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Forscher entdecken neue Riesenhöhle im Tennengebirge

Die Forscher entdeckten eine neue Riesenhöhle im Tennengebirge. LVK Salzburg/Speleo Guano Nürnberg
Die Forscher entdeckten eine neue Riesenhöhle im Tennengebirge.

20 Jahre lang erkundeten Höhlenforscher die Gamskar-Eishöhle und die Felsenbrückenhöhle in Kuchl (Tennengau), bis sie endlich eine Verbindung zwischen den beiden fanden. Nun konnten die beiden Höhlen zu einem fast 30 Kilometer langen System zusammengeschlossen werden. Jetzt machen sich die Forscher auf die Suche nach weiteren Gängen zu anderen Höhlen. Damit könnte das Kuchlberg-Höhlensystem zur größten Höhle im Tennengebirge werden.

Bereits seit den 1970er-Jahren sind in diesem Gebiet rund um die Rotwand großräumige Eishöhlen bekannt. Einen tieferen Weg in den Berg hinein fand man aber erst mit der Entdeckung der Gamskar-Eishöhle 1997. Seit damals folgten die Forscher in über 60 Touren den verschiedenen Gängen in der Höhle. Sie übernachteten sogar tief im Berg, trotzdem war für die Salzburger in einem mehrere hundert Meter langen Gang Schluss: Sie standen in einer Sackgasse.

Felsspalt an Rotwand führt in riesige Höhle

Eine wichtige Entdeckung machte schließlich die Forschergruppe des Speleoclubs (Speleologie ist der Fachbegriff für Höhlenforschung, Anm.) Guano aus Nürnberg: Vor wenigen Jahren fanden sie eine Felsspalte an der Oberfläche nahe der Rotwand. Sie führte überraschenderweise in großräumige Höhlenteile. Über mehrere Jahre hinweg erforschten sie die breiten Gänge und riesigen Hallen der Felsbrückenhöhle und tasteten sich so immer weiter in Richtung Gamskar-Eishöhle vor.

Neue Riesen-Höhle im Tennengebirge gefunden

Bei einer Forschungstour im Juli dieses Jahres stiegen schließlich mehrere Forscherteams auf beiden Seiten in den Berg ein, um gezielt nach der Verbindung zwischen den zwei Riesenhöhlen zu suchen. Selbst angefertigte unterirdische Landkarten, sogenannte Höhlenpläne, und der Luftzug im Berg dienten den Forschern als Orientierung. Aus den Eingängen des Kuchlberg-Höhlensystems strömt im Sommer nämlich kalte Luft. Diese wird am Hochplateau des Tennengebirges über Spalten und Schächte in den Berg gesaugt und gelangt aus den tiefer liegenden Öffnungen wieder an die Oberfläche. "Dieser Luftzug ist unser Wegweiser im Berg", erläutert der Salzburger Höhlenforscher und Geologe Peter Pointner.

Fünf Stunden Fußmarsch vom Eingang entfernt war in einer senkrechten Felswand, 20 Meter über dem Höhlenboden, eine kleine Felsnische versteckt, über die sich die Forschergruppen am 21. Juli tief im Berg trafen. "Dass diese beiden, eigentlich völlig unterschiedlichen Höhlen, eine Verbindung haben, ist auch eine kleine geologische Sensation", erklärt Pointner.

Kuchlberg-Höhlensystem soll erweitert werden

Andere größere Höhlen sind mittlerweile ebenfalls in Reichweite und sollten auch bald an das neu benannte Kuchlberg-Höhlensystem angeschlossen werden. So kann das Höhlensystem sogar zur größten Höhle des Tennengebirges anwachsen.

Mehr als 1.000 Höhlen im Tennengebirge

Das Kuchlberg-Höhlensystem erstreckt sich auf einer Seehöhe von rund 1.700 Metern. Die Höhlen wurden vor vielen Millionen von Jahren gebildet, als das Tennengebirge nur ein paar hundert Meter aus dem Talboden empor ragte. Große Flüsse und Quellen formten einst die gewaltigen Hohlräume. Heute sind diese weitgehend trocken. Nur noch an wenigen Stellen sind aktive Wasserläufe zu finden.

Das Tennengebirge ist mit mehr als 1.000 dokumentierten Höhlengebilden eine der höhlenreichsten Gegenden Europas. International bedeutende Höhlen, wie die größte Eishöhle der Welt, die Eisriesenwelt in Werfen (Pongau), liegen in diesem Gebirgsstock. Vor allem in der Vertikalen hat das Gebirge bemerkenswerte Höhlen vorzuweisen. Von weltweit 100 Riesenschächten mit mehr als 1.000 Metern Höhenunterschied befinden sich alleine fünf im Tennengebirge. Zudem wurden hier zwei der weltweit tiefsten Direktschächte mit Abseillängen von über 400 Metern entdeckt. Dabei ist noch längst nicht die gesamte Bergkette erforscht. Jährlich werden etwa 20 bis 30 neue Höhlen dokumentiert.

Höhlenforschung gibt Einblick in Klimawandel

Die Mitglieder des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg erkunden die Höhlen im Tennengebirge bereits seit vielen Jahren. Meist wird in Kleingruppen mit bis zu fünf Personen in die Höhlen eingestiegen. Neu entdeckte Höhlenteile werden umgehend vermessen und kartographiert. Zur Erforschung großer Höhlen sind vom Land Salzburg und auch vom jeweiligen Grundeigentümer Genehmigungen einzuholen.

Aktuell sind Trinkwasserschutz und Klimawandel wichtige Themen, für welche auch die Höhlenforschung in Salzburg wesentliche Erkenntnisse liefert. So sind beispielsweise die Veränderungen der Eishöhlen des Tennengebirges Zeitzeugen eines Klimawandels. Der Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg wurde 1911 gegründet, seither wurden rund 4.500 Höhlen in den Salzburger Höhlenkataster aufgenommen.

(Quelle: S24)

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