"Spoofing" einfach erklärt

Telefonbetrug mit falschen Rufnummern – was ihr dagegen tun könnt

Veröffentlicht: 08. August 2023 17:01 Uhr
Ob falsche Polizei oder angebliche Callcenter: Neben Cybercrime nutzen die oftmals in Banden organisierten Betrüger:innen vor allem das Telefon – und zwar mit gefälschten bzw. manipulierten Rufnummern. Der Schaden ist riesig. Was ihr gegen die dreisten Maschen tun könnt, erfahrt ihr hier.

Plötzlich klingelt das Telefon. Eine unbekannte Nummer scheint am Display auf, im Hintergrund ist ein schluchzender Mensch zu hören und eine Stimme fordert im Befehlston eine rasche Geldüberweisung – andernfalls müsse ein geliebtes Familienmitglied ins Gefängnis. Oder der Anrufer aus einem Callcenter fordert unter Vortäuschung falscher Tatsachen die Zugangsdaten für das Bankkonto. So oder so ähnlich passiert das jeden Tag zuhauf in Österreich – auch in Salzburg.

Mehr als 60 unterschiedliche Betrugsformen habe das Bundeskriminalamt mittlerweile registriert – Tendenz steigend. Im vergangenen Jahr sei in Österreich ein Schaden von 700 Millionen Euro nur durch die bekanntgewordenen Fälle entstanden. Die Ermittlungsbehörden gehen zudem von einer "enormen Dunkelziffer" aus.

Finanzieller und emotionaler Schaden

Eine bei den Kriminellen überaus erfolgreiche Masche ist der Telefonbetrug. Die häufig nichts ahnenden Opfer werden von vermeintlichen Polizist:innen oder der Staatsanwaltschaft angerufen und mit falschen Angaben, wie etwa einem Einbruch in der Nachbarschaft, massiv unter Druck gesetzt. Die potenziellen Opfer sollen dadurch dazu verleitet werden, Geld und Wertgegenstände an falsche Polizist:innen zu übergeben.

Neben enormen finanziellen Schäden, die auch existenzbedrohend sein können, treten bei den Geschädigten mitunter psychische Folgebelastungen auf. "Die Täter spielen mit den Bedürfnissen und Emotionen ihrer Opfer und nutzen diese skrupellos aus", schilderte Katja Tersch, Leiterin des Tiroler Landeskriminalamts, am Montag im Rahmen der bundesweiten "Woche gegen den Betrug".

Trotz des Schamgefühls rät die Kriminalbeamtin Betroffenen unbedingt zur Anzeige, "um nicht allein zu bleiben mit der Hilflosigkeit". Es gebe "keinen Grund sich zu schämen, denn die Täter agieren zumeist hochprofessionell und sind Meister der Manipulation."

Spoofing: Anrufe mit falschen Rufnummern aus Österreich

Das aktuell größte Problem beim Telefonbetrug stellt das sogenannte Spoofing dar, bei dem Täter:innen als Absenderkennung gefälschte österreichische Telefonnummern für Anrufe, SMS und Messengerdienste verwenden. Denn um ihre wahre Identität zu verschleiern, fälschen Betrüger:innen die Telefonnummer bzw. Absendererkennung.

 

Die Manipulation sei relativ leicht möglich und sei technisch nicht zu unterbinden, bestätigt Jochen Ohnewas-Schützenauer, Pressesprecher beim Telekommunikationsunternehmen A1, am Dienstag gegenüber S24. Anrufe mit manipulierten Telefonnummern seien dem Unternehmen demnach bekannt und die technischen Möglichkeiten vielfältig. "Ein Generator erzeugt eine Telefonnummer und ruft dann zufällig eine andere Telefonnummer an." Anrufe mit derselben Nummer seien deshalb die absolute Seltenheit, heißt es seitens A1. Deshalb sei das Blockieren einer verdächtigen Telefonnummer "eine Sisyphusarbeit", merkt der A1-Sprecher an, denn in den meisten Fällen würden die Betrüger:innen mit unterschiedlichen Telefonnummern anrufen.

Mobilfunkanbieter hätten kaum die Möglichkeit, um zu kontrollieren, ob die am Smartphone angezeigte Telefonnummer tatsächlich stimmt oder nicht. Das können einerseits real existierende in- wie ausländische Telefonnummern sein, obwohl der:die Inhaber:in der Nummer mit dem Anruf nichts zu tun hat oder auch Fantasienummern, also Rufnummern, die nicht vergeben wurden.

 

Falls ihr von einer ausländischen Telefonnummer angerufen werden solltet und keine Rückschlüsse auf die jeweilige Person machen könnt, empfiehlt etwa A1 als Präventivmaßnahme, diese Anrufe grundsätzlich zu ignorieren. Und wenn der Anruf vermeintlich aus Österreich kommen sollte, ihr rangeht und euch "das Telefonat komisch vorkommt, gleich wieder beenden", empfiehlt A1-Sprecher Ohnewas-Schützenauer. Falls dennoch versehentlich Informationen, wie Passwörter oder Bankdaten, übermittelt wurden, solltet ihr umgehend die Polizei kontaktieren, Anzeige erstatten und eure Bank kontaktieren.

Telefonbetrug: Verdächtige Rufnummer melden

Die drei österreichischen Mobilfunkriesen – A1, Magenta und Hutchison Drei Austria – empfehlen ihren Kund:innen, die Opfer von Betrugsversuchen geworden sind, nach der Anzeige bei der Polizei diese Fälle auch bei der Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) zu melden.

Zudem versucht Drei "mit technischen Mitteln Betrugsanrufe und Betrugs-SMS zu unterbinden", heißt es dazu auf S24-Anfrage. "Aufgrund von ePrivacy und dem Telekommunikationsgesetz sind wir als Betreiber streng reguliert", so Drei-Pressesprecher Tom Tesch: "Wir dürfen Inhalte nicht einsehen und sind rechtlich verpflichtet, alles durchzustellen." Allerdings könne der Betreiber gemeldete Rufnummern aufgrund von Meldungen sperren. Aber "erfahrungsgemäß werden gefälschte Telefonnummern rasch geändert." Solche Spoofing-Betrugsszenarien klingen nach einiger Zeit meist ab, da die gefälschte Nummer nur einige Tage lang benutzt würde.

Stimme im Telefonat mit KI fälschen

Derzeit noch Zukunftsmusik – zumindest für die breite Masse – sind Telefonbetrügereien mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI). Dabei wird die Stimme des Anrufenden täuschend echt gefälscht, sodass der Eindruck entsteht, tatsächlich mit derjenigen Person zu sprechen. "Das sind keine 0815-Betrugsfälle, sondern erfordern einen sehr großen Aufwand", betont A1-Pressesprecher Ohnewas-Schützenauer. Davon seien derzeit vor allem internationale Firmen betroffen. "Für Privatkunden trifft das eher nicht zu, weil es hier um Millionenbeträge geht."

So reagiert ihr richtig auf Betrugsmaschen

Die Polizei warnt regelmäßig eindringlich davor, sensible Daten am Telefon bekanntzugeben. Weder Polizei noch Banken würden dies verlangen. Außerdem erinnert die Exekutive daran, dass am Telefon niemals Geld von Polizist:innen oder Staatsanwälten eingefordert werde. Falls ihr möglicherweise eine:n Betrüger:in am Telefon haben solltet, gibt die Polizei folgende Präventivtipps.

  • Durchatmen, Zeit lassen und auf keinen Fall von den Anrufer:innen bedrängen lassen
  • Niemals sensible Daten, wie Zugangsdaten, Bankverbindungen und Co am Telefon bekanntgeben
  • Welche Angaben können überprüft werden? Kontakt zu Familienmitgliedern und Freund:innen herstellen und/oder im Internet recherchieren: Z.B. Unternehmen über die Hotline kontaktieren
  • Im Verdachtsfall sofort auflegen und die Polizei kontaktieren
  • Wenn ein Angebot zu schön um wahr zu sein scheint, ist es meistens nicht wahr (Investmentversprechen, hohe Rendite und Co)

Betrüger schlagen erfolgreich am Telefon zu

In aller Regelmäßigkeit werden Fälle von Telefonbetrügereien bekannt. So rief etwa ein angeblicher Bankmitarbeiter bei einer Salzburgerin an und teilte der 74-Jährigen mit, sie sei Opfer eines Betrugs geworden und solle beide Konten auflösen. Die betagte Frau glaubte dem Anrufer und überwies ihr Geld auf ein vorgeblich für sie angelegtes Konto im Ausland. Insgesamt verlor die Salzburgerin knapp 10.000 Euro.

In Linz haben Telefonbetrüger eine 55-Jährige zuletzt so stark unter Druck gesetzt, dass sie ihnen Bargeld und Gold im Wert von 250.000 Euro gegeben hat, wie Anfang August bekanntgeworden war. Die Männer gaukelten der Frau am Telefon vor, ihr Lebensgefährte müsse nach einem Verkehrsunfall in Haft, wenn keine Kaution bezahlt werde. Um die Dramatik der Situation zu betonen, werde bei solchen Telefonbetrügereien im Hintergrund meist noch eine schluchzende Stimme eingespielt.

Oftmals agieren die Täter:innen in organisierten Banden. Im Herbst 2022 wurde etwa ein Callcenter in Indien ausgeforscht, über das weltweit Telefonbetrug begangen worden sein soll. Allein in Österreich betrug der dadurch angerichtete Schaden rund 2,7 Millionen Euro.

Im Jahr 2022 entstand beim sogenannten Sohn/Tochter-Betrug österreichweit ein Schaden von 6 Millionen Euro, dabei registrierte die Polizei rund 3.300 Opfer – Tendenz steigend, denn heuer liegt der entstandene Schaden bereits bei 5,7 Millionen Euro. Betrugsmaschen mit der falschen Polizei forderten im Vorjahr eine österreichweite Schadensumme in Höhe von rund 15 Millionen Euro.

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(Quelle: salzburg24)

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