Das Land Salzburg setzt bis 2027 in jedem seiner Bezirke einen künstlerisch gestalteten Ort um, der an Widerstandskämpferinnen und -kämpfer gegen den Nationalsozialismus erinnern soll. Nach Neumarkt am Wallersee (Flachgau) in diesem Frühjahr wird im Mai 2023 der zweite von sechs "Orten des Gedenkens" in Hallein (Tennengau) realisiert. Eine Jury hat sich nun für eine Einreichung der Künstlerin Kathi Hofer entschieden, die der 2007 verstorbenen Agnes Primocic gewidmet ist.
Agnes Primocic engagiert sich für politisch verfolgte Menschen
Die 1905 geborene Arbeiterin in der Halleiner Zigarettenfabrik (ein sogenanntes "Tschickweib") engagierte sich früh in der Gewerkschaft und beteiligte sich als Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs an der "Roten Hilfe" für in Not geratene Familien politisch Verfolgter. Sie wurde im Austrofaschismus und später im Nationalsozialismus immer wieder eingesperrt und von der Gestapo verhört. Da sie von ihren Mitstreitern nicht verpfiffen wurde, kam sie aber wieder frei und nicht ins KZ.
Widerstandkämpferin hilft Menschen bei Flucht aus KZ Dachau
1943 verhalf sie dem späteren Organisator der Partisanengruppe Willy-Fred, Sepp Plieseis, zur Flucht aus einem Nebenlager des KZ Dachau, das sich außerhalb von Hallein befand. Im April 1945 rettete Primocic 17 zum Tode verurteilten KZ-Häftlingen das Leben. In einer Rotkreuzuniform suchte die dreifache Mutter den Kommandanten des Lagers auf, um ihn angesichts der sich nahenden US-Armee erfolgreich zur Freilassung der Inhaftierten zu bewegen. Nach dem Krieg war Primocic weiter politisch aktiv, saß für die KPÖ im Halleiner Gemeinderat und besuchte als Zeitzeugin Schulklassen. 2007 starb sie im Alter von 102 Jahren.
Halleiner Künstlerin gewinnt Wettbewerb
Zum Wettbewerb für einen Primocic-Gedenkort in Hallein waren insgesamt fünf Künstlerinnen und Künstler eingeladen worden. Durchgesetzt hat sich schließlich die Halleinerin Kathi Hofer, die laut Jury mit der Einbindung von Biografien in die künstlerische Arbeit vertraut ist und sich in ihrer Einreichung "Unterwegs mit Agnes Primocic" mit der Mobilität einer Frau auseinandersetzt, die immer in Bewegung war. Hofer will etwa ein Auto künstlerisch gestalten, das als mobile Landmarke auf relevante Gedenkorte hinweist. Zugleich sollen Hörspaziergänge durch Hallein aufgezeichnet werden, die auf den Spuren von Primocic durch die zweitgrößte Stadt Salzburgs führen.
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