Nach 30 Jahren

Frauenhaus Hallein schließt mit Ende Juni

Veröffentlicht: 17. Juni 2021 11:01 Uhr
Im dreißigsten Jahr seines Bestehens wird das Frauenhaus Hallein (Tennengau) mit Ende Juni komplett schließen. Die derzeit noch dort lebenden Frauen müssen nun in Wohnungen untergebracht werden.

Über 1.000 Frauen mit rund 900 Kindern haben in den letzten Jahrzehnten im „Haus Mirjam“ Schutz gesucht und wieder in ein Leben in Sicherheit und ohne Gewalt zurückgefunden. Acht Frauen und zwölf Kinder-Plätze in acht Zimmern konnte das Frauenhaus in Hallein vergeben. Durch die Neuausschreibung der Frauenhäuser Hallein und Salzburg wird es nun jedoch geschlossen.

Bewohnerinnen müssen umziehen

„Wir sind gerade dabei, unsere letzten noch im Haus verbliebenen Frauen in Wohnungen unterzubringen. Für manche von ihnen ist dieser große Schritt zurück in ein ‚normales‘ Leben allerdings zu früh erfolgt“, erläutert Doris Weissenberger, Leiterin des Frauenhaus Mirjam.

Hilfsbereite Nachbarschaft

Unterstützung fanden Weissenberger und ihre Kolleginnen sowohl bei der Gemeinde und den Behörden wie auch bei der Bevölkerung. Das Haus Mirjam, das von der Pfarre mietfrei zur Verfügung gestellt wurde, ist in der Region gut bekannt und verankert. Immer wieder haben, so erzählt die Leiterin des Haus Mirjam, Nachbarn geläutet und sich erkundigt, womit sie helfen könnten: „Wir waren immer gut versorgt mit Spenden, ganz egal, ob es um Bettzeug für die Frauen ging oder Spiele für die Kinder.“ Dieser niederschwellige Zugang zeigte sich auch darin, dass jede Frau, die Hilfe brauchte, wusste, wohin sie sich wenden konnte.

„Anlaufstelle bricht weg“

„Für die Frauen bricht mit der Schließung eine Anlaufstelle weg“, so Doris Weissenberger. „Viele Frauen kommen auch viele Jahre später noch, wenn sie Schwierigkeiten haben. Wir kennen ihre Geschichten, die Hintergründe für ihre Probleme und können helfen, eine Lösung zu finden.“

Mitarbeiterinnen verlieren Arbeitsplatz

Das Frauenhaus in Hallein war nicht nur Schutzraum, sondern auch Arbeitsplatz: Mit dem Ende des Haus Mirjam verlieren die Mitarbeiterinnen ihre Arbeit. Viele sind in einem Alter, in dem sich die Arbeitssuche bereits sehr schwierig und oft auch langwierig gestaltet.

Frauenrat: Schließung „fragwürdiges Experiment“

„Es ist absurd, dass ausgerechnet jetzt ein Frauenhaus schließt. Durch die Pandemie hat die Gewaltgefährdung nachweislich zugenommen. 14 Frauenmorde in Österreich belegen, wie dringend notwendig erhöhter Gewaltschutz ist, finanziell wie auch durch den Ausbau der Einrichtungen. Mit der kompletten Schließung des Haus Mirjam fällt ein wichtiger Teil der sozialen Landschaft einer ganzen Region komplett weg. Hier wird aus Sicht des Frauenrat Salzburg ein fragwürdiges Experiment gestartet“, warnt Ines Grössenberger, Sprecherin des Frauenrat Salzburg.

Abschlussveranstaltung am Samstag

Am Samstag gibt das Frauenhaus Hallein noch eine Abschlussveranstaltung. Treffpunkt ist die Arena am Griesplatz in Hallein.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken