"Ich wünschte, ich hätte mehr Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben."
Die australische Pflegerin und Autorin Bronnie Ware beschäftigte sich in einem Buch mit Themen, die Sterbende kurz vor ihrem Ableben am meisten bereuen. Sie listet darin fünf Punkte auf, einer ist die oben angeführte Aussage, welche direkt mit dem Thema Risiko oder im weiteren Sinne mit der eigenen Vorstellung von Sicherheit zu tun hat. Sie hat somit fundamentale Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden.
"Wir wollen uns gegen alles absichern"
Wie sehr also prägt uns unsere Vorstellung von Harmonie und Sicherheit und führt sie auch dazu, dass wir zu Zurückhaltung neigen? Bei den Menschen in Europa stellt der Salzburger Psychotherapeut Friedrich Faltner ein sehr ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis fest, wie er im SALZBURG24-Podcast erzählt: "Wir wollen uns am liebsten gegen alles absichern. Wenn das so ist, kommt das Neue manchmal zu kurz. Wir bleiben in alten Gewohnheiten, wir pflegen alte Freundschaften oder Partnerschaften und arbeiten in einem Beruf, der uns eigentlich keinen Spaß macht." Dies führe bei vielen Menschen zu Unzufriedenheit.
Wie hängen Sicherheit und Freiheit zusammen?

"Wenn ich mich zu sehr gegen alles absichern will, werde ich gleichzeitig starr", sagt Bernhard Hötzel vom ZENtrum Mondsee, der Schule für Meditation und Achtsamkeit in Mondsee im Podcast mit Nicole. Warum für uns Menschen Sicherheit so wichtig ist, worin der Unterschied zwischen äußerer und innerer Sicherheit liegt und wie es gelingen kann, sich gleichzeitig sicher und frei zu fühlen, das haben wir uns aus der Perspektive der Achtsamkeit angesehen.
Sicherheitsbedürfnis bringt Sozialstaat hervor
Einen gänzlich anderen Blick auf das Thema Sicherheit hat der Salzburger Zukunftsforscher Reinhold Popp. Im S24-Podcast gibt er Einblick in die gesellschaftliche Dimension und Bedeutung von Risikominimierung. "In hoch entwickelten Gesellschaften spielt Sicherheit vielleicht sogar die wichtigste Rolle. Denn diese Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie unglaublich viele Institutionen haben. Und die dienen fast alle der Minimierung von Risiken und damit der Produktion von Sicherheit." Dem gegenüber stehe die Vorstellung von Innovation und Disruption, also Ideen, wie man sie im Neoliberalismus findet. Als Beispiel führt Popp hier den Begriff der "kreativen Zerstörung" an.
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(Quelle: salzburg24)