"Vernünftige Balance"

Wie Corona Salzburgs Verwaltung fordert

Veröffentlicht: 16. September 2021 16:31 Uhr
Salzburg ist mitten in der vierten Corona-Welle: Die täglichen Neuinfektionen sind seit zwei Wochen stets dreistellig und insgesamt 1.667 Menschen sind im Bundesland derzeit aktiv mit dem Virus infiziert. Mit Salzburgs oberstem Katastrophenschützer haben wir über die aktuellen Herausforderungen in der Verwaltung und beim Contact Tracing gesprochen.

Mit heutigem Stand befinden sind im Bundesland insgesamt 45 Menschen wegen Covid-19 im Spital, davon müssen neun Patienten auf der Intensivstation behandelt werden – fünf im Uniklinikum in der Stadt Salzburg und vier im Krankenhaus Schwarzach im Pongau. Damit befinde man sich in der "untersten Krisenstufe".

Viele Aufgaben für Verwaltung

Aktuell wenig beunruhigt davon zeigt sich Markus Kurcz, Chef des Salzburger Katastrophenschutzes und Leiter des landesweiten Contact Tracings: "Wir sind angesichts der vierten Welle viel besser vorbereitet als es in der Vergangenheit der Fall war", sagt Kurcz am Donnerstag im Telefonat mit SALZBURG24. Zu Beginn der Pandemie sei es um "den Schutz und das Retten von Menschenleben" gegangen und mittlerweile – angesichts des Erfolgs der Impfungen – um die "Alltagsnormalität", wie der Katastrophenschützer ausführt: Man wisse jetzt, wer besonderen Schutz brauche und wie das umzusetzen sei. "Während das öffentliche Leben wieder nahezu uneingeschränkt möglich ist, haben wir ja immer noch eine anzeigepflichtige Krankheit, sind also mitten in der Pandemie."

Salzburg in "unterster Krisenstufe"

Aktuell steigt die Zahl jener, die mit Corona ein Intensivbett belegen in Österreich. Erste Operationen wurden bereits vorsorglich verschoben. In Salzburg würden wir uns in der "untersten …

Demnach erzeugt eine infizierte Person deutlich mehr Kontaktpersonen als noch im Frühjahr, was einen großen Mehraufwand im Contact Tracing mit sich bringe. Das habe zur Folge, dass der gesamte Verwaltungsapparat weiterhin vielfältige Aufgaben zu erledigen habe – vom Standardbetrieb, wie etwa Führerschein- oder Gewerbeanmeldungen, bis zum krisenspezifischen Contact Tracing, in das momentan 36 Landesbedienstete aus verschiedensten Abteilungen involviert seien. "Die Herausforderung ist, eine vernünftige Balance zwischen dem Kriseneinsatz und normalen Amtstätigkeiten zu finden", berichtet Kurcz.

Contact Tracing in Salzburg

Das zentrale Team der landeseigenen Kontaktnachverfolgung umfasst derzeit insgesamt 78 Mitarbeiter, darin eingeschlossen sind jene 36 aus anderen Abteilungen. Hinzu kommen 18 Bundesheer-Soldaten, die kommende Woche um zwölf weitere Kräfte aufgestockt werden sowie Angestellte aus den jeweiligen Gesundheitsbehörden und Bezirkshauptmannschaften. Aufgabe der Contact Tracer ist es, positiv auf Corona getestete und gemeldete Personen zunächst telefonisch zu kontaktieren, deren Daten aufzunehmen und die betreffenden Personen via Bescheid abzusondern. Darüber hinaus müssen deren Kontaktpersonen erhoben werden.

Parallel zum Land hat die Stadt Salzburg in der TriBühne Lehen ebenfalls eigene Contact Tracer: Aktuell sind 20 Mitarbeiter und zehn Soldaten für diese Aufgaben – also von der Erstaufnahme bis zum Eintrag ins Elektronische Meldesystem – eingespannt, heißt es dazu auf S24-Anfrage im Magistrat. "30 befristete Planstellen wurden bis 2022 verlängert", bestätigt Bernd Huber, Büroleiter von Bürgermeister Harry Preuner (ÖVP). Dazu kommen "im weiteren Verlauf des Herbstes acht weitere Soldaten." Das Personal arbeitet im Einschichtbetrieb sowie in Nacht- und Journaldiensten. So sei man in der Landeshauptstadt in der Lage täglich maximal 250 Neuinfektionen abzuarbeiten. "Nach den bisherigen Erfahrungen müsste das ausreichen."

Das ist der Fünf-Stufen-Plan

Im Land Salzburg setzt man bei der Kontaktnachverfolgung seit Anfang Juli dieses Jahres auf einen Fünf-Stufen-Plan: Bei niedrigen Fallzahlen ist die Kontaktverfolgung Sache eines zentralen Contact-Tracing-Teams. Je nach Höhe der Infektionszahlen werden dann stufenweise Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden und Bezirkshauptmannschaften, des AMS, der Gemeinden und Helfer des Bundesheers eingeschaltet.

  • Bis 750 Infizierte: Das zentrale Contact Tracing des Landes bearbeitet die Kontakterhebung, spricht mündlich Quarantänebescheide aus, erstellt Absonderungsbescheide und führt die EMS-Ersteinträge durch. Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden und der Bezirkshauptmannschaften erledigen die gesundheitsbehördlichen Kernaufgaben wie Genesungsmanagement, Fallverteilung, EMS-Eingaben uvm.
  • 750 bis 1.250 Infizierte: Contact Tracing wird auf BHs ausgeweitet
  • 1.250 bis 2.000 zeitgleich Infizierte: Ausweitung des Contact Tracings in den BHs durch Kräfte des AMS und zusätzlichen Mitarbeitern aus den jeweiligen BHs
  • 2.000 bis 3.250 Infizierte: Einbindung von Gemeinde-Mitarbeitern in den BHs sowie Verstärkung der Gesundheitsämter durch weitere BH-Mitarbeiter
  • Ab 3.250 Infizierten: Weitere Verstärkung der Gesundheitsämter auf BH-Ebene durch Mitarbeiter aus den jeweiligen BHs
  • Abhängig vom tatsächlichen pandemischen Verlauf ist im Zuge des Contact Tracings erneut ein Bundesheer-Assistenzeinsatz möglich

Die Eckdaten des Stufenmodells können Landesangaben zufolge flexibel angepasst werden und seien abhängig von anderen Faktoren wie dem Grad der Durchimpfung, der Hospitalisierungsrate und wie hoch der Ansteckungsgrad der aktuellen Virusvarianten ist.

"Personal in der Hinterhand"

"Ich denke, dass wir den Stufenplan ausreizen werden", so Kurcz, der die Mitarbeiter je nach aktuellem Bedarf für Amtstätigkeiten oder das Contact Tracings einteilen muss. "Hier hilft es aber ungemein, noch Personal in der Hinterhand zu haben", sagt Salzburgs oberster Katastrophenschützer, der aber zu bedenken gibt, dass Aus- und Weiterbildungen mittlerweile sehr komplex sowie zeitaufwändig geworden seien.

Und die Bereitschaft der Bevölkerung in Sachen Kontaktnachverfolgung sinke kontinuierlich, "weil auch immer mehr Menschen den Überblick der aktuell geltenden Regelungen verlieren. Ob ungeimpft, teilgeimpft, genesen, freigetestet oder jetzt die eigenen Regeln für Schüler, um nur einiges zu nennen." Werden Kontaktpersonen aus falsch verstandener Rücksicht nicht angegeben, könnten diese zahlreiche weitere Menschen anstecken. "Am Ende kommt es ja doch raus", warnt Kurcz.

(Quelle: salzburg24)

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