Tennengau

Granatenfund in Golling: Militaria-Sammler verurteilt

Der Angeklagte wurde zu drei Monaten bedingter Haft verurteilt .
Veröffentlicht: 27. März 2015 14:09 Uhr
Der Militaria-Sammler aus Golling (Tennengau), der tonnenweise Kriegsmaterial gehortet hatte, ist Freitagmittag beim Prozess in Salzburg wegen fahrlässiger Gemeingefährdung und Verstoßes nach dem Waffengesetz zu drei Monaten bedingter Haft rechtskräftig verurteilt worden. Der 43-Jährige wurde bei einer Explosion einer Patrone schwer verletzt. Er zeigte sich reumütig geständig.

Die illegale Sammlung war nach einem Unfall aufgeflogen: Als der Selbstständige am 16. Jänner 2014 im Keller seines Hauses eine K98-Patrone öffnete, kam es zu einer explosionsartigen Verpuffung. Er zog sich schwere Verbrennungen zweiten Grades im Gesicht, an den Händen und am Rücken zu. "Es war eine normale Gewehrpatrone, ich hatte das Pulver herausgegeben - so etwas machen Jäger und Sportschützen andauernd", schilderte der 43-Jährige heute Einzelrichterin Daniela Meniuk-Prossinger. Er habe noch eine weiße Wolke gesehen, dann habe ihn eine Stichflamme getroffen.

Kriegsmaterialen jahrelang gehortet

Nach dem Unfall stellten die Ermittler mehrere Tonnen an Kriegsmaterialien sicher. Allein die Auflistung der gefährlichen Gegenstände füllte sechs Seiten des Strafantrages von Staatsanwältin Sandra Lemmermayer. Es handelt sich dabei um Übungsgranaten, Panzerminenzünder, Waffen und Munition. Der Beschuldigte hatte diese nicht nur in seinem Wohnhaus und in einer Scheune gelagert, sondern auch in der Garage des Nachbarhauses, in dem seine Mutter wohnte. Ein weiteres Arsenal an Kriegsmaterialien des Mannes, der damit offenbar auch handelte, wurde in einem Lager im angrenzenden Bayern in Teisendorf (Landkreis Berchtesgadener Land) gefunden. Die Munition war laut bayerischer Polizei ordnungsgemäß unbrauchbar gemacht worden.

Sammelleidenschaft "ins Uferlose getrieben"

Dem Verteidiger zufolge, der um ein mildes Urteil bat, hat der Beschuldigte seine Sammelleidenschaft "ins Uferlose getrieben". Wie es dazu kommen konnte, erzählte der Angeklagte dann selbst. "Die Sammelleidenschaft liegt in der Familie. Als Kind habe ich Mineralien gesammelt, dann hat mich auch die Militärgeschichte sehr interessiert." Später habe er aufgrund von Schicksalschlägen in der Familie mit dem Sammeln von Kriegsmaterialien "Trost und Ablenkung" gesucht, wie er erzählte. Eine Frage beschäftigte die Richterin besonders: "Haben Sie sich nicht gedacht, dass das brandgefährlich ist?" Der Beschuldigte antwortete mit trauriger Stimme: "Ich habe mir nie gedacht, dass so etwas passieren könnte. Das tut mir äußerst leid. Ich möchte mich dafür entschuldigen. Ich kann garantieren, dass das nicht mehr vorkommen wird." Das könne er seiner Muter und seiner kranken Schwester, für die er jetzt Sachwalter sei, nicht mehr zumuten.

Geständnis mit Milderungsgründen

Für die Richterin war klar: "Der wirklich Leidtragende waren Sie selbst und Gott sei Dank keine anderen Personen", verwies Meniuk-Prossinger auf die explosionsartige Verpuffung im Haus des Beschuldigten. Das milde Urteil - der Strafrahmen reicht in diesem Fall bis zu zwei Jahren Haft - begründete sie mit dem reumütigen Geständnis und mit überwiegenden Milderungsgründen. "Das Geständnis deckt sich eins zu eins mit dem Ermittlungsergebnis." Der Beschuldigte habe auch sämtliche Lagerorte während der Ermittlungen genannt.

Kriegsmaterialen wurden beschlagnahmt

Aus spezial- und generalpräventiven Gründen sei einer diversionelle Erledigung nicht mehr möglich gewesen, so die Richterin. "Sämtliche sichergestellten Kriegsmaterialien und Schusswaffen wurden eingezogen." Der 43-Jährige befindet sich aufgrund seiner Brandverletzungen noch immer im Krankenstand.

 

(APA)

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(Quelle: salzburg24)

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