Wie seht ihr das?

Wiederaufnahme von Salzburg-Wien-Flügen gefordert

Veröffentlicht: 03. November 2023 14:05 Uhr
Drei Jahre nach dem Aussetzen von Inlandsflügen zwischen Salzburg und Wien fordern Vertreter der Luftfahrt-Branche sowie LH-Stellvertreter Stefan Schnöll nun die Wiederaufnahme dieser Kurzstreckenflüge. Was haltet ihr davon?
SALZBURG24 (alb)

Seit 2020 gibt es in Österreich keine Inlandsflüge mehr für Strecken, die mit der Bahn in unter drei Stunden zurückgelegt werden können. Das war eine Bedingung des Klimaschutzministeriums für das Rettungspaket der Fluglinie AUA. Nun fordert Landeshauptmann-Stellvertreter und Wirtschaftsreferent Stefan Schnöll (ÖVP) die Wiederaufnahme dieser Verbindungen.

 

Eine aktuelle, von der Wirtschaftskammer beauftragte Studie habe den ökologischen Nutzen dieser Regelung widerlegt, heißt es dazu in einer Aussendung am Freitagnachmittag.

Flugpassagiere zieht es nach München

Ein „bedeutender Teil der Passagiere“ der Strecke Salzburg-Wien fahre nun nämlich mit dem Auto nach München anstatt mit dem Zug nach Wien. Die Inlandsflüge müssten dementsprechend wieder aufgenommen werden. Ansonsten werde der Wirtschaftsstandort Salzburg „nachhaltig geschädigt“, so Schnöll. Denn durch die Einstellung der Kurzstreckenflüge gehe viel Wertschöpfung im Land verloren, weil auf ausländische Flughäfen ausgewichen werde. Nur zehn Prozent der ehemals bis zu 120.000 Personen, die die Flüge zwischen Salzburg und Wien nutzten, seien auf die Schienen umgestiegen.

„Negative Auswirkungen“ durch Abschaffung der Inlandsflüge

Die Abschaffung der innerösterreichischen Flüge habe „sehr negative Auswirkungen auf den Standort“, meint auch Studienautor Stefan Höffinger. Das führe vor allem zu einem Verlust an Konnektivität, welcher sich wiederum negativ auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandort Österreich auswirkt. „Das heißt, es treten nicht nur die erwarteten Effekte für den Klimaschutz nicht ein, sondern durch das Ausweichen auf ausländische Drehkreuze geht zusätzlich innerösterreichische Wertschöpfung verloren.“

Salzburger Bürgerliste über Schnöll-Forderung verärgert

Rasch meldete sich Bürgerliste der Stadt Salzburg dazu zu Wort. Der Neustart der „unsinnigen und besonders schädlichen“ Salzburg-Wien-Flüge sei für sie ein „absolutes NoGo“, ließen sie am frühen Nachmittag in einer Aussendung wissen. Obwohl die Auswirkungen längst zu spüren seien, sei der Klimawandel offenbar noch nicht in den Köpfen aller Verantwortlichen angekommen, heißt es weiter. Statt Inlandsflüge nach Wien wieder zuzulassen, solle die schwarz-blaue Landesregierung beim Klimawandel „endlich in die Gänge kommen“, ärgert sich Bürgerlisten-Klubobfrau Ingeborg Haller.

Der Flughafen Wien als wichtiges Drehkreuz sei mit dem Railjet in drei Stunden bequem erreichbar. Die Anreise mit dem Zug müsse daher forciert werden. „Verkehrsreferent Stefan Schnöll, der sich nach außen hin gerne für den Ausbau der Öffis stark macht, wird durch seine Forderung der Wiederaufnahme der Kurzstreckenflüge von Salzburg nach Wien völlig unglaubwürdig“, findet Haller. Einerseits den Schienen-Ausbau zu fordern und andererseits klimaschädliche Kurzstreckenflüge zu verlangen, passe nicht zusammen.

Dem schlossen sich auch die Salzburger Grünen an. Die Wiederaufnahme von Inlandsflügen sei "klimapolitische Geisterfahrerei", so Grüne-Verkehrssprecher Simon Heilig-Hofbauer in einer Aussendung. Statt "kürzeste" Flüge wieder zu erlauben, solle lieber mehr Geld in den Ausbau der Bahn investiert werden. Dann würden Inlandsflüge ohnehin unnötig.

WKÖ-Luftfahrtobmann gegen Verbot von Inlandsflügen

WKÖ-Luftfahrtobmann Günther Ofner spricht sich gegen ein Flugverbot für innerösterreichische Kurzstrecken aus. Seit dem Rettungspaket 2020 ist es der AUA untersagt, von Salzburg nach Wien zu fliegen, da die direkte Erreichbarkeit mit der Bahn unter drei Stunden gegeben ist. Mit der Fertigstellung des Ausbaus der Südbahnstrecke drohe den Flughäfen Graz und Klagenfurt das gleiche Schicksal, warnte Ofner am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Einer von der WKÖ-Berufsgruppe Luftfahrt in Auftrag gegebene Evaluierungsstudie von Höffinger Solutions zufolge habe die Salzburg-Wien-Sperre den Effekt gehabt, dass Passagiere zu einem großen Teil mit dem Auto zum Flughafen München fahren oder via Flughafen Salzburg auf andere Drehkreuzflughäfen wie Frankfurt ausweichen. Der Pressesprecher des Flughafens Salzburg, Alexander Klaus, gibt an, dass über 90 Prozent der Passagiere nach Wien Transferpassagiere gewesen seien. Insbesondere für Geschäftsreisende sei der Flughafen München gegenüber Schwechat nach der Einstellung der Wien-Verbindung weitaus attraktiver geworden. Grund dafür sei auch das mangelhafte Angebot seitens der Bahnbranche, das es nicht möglich mache, die attraktiven Flüge in der Früh zu erreichen, so Klaus.

Ähnliches befürchtet Wolfgang Grimus, Geschäftsführer des Flughafen Graz, für seinen Standort. Nahezu alle Passagiere aus Graz würden aktuell in Wien nur umsteigen und nicht Wien als Zielort haben. Ein Großteil der Wertschöpfung würde ins Ausland verlagert, sollte die Flugstrecke zwischen Wien und Graz eingestellt werden.

Flugverbote laut WKÖ-Studie "mehr als fragwürdig"

Der Studienautor Stefan Höffinger bezeichnet die Sinnhaftigkeit solcher Flugverbote als "mehr als fragwürdig" und sieht die regionalen Zubringerflughäfen als Verlierer der Maßnahme. Weiters profitiere die Bahn nicht wie erwartet. Bezogen auf die Auswirkungen auf das Klima meint Ofner, ein Verbot innerösterreichischer Flüge bringe "gar nichts". Einer Studie von Greenpeace, die zum Ergebnis hatte, dass 80 Prozent der österreichischen Kurzstreckenflüge durch die Bahn ersetzbar wären, setzt Höffinger entgegen, dass die gestrichenen Flüge nun lediglich woanders stattfinden würden. Die Umweltschutzorganisation kontert in einer Stellungnahme, dass eine Maschine von Wien nach Salzburg so klimaschädlich sei wie 14 Railjets.

Als Lösungsvorschlag bringt Ofner die Förderung von alternativen Treibstoffen ein, die als Ersatz von erdölbasiertem Kerosin die Luftfahrt umweltfreundlicher machen sollen. "Alle Stakeholder" würden das wollen und die Technologie dafür sei bereits erfunden.

(Quelle: salzburg24)

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