Strandt hat gemeinsam mit französischen Immunologen und Tattoo-Forschern in Marseille untersucht, welche Zellen dafür verantwortlich sind, dass die Körpermalereien dauerhaft auf der Haut bleiben. Die Forschungsergebnisse könnten Alternativen zur problematischen Tattoo-Entfernung mittels Laser ermöglichen.
Warum Tattoos ewig auf der Haut bleiben
Was bei einer Tätowierung in der Haut geschieht, wie die dort angesiedelten Immunzellen auf die Verletzungen reagieren, ist zum Großteil noch ungeklärt. Fest steht, dass beim Tattoo-Stechen die Tinte mit den Farbpigmenten durch die oberste Hautschicht (Epidermis) hindurch in die darunterliegende Lederschicht (Dermis) geht. Diese besteht hauptsächlich aus Bindegewebe, das der Haut Festigkeit und Elastizität verleiht. „Ein geringer Teil der Tattoo-Tinte bleibt in der Epidermis haften und wird innerhalb kurzer Zeit vollständig, etwa in der Form von bunten Flocken, abgeschieden. Fast die gesamte Tinte setzt sich in der Dermis fest und bleibt dort permanent erhalten,“ erklärt die Doktorandin vom Fachbereich Biowissenschaften der Universität Salzburg. Die selbst mehrfach tätowierte Jungforscherin beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit der Aufnahme der Tattoo-Tinte in die Zellen.

100 Tinten-Partikel in den Fresszellen
Bereits bekannt ist, dass die Tinte in der Lederhaut von den dort sitzenden Fresszellen (Makrophagen) aufgenommen wird. Diese sind Teil des Immunsystems. Wie Hausmeister sorgen sie für die zelluläre Abfallbeseitigung, indem sie körperfremde Partikel aufnehmen und auflösen. Da die Tintenpartikel jedoch ein anorganisches Material darstellen und zudem recht groß sind, können die Makrophagen sie nicht abbauen, sondern nur einschließen. Bis zu 100 Tinten-Partikel können sich in einem einzigen Makrophagen befinden.
Das Geheimnis eines Tattoos
Die Makrophagen sind allerdings nur ein, wenn auch sehr wesentlicher, Teil des Geheimnisses der Tattoo-Stabilität. Eine ähnlich wichtige Rolle spielen die Fibroblasten. Das sind Bindegewebszellen, sie sitzen in der Dermis (Lederhaut) und sind für die Stabilität und Elastizität der Haut verantwortlich. „Einerseits tragen deutlich mehr Fibroblasten als Makrophagen Tintenpartikel, zehnmal so viele. Anderseits haben aber Makrophagen mehr Tinte gespeichert. Fibroblasten beinhalten im Schnitt zehn bis 20 Partikel, Makrophagen 50 bis 100. Klar ist, dass beide Zelltypen dafür verantwortlich sind, dass ein Tattoo trotz ständiger Hauterneuerung bleibt, wo es ist", erklärt Strandt.
Salzburger Tattoo-Forscherin geht neue Wege
Die neuen Erkenntnisse sollen dazu dienen, bei der Entfernung von Tattoos neue Wege zu gehen. Bisher werden Tattoos mittels Laser entfernt. Dabei handelt es sich um eine äußert schwierige Prozedur, die mehrmals wiederholt werden muss, ohne Garantie auf Erfolg ist und teilweise Narben hinterlässt, sagt Strandt. „Man leitet die Laser-Energie in die Hautschicht, in der die Tinte sitzt und bringt dort so gut wie alle Zellen um. Es entsteht eine Inflammation, eine Entzündung. Die Haut schwillt an. Durch die Prozedur wird die Tinte aufgebrochen, die Partikel werden kleiner, sodass sie leichter abtransportiert werden können. Das benötigt viele Sitzungen. Dadurch, dass man an derselben Stelle immer wieder dieselbe Gewebezerstörung erzeugt, kann es zu Narbenbildung kommen“, gibt Strandt zu bedenken. „Die Lasermethode ist ungerichtet, schwierig und ineffizient.“
Genau zu wissen, welche Zellen Tattoo-Tinte tragen, ist ein Schlüssel für eine effiziente und schonende Tattoo-Entfernung, weil man so diese Zellen gezielt attackieren könnte, weiß die 28-Jährige.
(Quelle: salzburg24)