Der Besuch auf der Toilette wird von vielen von uns gern dazu genutzt, um sich mit dem eigenen Smartphone zu beschäftigen – ob Nachrichten lesen, Social Media-Feeds auf Insta und TikTok runterscrollen oder chatten. Doch zu viel Zeit sollte man sich besser nicht lassen, warnen Mediziner wie Oberarzt Jaroslav Presl von der Chirurgie an den Salzburger Landeskliniken (SALK). Denn eine mögliche unangenehme Nebenwirkung könnte der sogenannte "Klo-Po" sein. Der Grund dafür sind Hämorrhoiden, machen Proktologen weltweit mit TikTok-Videos aufmerksam.
"Hämorrhoiden entstehen durch erhöhten Druck in den Venen der anorektalen Region, also im Übergangsbereich vom Enddarm zum Analkanal, was den Anus miteinschließt", erklärt SALK-Oberarzt Presl gegenüber SALZBURG24. Juckreiz am Po, harter Stuhlgang und hellrote Blutspuren auf dem Toilettenpapier sind klassische Symptome.
Das verursacht den "Klo-Po"
Aber was führt jetzt zum sogenannten "Klo-Po"? Beim längeren Sitzen auf der Toilette versackt das Blut in der tiefsten Stelle des Körpers – und zwar in den Blutgefäßen des Anus. Das führt zum erhöhten Druck in den Venen und begünstigt Hämorrhoiden. SALK-Oberarzt Presl empfiehlt daher "sein Geschäft zu machen und zu gehen." Smartphone-Scrollen oder längeres Lesen auf der Toilette sollten also besser vermieden werden.
Der britische Gastroenterologe David Schwarzbaum ortet einem "Daily Star"-Bericht zufolge einen Zusammenhang zwischen der steigenden Zahl der Hämorrhoiden-Fälle und der Smartphone-Einführung – und empfiehlt eine maximale Sitzdauer von zehn bis 15 Minuten.
Was sind Hämorrhoiden?
Das Hämorrhoidalleiden gilt als die am meisten verbreitete proktologische Erkrankung in der Bevölkerung. Schätzungen zufolge entwickelt mehr als die Hälfte aller Erwachsenen im Laufe ihres Lebens solche Beschwerden – unabhängig vom langen Sitzen auf dem Klo. Betroffen sind sowohl Männer als Frauen. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens Hämorrhoiden zu entwickeln, ist Studien zufolge bei beiden Geschlechtern ähnlich.
Bestimmte Lebensphasen können das Risiko bei Frauen erhöhen, etwa eine Schwangerschaft oder nach einer Geburt. Grund sind erhöhter Druck im Bauchraum und hormonelle Veränderungen. Zu den häufigsten Ursachen bei beiden Geschlechtern zählen chronische Verstopfungen, anhaltendes Pressen beim Stuhlgang, sitzende Lebensweise, Übergewicht und eine ballaststoffarme Ernährung. Zu Beginn sind die geschwollenen Venen von außen nicht sichtbar und zeigen nur wenige Symptome, wie etwa Blutungen oder Hautreizungen.
Scham vor dem Arztbesuch
Falls die Probleme nach zwei bis drei Monaten noch immer anhalten, empfiehlt Presl, medizinischen Rat einzuholen. Aber: Eine bedeutende Rolle bei Hämorrhoiden spiele Scham. Das könne dazu führen, dass Betroffene einen Arztbesuch hinauszögern, da sie ungern über Symptome im Analbereich sprechen. Und das kann schlussendlich zu einer Verschlimmerung der Erkrankung führen. Neben den körperlichen Beschwerden können daraus psychische Folgen auf das soziale Leben resultieren, indem Stress und ein vermindertes Selbstwertgefühl verursacht werden. "Trau dich", appelliert SALK-Oberarzt Presl deshalb an Betroffene.
Bei leichteren Symptomen sei eine Untersuchung schmerzfrei und recht einfach durchzuführen. Zuerst wird versucht, äußere Anzeichen oder andere Auffälligkeiten zu erkennen. Bei der manuellen Untersuchung werden innere Hämorrhoiden oder andere Anomalien ertastet. Bei stärkeren Symptomen sind weitere Untersuchungen wie eine Anoskopie oder Endoskopie nötig, um andere Erkrankungen, wie Analfissuren oder Tumore, auszuschließen.
Unterschiede bei Behandlung
Die Behandlung der Hämorrhoiden hängt vom Schweregrad ab. Bei leichten Fällen werden oft konservative Maßnahmen empfohlen, wie die Umstellung auf eine ballaststoffreiche Ernährung, um die Darmfunktion zu unterstützen. Sitzbäder oder zinkhaltige Salben können die Symptome lindern. Dazu gibt es entsprechende Medikamente.
In schwereren Fällen können minimal-invasive Verfahren eingesetzt werden. Dazu gehören Verödung, Gummibandligatur, bei der die Hämorrhoiden abgeschnürt werden und die sogenannte Infrarotkoagulation. Für ausgeprägte Hämorrhoiden vierten Grades kann ein operativer Eingriff nötig sein, um das betroffene Gewebe zu entfernen. "Das tut dann richtig weh", weiß Presl.
Tipps zur Prävention
Damit es erst gar nicht zu Hämorrhoiden und dem "Klo-Po" kommt, gibt es einige Tipps zur Vorbeugung. "Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukte helfen bei der Prävention genauso wie viel Wasser zu trinken und regelmäßig Sport zu treiben", rät Presl. Und aufs Klo sollte man nur gehen, wenn man es auch tatsächlich muss und "zu starkes sowie exzessives Pressen sollte unbedingt vermieden werden."
(Quelle: salzburg24)