.500 betroffene Haushalte, vor allem im Mühlviertel.

Tödlicher Unfall in Mauthausen

Ein 63-jähriger ist am Dienstag in Mauthausen (Bezirk Perg) tödlich verunglückt, als er versuchte wegen des Sturmtiefs "Niklas" seine Terrassenüberdachung zu sichern. Der Pensionist stürzte von einer Leiter und fiel mit dem Kopf gegen eine Steckdose. Dann schlug er auf dem Steinboden auf, teilte die Polizei mit. Er erlitt schwere Kopfverletzungen. Wiederbelebungsmaßnahmen blieben ohne Erfolg.

 

Erste Sturmschäden in Braunau/APA/Fesl Salzburg24
Erste Sturmschäden in Braunau/APA/Fesl

Stromausfälle und Liftsperren in Tirol

"Niklas" hat auch in Tirol zu Problemen geführt. Vor allem im Bezirk Landeck und im Sellrain (Bezirk Innsbruck-Land) kam es zu Stromunterbrechungen durch umgestürzte Bäume. Gegen 13 Uhr meldete die "Tinetz AG" Versorgungsunterbrechungen bei über 70 Trafostationen in 16 Gemeinden. Der starke Wind ließ am Dienstag auch in den Skigebieten Bahnen still stehen. Unter anderem wurde der Betrieb am Stubaier Gletscher eingestellt. Eingeschränkten Betrieb gab es etwa auch am Arlberg, in Sölden, in Obergurgl, bei den Kitzbüheler Bergbahnen, im Kühtai und in Ischgl.

 

Der starke Sturm deckte das Dach eines Mehrparteienhauses in Reutte ab./APA/Zeitungsfoto.at Salzburg24
Der starke Sturm deckte das Dach eines Mehrparteienhauses in Reutte ab./APA/Zeitungsfoto.at

 

"Niklas" hat am Dienstagnachmittag auch Niederösterreich erreicht. Wegen abgedeckter Häuser, auf Straßen, in Telefon- und Stromleitungen gestürzter Bäume oder wegen Kaminen, die einzustürzen drohten, rückten Helfer vorerst in den Bezirken Amstetten, Melk und St. Pölten aus. Der Sturm zog Richtung Osten weiter. Ausläufer von "Niklas" seien jedoch auch im nördlichen Niederösterreich zu erwarten, sagte Resperger. Vorerst waren 36 Feuerwehren aufgeboten.

Böen mit 150 km/h in Deutschland

Sturmtief “Niklas” zieht vom Westen herein und sorgte etwa in Deutschland mit Spitzenböen von rund 150 Kilometern pro Stunde für beträchtliche Verkehrsbehinderungen. Einzelne Zugverbindungen wurden unterbrochen, auch der Viktualienmarkt in München musste am Dienstag wegen des Sturms bereits gesperrt werden. Mindestens zwei Stände seien bereits am frühen Dienstagmorgen zusammengebrochen, sagte Elke Fett, Sprecherin der Viktualienmarkthändler. Trümmerteile, Pflanzen und Schirme seien durch die Luft gewirbelt worden.

 

Heftige Böen in München/AP Photo/dpa/Hoppe Salzburg24
Heftige Böen in München/AP Photo/dpa/Hoppe

Salzburger Metereologen geben Entwarnung

Für Salzburg besänftigt Wetterexperte Alexander Ohms von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. „Es kann in der Stadt Salzburg nicht von einem Orkan gesprochen werden, sondern lediglich von einem Sturm. Ein Orkan wird jedoch auf den Bergen erwartet." Von einem Orkan wird erst ab einer Windstärke von 130-140 km/h gesprochen, so der Experte.

 

Die aktuelle Wetterlage in Salzburg./ZAMG Salzburg24
Die aktuelle Wetterlage in Salzburg./ZAMG

„Diese Sturmböen, die am Dienstag erwartet werden, können auch bei einem heftigen Gewitter erreicht werden. Zwar kann es zu lokalen Sturmschäden kommen, allerdings ist kein flächendeckendes Ereignis wie bei 'Kyrill' zu erwarten“, erklärt Ohms gegenüber SALZBURG24. Wir haben noch einmal die besten Tipps und Verhaltensregeln des Österreichischen Zivilschutzverbandes zusammengefasst.

Fünf Tipps, wie du dich schützen kannst

  1. Verankere Gerüste, Werbetafeln, Markisen, Partyzelte und Abdeckplanen fest.
  2. Halte Abstand vor großen Bäumen, diese könnten entwurzeln.
  3. Überprüfe das Dach vor losen Ziegeln.
  4. Decke große Glasflächen ab (z.B. durch Rollläden).
  5. Bringe alle nicht befestigten Gegenstände außerhalb des Hauses oder im Garten in Sicherheit.

Die 5 wichtigsten Verhaltensregeln

  1. Meide Fahrten durch Waldgebiete und Alleen.
  2. Schließe Fenster und Türen. Auch Rollläden und Fensterläden können vor Schaden schützen.
  3. Parke Fahrzeuge am besten in einer Garage und nicht in der Nähe von hohen Häusern oder Bäumen.
  4. Lasse dich nicht von plötzlich eintretender Windstille täuschen! Schalte das Radio zur weiteren Information über die Wetterentwicklung ein!
  5. Denke auch an Menschen in deiner Umgebung, die hilfsbedürftig sind oder die kein Deutsch verstehen. Sie benötigen deine Unterstützung.

 

(SALZBURG24/APA)

Links zu diesem Artikel:

  • Das Wetter in der Karwoche
  • Niklas fegt über Deutschland

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(Quelle: salzburg24)

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