Mit Beginn der dunklen Jahreszeit steigt die Gefahr für ungeschützte Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer auf den Straßen deutlich. Eine aktuelle ÖAMTC-Erhebung zeigt: Im Bundesland Salzburg sind 78 Prozent der Fußgängerinnen und Fußgänger dunkel gekleidet, österreichweit sind es 71 Prozent. Dadurch sind sie im Straßenverkehr nur schwer sichtbar. Besonders alarmierend: In den Wintermonaten ereignet sich jeder zweite Unfall bei Dunkelheit oder Dämmerung. "Viele unterschätzen, wie unsichtbar sie im Dunkeln tatsächlich sind", warnt ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé am Donnerstag in einer Aussendung. "Wer auf helle oder reflektierende Kleidung verzichtet, wird von anderen Verkehrsteilnehmer:innen oft viel später wahrgenommen – das erhöht die Unfallgefahr drastisch."
Teils bedenkliche Ergebnisse
Zwischen 1. und 20. Oktober 2025 führte der ÖAMTC eine umfassende Beobachtung in allen österreichischen Bundesländern durch. Insgesamt wurden dabei 10.432 Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer bei Dämmerung und Dunkelheit an Kreuzungen und Bahnhofsvorplätzen erfasst. Das Ergebnis: Der Großteil der Fußgängerinnen und Fußgänger (71 Prozent) war dunkel gekleidet. Nur neun Prozent trugen Reflektoren. Bei Radfahrenden zeigte sich ein ähnliches Bild: 62 Prozent waren dunkel angezogen und 25 Prozent sogar ohne Licht unterwegs, obwohl die Straßenverkehrsordnung bei Dunkelheit und schlechter Sicht eine funktionierende Beleuchtung vorschreibt. Immerhin 15 Prozent der Radfahrenden nutzten reflektierende Materialien.
Auch bei den E-Scooter-Fahrerinnen und -Fahrern kam man zu einem ähnlichen Ergebnis: 27 Prozent waren ohne eingeschaltetes Licht unterwegs und rund 60 Prozent trugen dunkle Kleidung. Immerhin positiv fiel auf, dass jede:r fünfte E-Scooter-Nutzer:in reflektierende Materialien oder eine Warnweste verwendete.
Bei Pkw wurde teilweise ebenso eine mangelhafte Beleuchtung festgestellt: 1,4 Prozent der beobachteten Fahrzeuge waren ohne Abblendlicht unterwegs, bei weiteren 3,3 Prozent war zumindest ein Frontscheinwerfer oder Rücklicht defekt.
Jugendliche und junge Erwachsene besonders gefährdet
Seit 2018 ereignete sich österreichweit mehr als ein Viertel aller Fußgängerunfälle zwischen November und Jänner. Der Anteil der tödlichen Unfälle lag in diesen drei Monaten sogar bei 36 Prozent. Besonders auffällig ist, dass Jugendliche und junge Erwachsene (15 bis 30 Jahre) mit einer Beteiligung von 65 Prozent deutlich häufiger bei Dunkelheit verunglücken als Kinder oder Ältere (je 37 Prozent). (Quelle: Statistik Austria)
"Gerade junge Menschen sind oft zu Fuß, mit dem Rad oder E-Scooter unterwegs – und dabei häufig dunkel gekleidet. Diese Kombination aus gesteigerter Mobilität und geringer Sichtbarkeit ist besonders gefährlich", weiß der ÖAMTC-Experte.
Dennoch zählen auch Ältere zur Risikogruppe – wenn auch aus anderen Gründen. Zwar sind sie insgesamt nur an 25 Prozent aller Fußgängerunfälle beteiligt, machen jedoch 58 Prozent aller tödlich verunglückten Fußgängerinnen und Fußgänger aus. "Das ist ein klares Indiz für die höhere Verletzlichkeit älterer Menschen", erklärt Nosé. "Für sie ist Sichtbarkeit und Rücksichtnahme im Straßenverkehr besonders entscheidend."
Gute Sichtbarkeit kann Leben retten – es gilt "Sehen und gesehen werden"
Laut Untersuchungen reduziert sich das Unfallrisiko durch helle oder reflektierende Kleidung um bis zu 50 Prozent. Eine Person mit Reflektoren ist aus rund 130 Metern Entfernung erkennbar – ein dunkel gekleidete dagegen erst aus etwa 25 Metern. "Zwischen 25 und 130 Metern liegen Welten – und im Ernstfall bedeuten sie wertvolle Sekunden, die über Leben oder Tod entscheiden können", mahnt Nosé. Um sicher durch die dunkle Jahreszeit zu kommen, empfiehlt er, auf helle Kleidung und retroreflektierende Materialien zu achten. Reflektoren sollten auf Höhe des Abblendlicht-Streuwinkels getragen werden – bei Kindern am besten über den gesamten Körper verteilt. Außerdem wichtig: Regelmäßige Kontrolle der Beleuchtung an Fahrrädern und E-Scootern, das Queren von Straßen nur an gut beleuchteten Stellen sowie der bewusste Blickkontakt mit Kfz-Lenkerinnen und -Lenkern an Schutzwegen.
(Quelle: salzburg24)




