"Gefährliche" Gefühle

Wut, Kränkung, Scham: Was Männer zu Gewalttaten treibt

Veröffentlicht: 20. Jänner 2025 10:34 Uhr
Etwa jede zweite Frau erfährt im Lauf ihres Lebens Gewalt. Neben Opferschutzmaßnahmen gibt es auch Angebote für jene, die Gewalt ausüben. Eine davon ist das Salzburger Männerbüro. Wir haben mit dem Leiter der Einrichtung über die Bedeutung und den Ansatz von täterorientiertem Gewaltschutz gesprochen.

Frauenhäuser und Gewaltschutzzentren auf der einen und Täterberatung auf der anderen Seite: Seit 2021 gibt es im Bundesland Salzburg eine eigene Beratungsstelle für Menschen, die gewalttätig geworden sind. Angesichts der Zahlen ist das auch weiterhin relevant: 711 Gefährder:innen wurden im Jahr 2024 in Salzburg zu einer Beratung verpflichtet.

Diese führt die Beratungsstelle für Gewaltprävention des Männerbüros und Jugend am Werk Salzburg durch. Martin Rachlinger, Leiter der Einrichtung, hat uns im SALZBURG24-Gespräch am Montag erklärt, wie die Arbeit mit Gefährder:innen aussieht und welche Strukturen zu Gewalt führen.

90 Prozent der Gewalttäter:innen sind Männer

Wird jemand gewalttätig und daraufhin ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen, beginnt die Arbeit der täterorientierten Gewaltprävention. Die Gefährder – zu 90 Prozent sind es Männer – werden zu einer sechsstündigen Beratung verpflichtet. In dieser werden zunächst einmal die Gründe für die Gewalttaten eruiert. „So vielfältig die Gründe dafür auch sind, ihnen zugrunde liegen meist gesellschaftliche Strukturen und stereotypische Rollenbilder“, erklärt der Sozialarbeiter.

2024 ist die Zahl der Beratungen im Vergleich zu 2023 zwar von 748 auf 711 gesunken, aber: „Die Zahlen zeigen auch, dass Gewalt in der Privatsphäre weiterhin ein sehr präsentes Problem ist“, so der Sozialberater.

Zahlen zu täterorientierter Gewaltprävention in Salzburg

  • 90 Prozent der Gefährder:innen sind Männer
  • 2024 wurden im Bundesland 711 Gefährder:innen zu einer Beratung verpflichtet
  • 77 Prozent der Gefährder:innen sind zwischen 22 und 50 Jahren alt (Mehrheit davon zwischen 30 und 50 Jahren)
  • Zehn bis 15 Prozent setzen die Beratung freiwillig fort
  • Fünf bis sieben Prozent müssen die Beratung wiederholen

„Mensch mit Respekt, Tat mit Ablehnung begegnen“

In der Beratung erhalten die Gefährder zunächst die Möglichkeit, ihre Sicht auf ihre Taten darzustellen. „Dabei ist es wichtig, dass wir dem Menschen mit Respekt und Wertschätzung und der Handlung mit klarer Ablehnung begegnen.“ Durch diese erste Schilderung werden dann Krisenauslöser und problematische Sichtweisen identifiziert. „Neben den strukturellen Gründen geht es bei Gewalt oft um den fehlenden Zugang zu Gefühlen. Viele Männer wissen gar nicht, wie sie mit Kränkung, Überforderung oder auch Wut auf gesunde Art und Weise umgehen können“, schildert Rachlinger.

Häufig komme es daher in – aber nicht wegen – herausfordernden Situationen oder Lebenslagen zu Gewalttaten: „Das können eine Trennung oder Beziehungsprobleme, berufliche Probleme oder emotional fordernde Phasen sein.“

Um diese Verhaltensmuster in schweren Fällen nachhaltig zu durchbrechen, reiche die sechsstündige Beratung zwar oft nicht aus, aber „es ist ein Anfang und auch ein Zeichen, dass Gewalt nie egal ist.“ Ziel sei es daher vor allem den Gefährder:innen Werkzeuge an die Hand zu geben, um besser mit Emotionen umgehen und Strategien zur Konfliktbewältigung abseits von Gewalt finden zu können.

(Quelle: salzburg24)

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