Von Bregenz bis zum Neusiedler See – eine Salzburger Idee will nun ganz Österreich erobern. Bei dem vom Bund geförderten Projekt "Nachhaltige Lehre" können ab sofort sämtliche Lehrlingsbetriebe des Landes mitmachen. "Beim Thema Nachhaltigkeit gab es bislang kein eigenes Angebot für Lehrlinge", verrät Mit-Initiator und Unternehmensberater Gregor Wimmer am Dienstag im SALZBURG24-Gespräch seine Beweggründe für das gemeinsame Projekt mit der Salzburger Unternehmensberaterin Diana Reuter. "Der Kurs soll die Grundlage sein, um die nächste Generation von Fachkräften nicht nur fit für den Arbeitsmarkt zu machen, sondern ebenso auf eine umweltbewusste Zukunft vorzubereiten." Eine hochwertige Ausbildung von Lehrlingen könne immerhin dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu verringern.
Was ist "Nachhaltige Lehre"?
Das neue Projekt sei eine Ergänzung zur klassischen Lehrausbildung. Schließlich habe die Förderung von Nachhaltigkeit nicht nur in Österreich, sondern auch in der Europäischen Union eine hohe Priorität, die sich in einer Vielzahl gesetzlicher Vorgaben widerspiegelt, wie etwa der "Green Deal" oder die europäische Taxonomie-Verordnung. "Im Basiskurs geht es darum, was diese Vorgaben für einen selbst und das Unternehmen bedeuten", schildert Wimmer. Weil Klimaschutz und Nachhaltigkeit ohnehin von Gesetzen und Vorschriften getrieben würden, wolle man genau hier ansetzen. Denn Österreichs Strategie für nachhaltige Entwicklung umfasst ebenfalls Leitlinien und Maßnahmen, um nachhaltige Entwicklung auf nationaler Ebene zu fördern. Damit sind Unternehmen aller Art zunehmend angehalten, ihre Geschäftsmodelle und -prozesse nachhaltig zu gestalten. Und diese Entwicklung macht freilich nicht Halt vor der Gesellschaft.

Die "Nachhaltige Lehre" soll Lehrlinge in den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung vor allem schulen und sensibilisieren. "Die Jungen lernen, wie ökologische, soziale und ökonomische Aspekte in berufliche Entscheidungen integriert werden können, was schlussendlich zur umfassenden Nachhaltigkeitskompetenz führt", erklärt Wimmer.
10.000 Euro für beste Gruppe
Mitmachen können alle Lehrlinge unabhängig von Lehrjahr und Beruf in ganz Österreich. "Die Ein-Tages-Kurse finden ausschließlich in den Unternehmen statt", betont Wimmer. Benötigt werde lediglich ein freier Besprechungsraum. Mit interaktiven Planspielen mit alltags- und praxisnahen Aufgaben werden in kleinen Gruppen die Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Medienkompetenz sowie Energie- und Ressourcenmanagement behandelt. "Wir passen uns den individuellen Inhalten und Wünschen der Firmen an." Maximal sind pro Tag vorerst insgesamt vier Gruppen mit jeweils fünf Teilnehmenden möglich.
Zum Tagesabschluss stellen die Gruppen einen Pitch vor, wie die ideale Firma, Abteilung, das Arbeitsumfeld oder ein Produkt im Jahr 2050 aussehen könnte. Die Präsentation wird gefilmt und eine Jury bewertet alle Vorschläge. Insgesamt 10.000 Euro werden am Jahresende für die beste Idee ausgelobt.
Wie kleine Lehrbetriebe mitmachen können
Das Weiterbildungsangebot richtet sich aber keinesfalls nur an Großunternehmen. Kleine Lehrbetriebe können sich zusammentun und einen gemeinsamen Antrag für ihre Lehrlinge einreichen. Nachdem der Förderbedarf überprüft wurde, kann ein gemeinsamer Termin vereinbart werden. Angeboten wird zunächst ein Basiskurs. In vier weiteren Spezialisierungskursen geht es dann im Detail um die Themen Nachhaltigkeit, Ressourcenmanagement, Digitalisierung und Klima. Die Kosten werden im Rahmen der Initiative "Lehre fördern" zu 100 Prozent vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft übernommen. Jeder Lehrling in Österreich hat pro Jahr Anspruch auf drei vom Staat geförderte Weiterbildungsmöglichkeiten.
Diese Weiterbildungsmöglichkeit sei eine von mehr als 500 unterschiedlichen Angeboten, die über den Digi-Scheck für Lehrlinge im Rahmen der betrieblichen Lehrstellenförderung gefördert wird, teilte das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft am Mittwoch gegenüber SALZBURG24 mit. Im Jahr 2023 wurden 8.326 einzelne Kursmaßnahmen im Rahmen der Digi-Scheck Förderung gefördert.
Woher kommt Nachhaltigkeit?
Übrigens: Der Nachhaltigkeitsbegriff hat seine Wurzeln ursprünglich in der Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts. Es sollten nur so viele Bäume gefällt werden, wie der Wald durch natürliches Wachstum und gezielte Aufforstung wieder regenerieren kann. Unkontrollierte Abholzung könnte andernfalls zum Holzmangel führen, der nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die gesamte Gesellschaft negativ beeinflussen könnte. Ziel war damals wie heute, eine nachhaltige und verantwortungsvolle Nutzung der Ressourcen sicherzustellen, um die Bedürfnisse der heutigen Generationen zu befriedigen – ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden. "Diese alte Grundidee soll in den heutigen Alltag der jungen Menschen transformiert werden", so Wimmer.
Mittlerweile umfasst die Nachhaltigkeit mit Ökologie, Ökonomie und Soziales drei zentrale Säulen. Die "Nachhaltige Lehre"-Kurse seien speziell darauf ausgerichtet, "ein tiefes Verständnis und Bewusstsein für Klimaschutz und nachhaltige Lebens- und Arbeitsweisen zu leisten."
"Lange Nacht der Lehre" in Salzburg
Diejenigen, die mit einer Berufsausbildung erst anfangen wollen, können sich bei der Salzburger "Langen Nacht der Lehre" von den vielfältigen Lehrbetrieben inspirieren lassen, die am heutigen Dienstag im Pinzgau, am Mittwoch im Pongau und am Donnerstag im Lungau stattfindet.
(Quelle: salzburg24)