Im Schienennetz der Deutschen Bahn (DB) gibt es schon heuer laufend Sperren, denn bis 2031 werden bundesweit 41 Streckenabschnitte generalsaniert. Dazu gehört auch die Zugstrecke zwischen Salzburg und München. Es handle sich um das größte Sanierungsprogramm für die Infrastruktur seit Jahrzehnten.
Totalsperren, Schienenersatzverkehr und Co
Die 140 Kilometer lange Strecke München-Salzburg ist ab 2027 dran. Im zweiten Halbjahr folgt dann das Deutsche Eck zwischen Rosenheim und Salzburg. Totalsperren seien daher absehbar. Ein halbes Jahr lang wird es einen Schienenersatzverkehr geben sowie großräumige Umleitungen, kündigte die DB an. Bis zum Inkrafttreten der Sperre soll laut ÖBB ein Konzept ausgearbeitet werden, um die Einschränkungen für Reisende in Österreich so gering wie möglich zu halten.
Die Deutsche Bahn genießt seit Jahren wegen Unpünktlichkeit einen schlechten Ruf. Probleme der DB haben sich zuletzt auch immer wieder auf den Bahnverkehr in Österreich ausgewirkt. Schuld daran waren und sind etwa Bauarbeiten an der Bahn in Bayern genauso wie Lokführerstreiks. Hier ging es von Ende 2023 bis Ende 2024 am Deutschen Eck, das über Bayern Salzburg mit Tirol bzw. Vorarlberg verbindet, teilweise gar nichts mehr.
Klappt alles wie geplant?
Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) äußerte sich zuversichtlich, dass das gigantische Sanierungsprogramm gelingen kann. "Es ist gut vorbereitet, die Kapazitäten sind bei der Bauindustrie vorhanden, die Materialien sind da. Also es gibt keinen Grund, warum das nicht klappen sollte", sagte Wissing. Die Bauindustrie zweifelte zuletzt allerdings daran, dass die Generalsanierungen wie geplant gelingen werden.
Die anstehende Sanierungsoffensive ruft derweil auch die österreichischen Frächter auf den Plan. Schließlich geht es ab kommenden Jahr um die Generalsanierung der Brennerautobahn samt überlappender Sanierungen und Sperren entlang der deutschen Autobahn München-Salzburg sowie ab 2027 der Tauernautobahn und der Eisenbahn im Deutschen Eck.
"Erschreckende Baustellen-Szenarien für Schiene und Straße"
Die Frächter warnen jedenfalls ab 2025 vor "enormen Verkehrs- und Versorgungsproblemen", sollte nicht eine bisher fehlende Abstimmung erfolgen, die sie einmahnen. Die wichtigsten Nord-Süd- und Ost-West-Handelsrouten werden damit massiv beeinträchtigt, so der Zentralverband Spedition & Logistik am Donnerstag. Ausweichmöglichkeiten wie die Schiene oder Rollende Landstraße böten viel zu wenig Verlagerungskapazitäten. Zudem seien die Bahnverbindungen selbst durch umfassende Bauarbeiten eingeschränkt – die nicht weniger werden, auch wenn Sanierungen freilich grundsätzlich zu begrüßen seien.
"Die Baustellen-Szenarien für Schiene und Straße ab 2025 sind erschreckend", sagt Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbands Spedition & Logistik und Vorstandsdirektor von Lagermax. "Die zeitlich einander überlappenden Autobahn-Großbaustellen ohne Ausweichkapazitäten auf den Bahnen drohen in einem Kollaps zu enden."
Mittelfristig stehen laut deutschen Medienberichten auf der A8 zwischen München und dem Salzburger Grenzübergang Walserberg etwa 25 Brücken zur Sanierung an oder müssen abgerissen und wieder neu gebaut werden.
Kein Lkw-Nachtfahrverbot während Baustelle?
Bund, Länder, Straßenerhalter und Bahnbetreiber aller beteiligten Staaten müssen aus Sicht der Frächter diese Großbaustellen untereinander abstimmen, "anstatt unkoordiniert ganze Transportkorridore zu sperren". Hierzulande seien das Verkehrsministerium, die Länder Tirol und Salzburg sowie der Autobahnbetreiber Asfinag und die Österreichischen Bundesbahnen gefragt, so Friesz.
Alle Potenziale müssten ausgeschöpft werden. Dabei sei die Aufhebung des Lkw-Nachtfahrverbotes für den Zeitraum der Bauarbeiten neben einer professionellen Koordinierung "die wirkungsvollste Maßnahme", um Staus zu minimieren. Eine substanzielle Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene sei keine relevante Alternative, sagen die Frächter-Vertreter. Hier fehle es grundlegend an Kapazitäten.
Die Generalsanierung der Bahnstrecke zwischen Salzburg und München wird ab 2027 alle Beteiligten auf eine harte und lange Geduldsprobe stellen. Für den Schienenersatzverkehr sollen 120 angemietete Busse sorgen, berichtete zuletzt der Münchner Merkur. Wenn alle Bauarbeiten abgeschlossen sind, sollen die Züge laut DB wieder pünktlich fahren und keine Baustellen den Betrieb für die nächsten Jahre stören.
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(Quelle: salzburg24)