Die heute zweijährige Magdalena kam mit einem offenen Rücken auf die Welt. Eine neuartige Behandlung wurde nun an den Salzburger Landeskliniken (SALK) durchgeführt. "Magdalena geht’s sehr gut, alles ist gut verheilt. Wir arbeiten gerade am freien Sitzen. Das geht eigentlich schon ganz gut, aber sie hat noch nicht ganz das Vertrauen in sich selbst", erzählt Mama Manuela in einer SALK-Aussendung.
Einschränkungen durch offenen Rücken
Vor zwei Jahren kam das Mädchen in Sachsen (Deutschland) mit einem offenen Rücken zur Welt. "Normalerweise bilden die Wirbelbögen einen Kanal, in dem das Rückenmark verläuft. Die beiden Bögen laufen im Dornfortsatz zusammen. Bei einer Spina befida ist der Wirbel hinten offen, quasi aufgeklappt wie ein Buch", erklärt der Kinder-Neurochirurg Matthias Krause vom Salzburger Uniklinikum. Diese neuronale Fehlbildung könne unterschiedliche Ausprägungen haben. "Die Kinder sind häufig in der körperlichen Entwicklung eingeschränkt. Viele Kinder verlieren leider im Lauf der Zeit motorische Fähigkeiten, weil mit dem Wachstum das Rückenmark immer stärker in Mitleidenschaft gezogen wird."
Operation in Salzburger Landeskliniken
Krause hat Magdalena kurz nach der Geburt in Leipzig – seiner damaligen Wirkungsstätte – operiert. Anfang 2024 kam er ans Uniklinikum Salzburg und führte hier vor wenigen Tagen einen notwendigen zweiten Eingriff durch, den die deutsche Krankenkasse der Familie genehmigt habe. "Bei Magdalena kam es nach der Operation, bei der wir den offenen Rücken 'verschlossen' haben, zu einer überschießenden Narbenbildung." Das sei eine häufige Komplikation. "Narben sind hart, unelastisch und verkleben mit dem umgebenden Gewebe. Dadurch gerät das Rückenmark immer stärker unter Zug und Druck und wird mit fortschreitendem Wachstum mehr und mehr geschädigt", schildert Krause.
Nanovesikel arbeiten wie kleinste Bio-Drohnen
"Nanovesikel sind kleine Bläschen – drei Millionen Mal kleiner als eine Zelle – und kommen in allen Körperflüssigkeiten vor. Sie können wie Bio-Drohnen Informationen zwischen den Zellen transportieren", erklärt Transfusionsmedizinerin Eva Rohde. Damit ermöglichen sie im Prinzip eine fast unbegrenzte Zahl von Anwendungen. Worum geht’s im konkreten Fall? "Offenbar können Nanovesikel einen Selbsthilfe-Mechanismus im zu heilenden Gewebe anstoßen. Bei Operationen bedeutet das: Die Schichten der Haut und des Bindegewebes können im Bereich des Schnitts sehr ausbalanciert zusammenheilen, ohne dass das Narbengewebe verklebt. Vereinfacht gesagt: Wir verhindern überschießende Narbenbildung", führt Rohde aus.
"Wir haben die Nanovesikel aus Spenden von gesunden Schwangeren gewonnen, die gesunde Babys im Mutterleib trugen. Das Material stammt aus der Nabelschnur. Aus einer Spende können wir Tausende Dosen herstellen." Die bei Magdalena verwendete Spende stammt SALK-Angaben zufolge aus 2013 und kommt von einer Frau, die später am Uniklinikum Salzburg ihr Baby zur Welt brachte.
Magdalena "will immer mehr klettern"
Magdalena habe diese weltweit erste dokumentierte Nanovesikel-Behandlung bei einer Spina befida sichtlich geholfen. "Sie will immer mehr klettern. Die Beine wollen zwar noch nicht so richtig mit, aber wir sind mit der Physiotherapie dran", berichtet die Mutter. In der Bewegung wird das Mädchen immer eingeschränkt bleiben. Die neuerliche Operation sorgt aber dafür, dass sich ihr Zustand nicht weiter verschlechtert.
Auch wenn dieser Fall erfolgsversprechend sei, werde es laut SALK noch zehn bis 15 Jahre dauern, bis es regulär zugelassene Nanovesikel-Therapien geben kann: Die Zulassungsbestimmungen seien weltweit streng. In groß angelegten Studien muss nachgewiesen werden, dass die Therapie mehr nutzt als schadet, welche Nebenwirkungen möglich sind und wie oft diese auftreten.
(Quelle: salzburg24)