Unser täglicher – oder besser gesagt nächtlicher – Schlaf wird einmal mehr an der Universität Salzburg unter die Lupe genommen. Mit innovativen Forschungsprojekten, wie dem vom führenden Schlafforscher Manuel Schabus geleiteten Labor für Schlaf- und Bewusstseinsforschung, hat sich der Fachbereich Psychologie in der jüngeren Vergangenheit zum akademischen Aushängeschild gemausert. Im vor fast 20 Jahren eigens gegründeten Schlaflabor können Schlafstörungen und ihre Auswirkungen auf den menschlichen Körper und Geist auf den Grund gegangen werden. Mit einem Schlaf-EEG kann die elektrische Aktivität des Gehirns während des Schlafs gemessen werden. Dabei werden kleine, flache Metallelektroden auf die Kopfhaut geklebt, die die elektrischen Impulse des Gehirns aufzeichnen und hilft bei der Diagnose von Schlafstörungen und anderen neurologischen Erkrankungen.
Konnex zwischen Schlaf und Gedächtnis
Neben anderen aktuellen Studien zum Schlaf von Schichtarbeitenden oder einer Untersuchung zu Babys im Mutterleib will das Team um Kerstin Hödlmoser in einem vom österreichischen Wissenschaftsfonds geförderten Projekt derzeit den Zusammenhang zwischen Schlaf und Gedächtnis während der Schwangerschaft erforschen. Zwar gebe es schon vereinzelt Studien zum sogenannten "Baby Brain", die allerdings noch nicht ausreichend belegt seien. "Insbesondere eine Langzeitstudie zu diesem Thema gibt es defacto nicht", sagt die assoziierte Professorin im SALZBURG24-Gespräch.
Was ist das "Baby Brain"?
Das "Baby Brain" bezeichnet ein Phänomen, das einige schwangere Frauen und neue Mütter erleben. Es umfasst Symptome wie Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Verwirrung und allgemeine geistige Trübung. Oftmals wird es als mentale Nebenwirkung der Schwangerschaft beschrieben. Obwohl das "Baby Brain" in der Regel als vorübergehender und harmloser Zustand angesehen wird, kann es für die betroffenen Frauen frustrierend sein. Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Vermutet wird, dass hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft eine Rolle spielen.

Es ist bereits bekannt, dass die Schlafqualität der Frauen mit fortschreitender Schwangerschaft abnimmt, was unter anderem auf den wachsenden Bauch zurückzuführen ist. "Besonders nachts, wenn die Mutter zur Ruhe kommt, neigt das Kind dazu, sich zu bewegen", erklärt Hödlmoser. Konkret soll herausgefunden werden, ob die den Schwangeren oft zugeschriebene Vergesslichkeit wissenschaftlich tatsächlich nachweisbar ist und inwiefern diese mit der Schlafqualität der werdenden Mütter in Zusammenhang steht. Vor allem auch die Auswirkungen der hormonellen Veränderungen möchte Hödlmoser gemeinsam mit ihrer Doktorandin Johanna Gfüllner sowie den Kolleg:innen Belinda Pletzer und Hubert Kerschbaum untersuchen.
40 Frauen für Salzburger Studie gesucht
Für das Forschungsprojekt an der Uni Salzburg werden zum einen 20 schwangere Frauen im ersten Schwangerschaftstrimester gesucht sowie zum anderen 20 nicht schwangere Frauen für die Kontrollgruppe, die nicht hormonell verhüten. Hormonelle Verhütungsmittel sind neben der Antibabypille der Verhütungsring, das Verhütungspflaster, die Dreimonatsspritze sowie Spirale und ein Implantat.
Hödlmoser: "Der Zeitraum für die Studienaufnahme ist sehr begrenzt, weil die meisten Frauen ihre Schwangerschaft oft erst in der zehnten Woche von der Gynäkologin oder dem Gynäkologen bestätigt bekommen und das erste Trimester bereits mit der 13. Woche endet." Alle Studienteilnehmerinnen müssen zwischen 18 und 35 Jahre alt sein und in der Stadt Salzburg oder im Umkreis von zehn Kilometern wohnen. "Weite Wege bedeuten einen noch größeren Aufwand für die Versuchspersonen als auch für die Projektmitarbeiterinnen."

Im Abstand von etwa drei Monaten werden dann insgesamt fünf Testblöcke mit jeweils zwei Testnächten durchgeführt. "Bei den Probandinnen zuhause führen wir Gedächtnistestungen und Gehirnstrommessungen im Schlaf durch", schildert die Studienleiterin. Außerdem werden Speichelproben gesammelt, um den Hormonhaushalt zu untersuchen. Dadurch kann festgestellt werden, welche Rolle die hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft beim Zusammenwirken von Schlafqualität und Gedächtnisleistung spielen. Die Untersuchungen finden sowohl vor als auch nach der Geburt statt. Wer dafür ein Jahr lang mitmacht, bekommt eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 900 Euro.
Was konkret herausgefunden werden soll
- Wirken sich hormonelle Veränderungen auf die Gedächtnisleistung aus?
- Verändert sich die Schlafqualität im Laufe der Schwangerschaft und nach der Entbindung?
- Wird die Gedächtnisleistung von Schlafveränderungen beeinflusst?
Zwei Jahre lang sollen nun Daten gesammelt werden. Interessierte können sich per E-Mail bei der federführenden Doktorandin Johanna Gfüllner melden.

Erste Ergebnisse der interdisziplinären Studie sollen Ende 2025 veröffentlicht werden. Das Salzburger Forschungsprojekt wird über vier Jahre mit 400.000 Euro vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) gefördert. Im Jahr 2022 förderte der FWF rund 2.700 Projekte mit rund 5.000 beteiligten Forschenden. Die Neu-Investitionssumme betrug etwa vor zwei Jahren rund 273 Millionen Euro mit einem Mittelwert von 384.000 Euro für Einzelprojekte. Die durch die Forschungen gewonnenen Erkenntnisse sollen Österreich als Wissenschaftsstandort stärken und eine breite Basis legen, um zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen besser begegnen zu können.
(Quelle: salzburg24)