Halsschmerzen, Müdigkeit, Fremdkörpergefühl, Schwindel, Schmerzen im Rachen, Schmerzen bei Bewegung des Kopfes oder Tinnitus: Das sind einige Symptome, die das Eagle-Syndrom mit sich bringen kann. So auch bei Michael Biedermann aus Oberalm (Tennengau), der vor etwa einem Monat die Diagnose erhielt. Die Vielseitigkeit der Symptome könnte einer der Gründe gewesen sein, weshalb das Syndrom lange Zeit unentdeckt blieb, vermutet der Tennengauer. Während dieser Zeit habe er sich sehr einsam gefühlt. Viele Ärzt:innen seien davon ausgegangen, dass der Knochen, der auf der linken Seite unterhalb des Kiefers zu spüren und zu erkennen ist, ein Lymphknoten sei. Erleichtert sei er gewesen, als nach eineinhalb Jahren endlich klar war, woher seine Beschwerden kommen. Verursacht wird das Eagle-Syndrom durch einen zu langen Griffelfortsatz beim Schädelknochen. Bei Biedermann reicht dieser Griffelfortsatz auf der linken Seite bis zum Kehlkopf, rechts ist er kurz davor.
„Ich wache in der Früh auf und habe jeden Tag etwas anderes“, erzählt der 31-Jährige im SALZBURG24-Gespräch. Wie viele Menschen weltweit mit der Erkrankung leben, ist nicht endgültig geklärt. Aktuell gehen die meisten Forscher:innen von vier bis sieben Prozent – vor allem im Alter zwischen 30 und 40 Jahren – aus. Doch nur rund vier Prozent davon haben Symptome. Klar ist jedenfalls, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Das Verhältnis steht 3:1.
31-Jähriger spielt nach Diagnose Lotto
Die Hoffnung hatte der 31-Jährige schon fast aufgegeben. Doch seine Frau ermutigte ihn, es noch ein letztes Mal bei einem HNO-Arzt zu versuchen. Dieser äußerte erstmals den Verdacht auf das Eagle-Syndrom. Weitere Untersuchungen und ein CT brachten schließlich Klarheit. „Ich weiß nicht, ob man es Glück oder Pech nennen kann, dass man der Mensch mit einem so seltenen Syndrom ist. Deshalb habe ich nach der Diagnose Lotto gespielt“, berichtet der Oberalmer schmunzelnd.
Operation als Lichtblick
Nach der Befundbesprechung kümmerte er sich um Papierkram. Denn eine Operation, bei der der Knochen herausgebrochen wird, ist für ihn ein großer Lichtblick. Der 17. Dezember ist der große Tag. „Schmerzmedikamente bringen zwar Linderung für kurze Zeit, aber der Knochen wird nie verschwinden. Auch Physiotherapie wird nicht helfen. Denn je gereizter die Neven sind, umso mehr kann das im Körper auslösen“, begründet er seine Entscheidung für den Eingriff. Nächstes Jahr wird dann der zweite Knochen entfernt.
Seinen Beruf als Tankwart übt Biedermann nach wie vor aus. Doch bei seinen Hobbys macht er aktuell Abstriche. „Ich fahre eigentlich sehr viel Motorrad, gehe gerne mountainbiken und laufen. Das habe ich jetzt sehr beschränkt. Gerade beim Laufen merke ich die Vibrationen. Beim Motorradfahren weiß ich nicht, was passiert, wenn ich einen Schlag auf den Hals bekomme und der kleine Knochen bricht oder innerlich etwas verletzt.“ Er ist jedoch zuversichtlich, dass er seinen liebsten Freizeitbeschäftigungen in Zukunft wieder nachgehen kann.
Tennengauer will über Eagle-Syndrom aufklären
Viel Kraft schöpft der 31-Jährige aus dem Rückhalt von Familie und Freund:innen. Besonders seine Frau sei eine enorme Stütze. „Ich sehe, dass sie zu 100 Prozent hinter mir steht – egal, was kommt.“ Der ausschlaggebende Punkt dafür, mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen, sei, mehr Aufmerksamkeit auf das Eagle-Syndrom und andere seltene Erkrankungen zu legen. Biedermann wünscht sich, dass anderen Betroffenen schneller geholfen werden kann. Zugleich möchte er anderen Mut machen und zeigen, dass sie nicht alleine sind. Auf sein Tattoo am Unterarm, das einen Adler zeigt, werde er immer wieder angesprochen. Der kräftige Greifvogel soll das Kämpferische symbolisieren und leitet sich aus dem Namen der Erkrankung ab.
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(Quelle: salzburg24)