Auch das Bundesheer hilft nun bei der Beseitigung der Hochwasserschäden im Tennengau und wird eine Behelfsbrücke auf der Pass Gschütt Straße (B166) über den Rußbach errichten. Bereits Dienstagnachmittag begannen dafür die Vorarbeiten. Die Straßen-Verbindung zwischen Rußbach und Abtenau ist durch die zerstörte Neuhausbrücke nach wie vor gesperrt.
Um überhaupt zur Neuhausbrücke zu gelangen, die Montagfrüh von den Wassermassen weggerissen wurde, müssen weitere unterspülte Teile der B166 auf einer provisorischen Faltstraße umfahren werden. "Viele versuchen über einen Forstweg auszuweichen, dieser ist aber stark beschädigt, das Befahren ist unmöglich", warnt Katastrophenschutzreferent Philipp Kogler: "Leider rücken viele das Sperrgitter auf die Seite und versuchen es trotzdem. Davon raten wir dringend ab."
Abtenau ist nach wie vor von Salzburger Seite erreichbar. Nach Rußbach kommt man auf der Straße über Bad Ischl und Bad Goisern (OÖ).
Schäden an 300 Metern Straße
Die B166 ist durch die Wasser- und Geröllmassen zwischen Abtenau und Rußbach auf rund drei Kilometern stark in Mitleidenschaft gezogen worden. „Es gibt sechs bis sieben Stellen, an denen die Uferverbauungen stark beschädigt und die Straße unterspült beziehungsweise weggerissen wurde – teilweise bis zur Fahrbahnmitte. An einer Stelle ist die Straße auf rund 40 Metern komplett weg. Insgesamt sind es rund 300 Meter Straße, die saniert werden müssen“, weiß Hans Steiger, Leiter der Brücken- und Straßenmeisterei Tennengau.
Straßenmeisterei setzt Erstmaßnahmen
Die Erstmaßnahmen setzen die Mitarbeiter der Straßenmeisterei: das Bachbett ausbaggern, das Wasser wieder in seine ursprünglichen Bahnen lenken, Auswaschungen mit Schotter und Steinen auffüllen. Gestern waren 25 Mann im Tennengau im Einsatz und auch heute wird entlang der Pass Gschütt Straße auf Hochtouren gearbeitet, um möglichst bald mit dem Bau der Behelfsbrücke beginnen zu können.
Pioniere bauen Brücke
Dabei kommt ein 50 Tonnen schweres, so genanntes D-Brückengerät zum Einsatz, das dem Land gehört, in der Schwarzenbergkaserne lagert und bei solchen Notfällen verwendet wird. Die Behelfsbrücke über den Rußbach wird 42 Meter lang sein. Den Aufbau übernehmen 60 Soldatinnen und Soldaten des Pionierbataillon 2. Als erster Schritt wird Dienstagnachmittag von diesen die Zufahrt zur Schadensstelle gesichert. Dazu werden auf 50 Metern Metallplatten - eine so genannte Faltstraße - über die beschädigten Fahrbahnteile gelegt. Erst danach können die Brückenteile angeliefert werden. Gleichzeitig beginnen die Mitarbeiter der Straßenmeisterei mit dem Unterbau.
Soldaten schlafen in der Volksschule
„Voraussichtlich am Donnerstag kann mit dem Aufbau der Behelfsbrücke begonnen werden“, sagt Hans Steiger. Die Pioniere werden dafür einige Tage brauchen und während dieser Zeit auch in Rußbach in der Volksschule übernachten. Parallel dazu laufen die Sanierungsarbeiten an den übrigen Schadensstellen. „Wenn die Witterung mitspielt, rechnen wir damit, dass die Pass Gschütt Straße zwischen Abtenau und Rußbach in rund drei Wochen wieder einspurig zu befahren sein wird“, so die der Leiter der Brücken- und Straßenmeisterei.
Rußbach: Schutzbau hat Zweck erfüllt
Trotz der Schäden in Rußbach, wo bis zu 30 Häuser vom Hochwasser betroffen waren, dürften die bestehenden Schutzbauwerke ihren Zweck erfüllt haben. In der Gemeinde wurden zwischen 2012 und 2017 sechs Geschiebe-Sperren saniert und zwei neu gebaut - ohne sie wäre das Unwetter im Ort wohl dramatisch verlaufen.
Ein ähnliches Bild ergab sich am Dienstag auch in Mittersill (Pinzgau). Dort erreichte die Salzach gestern einen Pegelstand von fünf Metern Höhe. "2005 sind wir bei dem gleichen Wasserstand abgesoffen", sagte Bürgermeister Wolfgang Viertler im APA-Gespräch. Damals stand der ganze Ortskern unter Wasser, der Schaden ging in die Millionen. "Gestern haben wir die Situation eigentlich recht entspannt verfolgt."