Angespannte Lage in Nahost

Trump will Hamas notfalls mit Gewalt entwaffnen

US-Präsident Donald Trump am 13. Oktober 2025 bei einer Rede vor dem israelischen Parlament, der Knesset, in Jerusalem. Trump war vor einem Gipfeltreffen in Ägypten zum Thema Gaza zu einem Blitzbesuch in Israel, nachdem die letzten 20 überlebenden israelischen Geiseln nach zwei Jahren in Gefangenschaft nach Hause zurückgekehrt waren. (ARCHIVBILD)
Veröffentlicht: 15. Oktober 2025 11:28 Uhr
Die Hamas will laut israelischen Medien vier weitere Leichen von Geiseln übergeben – Israel öffnet daraufhin den Grenzübergang Rafah für Hilfslieferungen. Doch die Lage bleibt angespannt: Ein übergebener Leichnam gehörte keiner der Geiseln, und US-Präsident Donald Trump drohte der Hamas mit gewaltsamer Entwaffnung, sollte sie ihre Waffen nicht freiwillig abgeben.

Die islamistische Hamas will einem Medienbericht zufolge am Mittwoch vier weitere Leichen von Geiseln übergeben. Das habe die Terrororganisation den Vermittlern mitgeteilt, meldete die "Times of Israel" in der Nacht. Damit würde die Zahl der übergebenen toten Geiseln auf zwölf steigen. Laut der Waffenruhe-Vereinbarung muss die Hamas 28 Leichen übergeben. Israel wird indes den Grenzübergang Rafah für Hilfslieferungen öffnen.

Die Hamas erklärte, es gebe Schwierigkeiten, die sterblichen Überreste in den Trümmerbergen nach zwei Jahren Krieg zu lokalisieren. Israel hält das Medienberichten zufolge für eine Verzögerungstaktik. Die israelische Regierung beschloss einem Medienbericht zufolge dennoch, den Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten zu öffnen und den Transport humanitärer Hilfe in das Palästinensergebiet zu lassen. Dies sei eine Reaktion darauf, dass die Hamas die Leichen von weiteren vier Geiseln zurückgegeben habe, berichtet der israelische öffentlich-rechtliche Sender Kan.

Unterdessen wurde bekannt, dass einer der vier von der Hamas am Dienstag übergebenen Leichname nach Angaben des israelischen Militärs zu keiner der Geiseln gehört. Die radikal-islamische Gruppe sei verpflichtet, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Leichen der übrigen Geiseln zurückzugeben, teilte das Militär weiter mit.

Trump macht Druck

Auch US-Präsident Donald Trump machte Druck auf die Hamas. Nach der Freilassung der restlichen 20 lebenden Geiseln durch die Hamas am Montag im Austausch gegen knapp 2.000 palästinensische Häftlinge schrieb Trump am Tag darauf auf seiner Plattform Truth Social in Großbuchstaben, die Arbeit sei "nicht beendet". Die Toten seien nicht "wie versprochen" zurückgebracht.

Die US-Nachrichtenseite "Axios" zitierte einen ranghohen israelischen Beamten, wonach die Hamas bis Dienstag offenbar nicht erkannt habe, wie ernst Israel die Frage der Rückführung der toten Geiseln nehme. Angehörige verlangen, den Kampf bis zur Übergabe der letzten toten Geiseln fortzusetzen.

Trump: Hamas wird notfalls mit Gewalt entwaffnet

Trump sagte am Dienstag, die Terrororganisation habe ihm zugesagt, dass sie die Waffen ablegen werde. "Und wenn sie sich nicht entwaffnen, werden wir sie entwaffnen, und das wird schnell und vielleicht gewaltsam passieren". Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte dem US-Fernsehsender CBS News, er sei hoffnungsvoll, dass die nächste Phase des Abkommens friedlich verlaufen werde, Trumps Bedingungen seien jedoch "sehr klar": Die Hamas müsse entmilitarisiert werden, sonst werde "die Hölle losbrechen".

Anzeige für den Anbieter Glomex über den Consent-Anbieter verweigert

"Zunächst muss die Hamas ihre Waffen abgeben", sagte Netanyahu dem Sender in Tel Aviv. "Und zweitens muss sichergestellt werden, dass es in Gaza keine Waffenfabriken gibt. Es darf keinen Waffenschmuggel nach Gaza geben. Das ist Entmilitarisierung", sagte Netanyahu laut CBS weiter.

Trump hatte während seines Fluges nach Israel mitreisenden Journalisten zufolge gesagt, seine Regierung habe der Hamas erlaubt, vorübergehend eine begrenzte Rolle bei der Durchsetzung von Sicherheitsmaßnahmen zu spielen. Die Islamistenorganisation versuche, im Gazastreifen wieder Ordnung herzustellen.

Palästinenserpräsident verurteilt Hinrichtungen durch Hamas

Die palästinensische Autonomiebehörde verurteilte am Mittwoch Exekutionen von Menschen im Gazastreifen durch die Hamas scharf. Dutzende Zivilisten seien dabei ohne Gerichtsverfahren getötet worden, hieß es nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa aus dem Amt des Präsidenten Mahmoud Abbas, dessen Behörde das von Israel besetzte Westjordanland verwaltet.

Seit dem Beginn der Waffenruhe am Freitag stationierte die Hamas laut Medienberichten bewaffnete Sicherheitskräfte in Teilen des Gazastreifens, aus denen sich die israelischen Truppen zurückgezogen haben. Auf der Plattform X wurde ein Video veröffentlicht, das eine Gruppen-Erschießung von rund acht Personen auf einem Platz südlich von der Stadt Gaza zeigen soll. Umringt ist der Platz von einer großen Menge Schaulustiger. Augenzeugen sagten der Deutschen Presse-Agentur, die Hamas habe den Getöteten vorgeworfen, Kollaborateure der israelischen Armee zu sein.

Nach dem Teilrückzug der israelischen Armee vergangene Woche und dem Beginn der Waffenruhe gab es zudem Berichte über Schießereien zwischen der Hamas und rivalisierenden Banden. Dabei soll es Dutzende Tote gegeben haben. Auch diese Berichte ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die Palästinensische Autonomiebehörde zeigte sich indes bereit, die Zuständigkeit für den für Hilfslieferungen wichtigen Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen zu übernehmen. "Wir sind jetzt wieder bereit, uns zu engagieren, und haben alle Parteien darüber informiert, dass wir bereit sind, den Grenzübergang Rafah zu betreiben", sagte Mohammad Shtayyeh, Sondergesandter von Palästinenserpräsident Abbas.

Bericht über Tote bei israelischem Angriff in Gaza

Bei einem israelischen Drohnenangriff in der Stadt Gaza wurden laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa drei Menschen getötet. Israels Armee gab an, mehrere Personen hätten sich israelischen Stellungen genähert und eine Bedrohung dargestellt. Dies sei eine Verletzung der Waffenruhe-Vereinbarung. Da sich die Personen trotz mehrfacher Aufforderung nicht zurückgezogen hätten, sei das Feuer eröffnet und "die Bedrohung beseitigt" worden.

Israel hat unterdessen im Rahmen der Vereinbarung mit der Hamas die Leichen von 45 Palästinensern übergeben. Die sterblichen Überreste seien mit Hilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in den Gazastreifen gebracht worden, hieß es aus medizinischen Kreisen in dem Küstenstreifen. Im Nasser-Krankenhaus in Khan Younis im Süden Gazas sollten die Leichen nun identifiziert werden. Danach sollten die Familien ihre toten Angehörigen beisetzen können.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken