Mehr als Daumenlutschen

Was lernen Babys schon im Bauch? Salzburgerinnen für Studie gesucht

Veröffentlicht: 29. Juni 2023 16:22 Uhr
Was nehmen Babys im Mutterleib wahr und wie kann sich emotionaler Stress der Mutter auf das ungeborene Kind auswirken? Diesen Fragen geht ein junges Team an Wissenschafter:innen an der Universität Salzburg nach. Ihre Baby-Studie ist weltweit eine der ersten, die bereits zwei Wochen nach der Geburt Gehirndaten misst. Für SALZBURG24 gab es einen Einblick ins Labor.

Babys im Mutterleib können mehr als Daumenlutschen, davon ist Eva Reisenberger aus dem Team der Baby-Studie überzeugt. Die Sprachwissenschafterin geht mit drei weiteren Doktorandinnen den Fragen nach, was genau Babys schon im Mutterleib lernen und wie sich deren Stresserleben unter anderem auch auf den Spracherwerb des noch ungeborenen Kindes auswirkt.

Die interdisziplinäre Studie – hier fallen die Disziplinen Sprachwissenschaft und Psychologie zusammen – läuft seit Oktober 2020 unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Manuel Schabus und Dr. Monika Angerer (im Video unten) vom Labor für Schlaf-, Kognitions- und Bewusstseinsforschung der Paris Lodron Universität Salzburg. Für die Studie wurde kurzerhand ein Schlaflabor zum Baby-Spielraum umgebaut – gemütliches Sofa und Spielteppich inklusive. Etwa 45 Mütter beteiligen sich bereits an der Studie, erklärt Reisenberger im S24-Interview, man suche aber noch weitere Probandinnen. Immerhin laufe die Forschungsarbeit noch bis 2025.

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Wie funktioniert die Studie?

Um herauszufinden, was Babys im Bauch schon lernen, werden ihnen schon vor der Geburt Reime vorgespielt. „Die Mütter bekommen ein Tablet mit nach Hause und wir bitten sie, ab der 34. Schwangerschaftswoche bis zur Geburt zwei Mal am Tag den Reim vorzuspielen“, schildert Reisenberger. Bereits rund zwei Wochen nach der Geburt starten dann die ersten Tests und die Hirnmessungen über Mini-EEG-Hauben, die im Baby-Studien-Labor fein säuberlich nach Größe sortiert an der Wand hängen. „Unsere Studie ist weltweit eine der ersten, bei der die Gehirndaten schon so früh gemessen werden“, weiß die Doktorandin.

Die Messungen zeigen, ob das Baby die akustischen Reime, die es bereits im Mutterleib gehört hat, wiedererkennt. Dabei geht es weniger um den Reim an sich, sondern um Sprachmelodie- und Rhythmus und um die Frage, ob die bekannten Reime beruhigend auf das Kind wirken. Ebenso erforscht wird, wie sich die Sprachverarbeitung in der frühen Kindheit entwickelt. Mittels Fragebögen und Haarproben von Mutter und Kind werden zudem die Cortisol-Level ermittelt, um zu erkennen, ob und wie hormoneller Stress die Entwicklung des Kindes beeinflusst.

Auch wenn es noch keine konkreten Studienergebnisse gibt, sei zu erwarten, dass sich das Gehirn durch den Reim „besser einschwingt“. Der Forschungsbereich rund um das pränatale Lernen sei ein riesiger – und gleichzeitig noch sehr wenig erforscht. „Wir wollen mit dieser Studie einen kleinen Teil dazu beitragen.“

Wie Babys im Mutterleib hören

Aus wissenschaftlicher Sicht wisse man bereits, wie zentral das Hören im Mutterleib ist. Das ungeborene Baby wird von der Stimme der Mutter begleitet und das schon sehr früh. Denn die Entwicklung des Hörsinnes beginnt ab der 15. Schwangerschaftswoche, in der sich die Hörschnecke im Mittelohr ausbildet. Der Fötus ist zu diesem Zeitpunkt etwa 10,1 Zentimeter groß und 70 Gramm schwer. Er atmet noch nicht, Gelenke und Arme sind bereits voll ausgebildet. Akustische Signale nimmt das Baby ab der 20. Schwangerschaftswoche auf und etwa acht Wochen später, also ab dem fünften Monat, ist das Hörvermögen vollständig hergestellt. „Das Hören im Bauch ist wie Hören unter Wasser. Das Kind nimmt die Stimme der Mutter ebenso wahr wie ihren Herzschlag, ihre Verdauung und Atmung“, weiß Reisenberger. Die Stimme der Mutter übertrage sich sowohl von außen, als auch innen auf das Kind, weshalb auch bei der Studie nicht das Wort, sondern der Rhythmus und die Sprachmelodie im Vordergrund stehen, so die Sprachwissenschafterin.

Weitere Mütter für Studie gesucht

Für die Studie werden übrigens noch interessierte werdende Mütter gesucht. Der Untersuchungszeitraum startet in der 34. Schwangerschaftswoche und dauert bis zum zwölften Monat nach der Geburt. „Nach der Geburt sehen wir die Mamas und Babys alle sechs Monate, in der ersten Zeit kommen wir auch nach Hause, weil’s für die Mütter einfach leichter ist.“

Voraussetzungen, um an der Studie teilzunehmen:

  • Mindestalter von 18 Jahren
  • Schwanger in der 34. Woche
  • Keine Risikoschwangerschaft
  • Deutsch als Muttersprache

Wer Interesse hat, kann sich jederzeit unter der E-Mailadresse baby-studie@plus.ac.at melden.

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(Quelle: salzburg24)

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