Vorsichtiges Aufatmen

Waffenruhe im Nahost-Krieg: Erleichterung und Hoffnung auch in Salzburg

Veröffentlicht: 14. Oktober 2025 08:25 Uhr
Nach mehr als zwei Jahren Krieg, Leid und Angst kehrt im Nahen Osten erstmals wieder ein vorsichtiger Hoffnungsschimmer zurück. Israel und die islamistische Hamas haben einer Waffenruhe zugestimmt, nachdem die letzten noch lebenden Geiseln freigelassen wurden. In Israel jubeln Angehörige, in Gaza atmen Familien auf – und auch in Salzburg reagieren Vertreter der Religionsgemeinschaften mit Erleichterung, aber auch mit mahnenden Worten.

Die letzten 20 überlebenden Hamas-Geiseln wurden am Montag freigelassen. Ihre Rückkehr löste in Israel emotionale Szenen aus: Menschen weinten, feierten, tanzten. "Wir haben auf diesen Moment gewartet", sagte ein Angehöriger in Tel Aviv, "aber es bleibt die Trauer für jene, die nicht zurückkehren." Im Gegenzug kamen fast 2.000 Palästinenser aus israelischer Haft frei, viele von ihnen erst nach jahrelanger Gefangenschaft. Auch im Westjordanland und im Gazastreifen wurde gefeiert. Die Freude über die Freilassung weicht jedoch vielerorts dem Wunsch nach einem dauerhaften Frieden.

Unterdessen unterzeichneten die USA, Ägypten, Katar und die Türkei in Sharm el-Sheikh eine gemeinsame Friedenserklärung für den Gazastreifen. US-Präsident Donald Trump sprach von einem "unglaublichen Tag für die Welt und den Nahen Osten". Doch Beobachter mahnen zur Vorsicht: Noch ist offen, ob die Waffenruhe hält, wie die Hamas entwaffnet werden soll – und wer künftig die Sicherheit im Gazastreifen garantiert.

Krieg im Nahen Osten fordert Zehntausende Todesopfer

Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt haben. Auf israelischer Seite wurden dabei etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt. Israel reagierte darauf mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde kamen dabei bisher mehr als 67.000 Menschen ums Leben, darunter rund 20.000 Kinder. Etwa 168.000 weitere Menschen wurden verletzt. Ganze Stadtviertel liegen in Trümmern, Hunderttausende sind auf der Flucht. Das führte zu breiter internationaler Kritik. Die UNO hat Israels Angriff auf den Gazastreifen als Völkermord eingestuft

Auch die israelische Bevölkerung hat schwere Verluste erlitten – durch die Terrorangriffe, Raketenbeschuss und den langen Krieg, der seither folgte.

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Freude und mahnende Worte aus Österreich

Für Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft und der IKG Wien, ist die Erleichterung groß: "Die Freude über die Rückkehr von 20 Geiseln ist unbeschreiblich und grenzenlos. Heute Abend, wenn der Feiertag Simchat Tora beginnt, wird auch in den Synagogen Österreichs gefeiert werden", sagte er in einer am Montag übermittelten Stellungnahme an SALZBURG24. Besonders groß sei die Freude darüber, dass mit Bar Kupershtein der Neffe einer Wienerin zurückgekehrt ist. Doch Deutsch mahnt auch: "Noch immer sind nicht alle zurück. Die Familien der 28 getöteten Geiseln haben ein Recht darauf, ihre Angehörigen zu beerdigen. Nur so können sie Abschied nehmen."

Auch in Salzburg, wo die kleine jüdische Gemeinde eng mit Wien verbunden ist, werde die Freilassung der Geiseln und die beginnende Waffenruhe als hoffnungsvolles Zeichen gesehen. Gleichzeitig warnt der IKG-Präsident vor einer neuen Welle antisemitischer Hetze in Europa: "Die Dämonisierung Israels löste eine Welle antisemitischer Manifestationen aus, die für Jüdinnen und Juden auf unserem Kontinent weiterhin bedrohlich bleibt."

Aus Salzburg kommen ebenfalls mahnende Worte – vor allem mit Blick auf das Leid der Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Der Jugendreferent der Islamischen Religionsgemeinde Salzburg und Landesvorsitzende der Gemeinschaft Junger Muslim:innen, Ali Riza Efe Oruc, erklärt gegenüber S24: "Wir begrüßen jedes Bemühen um eine Waffenruhe und hoffen, dass sie diesmal von Dauer ist. Das humanitäre Völkerrecht ist nicht verhandelbar. Der Schutz von Zivilist:innen, Helfer:innen und medizinischem Personal ist eine moralische Pflicht."

Er spricht von einer "anhaltenden humanitären Katastrophe", die nicht länger hingenommen werden dürfe: "Es ist unerträglich mitanzusehen, wie Menschen hungern oder humanitäre Hilfe blockiert wird. Zu viele unschuldige Leben wurden bereits verloren – zu viele Kinder, zu viele Familien."

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Solidarität in Salzburg

In Salzburg selbst seien derzeit keine eigenen Veranstaltungen geplant, doch viele Vereine und Initiativen würden die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und Zeichen der Solidarität setzen.

Nach Jahren der Gewalt, gegenseitiger Schuldzuweisungen und tiefem Leid ist die Waffenruhe nun ein zarter Hoffnungsschimmer. In Salzburg teilen viele Menschen die gleiche Sehnsucht, dass aus dieser Pause ein echter Frieden wächst, der bleibt. 

(Quelle: salzburg24)

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