Unsere Gesellschaft wird immer älter. Bereits jeder dritte ältere Mensch leidet unter Einsamkeit, machte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst Ende Juni in einem Bericht aufmerksam. Denn nicht jeder verfügt über ein soziales Netzwerk von Familie und Freunden, das im Alltag bei kleineren Tätigkeiten unterstützt oder einfach gemeinsame Zeit verbringen kann.
Das soziale Vorsorgemodell von "Zeitpolster" setzt genau an diesem Punkt an, wie Marco Moosbrugger, Sprecher der sozialen Organisation am Montag im Gespräch mit SALZBURG24 erklärt. Seit 2018 werden über das Netzwerk österreichweit engagierte Menschen zusammengeführt, die anderen helfen und damit für die eigene Zukunft vorsorgen wollen. Denn: Für jede geleistete Stunde an Betreuung gibt es ein sogenanntes Zeitpolster, das im Bedarfsfall später selbst eingelöst werden kann.
Heuer bereits über 2.500 geleistete Stunden in Salzburg
Im Bundesland Salzburg besteht das Angebot seit knapp sechs Jahren. Elf Teams mit rund 340 Freiwilligen sind derzeit im Einsatz. Allein im ersten Halbjahr 2025 konnte so in Salzburg 522 Menschen geholfen werden. Es wurden 1.474 Einsätze absolviert und 2.579 Betreuungsstunden für die eigene Versorgung angesammelt, wie die Bilanz der Organisation aufzeigt.
"Zeitpolster" vermittelt Unterstützung im Alltag
Konkret geht es bei den Hilfsleistungen um Unterstützung beim Einkaufen, Botengänge, kleinere Tätigkeiten im Haushalt oder aber auch einfach um gemeinsame Aktivitäten wie Kartenspielen. Gerade für ältere Menschen könne dieses Angebot sehr wertvoll sein, um der Einsamkeit zu entkommen, wenn das bisherige soziale Umfeld immer mehr wegfalle, schildert Moosbrugger. Professionelle Pflegedienste übernehme das Netzwerk aber keinesfalls, stellt er klar. Auch größere Handwerksarbeiten müssten von offiziellen Betrieben übernommen werden.
Die Salzburger Teams im Überblick:
- Salzburg-Stadt
- Seekirchen
- Tennengau
- Flachgau-Nord
- Saalfelden
- Ennspongau
- Neumarkt-Umgebung
- Bischofshofen-Umgebung
- Oberpinzgau
- St. Johann im Pongau
- Gasteinertal
Helfende erhalten später kostenlos Hilfe
Freiwillige können sich einem Team in ihrer Region anschließen. Kommt eine passende Anfrage herein, müsse man sich dafür proaktiv melden. Automatisch zugeteilt werde nicht. Die Helferinnen und Helfer seien meist um die 60 Jahre alt, also oft kurz nach der Pensionierung. Sie wollen ihre gerade gewonnene freie Zeit sinnvoll nutzen, weiß der Sprecher, aber auch für das höhere Älter vorsorgen.
Nach knapp sechs Jahren konnten in Salzburg nach Angaben der Organisation bereits einige Helfende von ihrem Zeitpolster profitieren. Hat man zuerst Helferstunden angesammelt, sind Hilfsleistungen kostenlos. Finanziert wird "Zeitpolster" einerseits durch Stiftungen, Spendungen und Förderungen. Personen, die vorher keine Stunden angespart haben, können Leistungen für einen Selbstkostenbeitrag von elf Euro pro Stunde erhalten. Ziel ist es jedoch, dass man vorher als helfende Hand aktiv wird. Dafür ist keine Ausbildung notwendig. Es müsse lediglich ein Strafregisterauszug vorgelegt werden.
(Quelle: salzburg24)