"Die Kraft von Anne Webers Erzählung kann sich mit der Kraft ihrer Heldin messen: Es ist atemberaubend, wie frisch hier die alte Form des Epos klingt und mit welcher Leichtigkeit Weber die Lebensgeschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir zu einem Roman über Mut, Widerstandskraft und den Kampf um Freiheit verdichtet", lautet die Begründung der Jury. "Annette, ein Heldinnenepos" sei "eine Geschichte voller Härten, die Weber aber mit souveräner Dezenz und feiner Ironie erzählt. Dabei geht es um nichts weniger als die deutsch-französische Geschichte als eine der Grundlagen unseres heutigen Europas. Wir sind dankbar, dass Anne Weber Annette für uns entdeckt hat und von ihr erzählt."
Wer ist Anne Weber?
Anne Weber wurde 1964 in Offenbach geboren und lebt seit 1983 in Paris. Sie arbeitete zunächst als Übersetzerin, seit dem Ende der 90er-Jahre veröffentlicht sie eigene Texte, die sie sowohl in deutscher als auch in französischer Sprache verfasst und dann in die jeweils andere Sprache übersetzt. Ihre Werke wurden u.a. mit dem Heimito von Doderer-Literaturpreis, dem 3sat-Preis, dem Kranichsteiner Literaturpreis und dem Johann-Heinrich-Voß-Preis ausgezeichnet. In ihrer Dankesrede erinnerte Weber an die reale Anne Beaumanoir, die sie bei einer persönlichen Begegnung so beeindruckte, dass sie über sie schreiben wollte.
Das waren die Nominierten
Die übrigen fünf Autoren der Shortlist erhalten jeweils 2.500 Euro: Bov Bjerg ("Serpentinen"), Thomas Hettche ("Herzfaden"), Deniz Ohde ("Streulicht"), Dorothee Elmiger ("Aus der Zuckerfabrik") und Christine Wunnicke ("Die Dame mit der bemalten Hand"). Auf die Shortlist hatten es keine österreichischen Autoren geschafft. Insgesamt hatten die sieben Jurymitglieder 206 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2019 und September 2020 erschienen sind.
Der Deutsche Buchpreis wird seit 2005 vergeben. Im vergangenen Jahr hatte Sasa Stanisic den Preis für seinen Roman "Herkunft" erhalten. In seiner Dankesrede griff der aus Bosnien stammende Autor den damals frisch gekürten Literaturnobelpreisträger Peter Handke für dessen Äußerungen über den Jugoslawienkrieg an. Zweimal ging bisher die Auszeichnung an österreichische Autoren: 2005 gewann Arno Geiger mit seinem Roman "Es geht uns gut", 2017 wurde Robert Menasse für "Die Hauptstadt" ausgezeichnet. Der Österreichische Buchpreis wird am 9. November vergeben.
(Quelle: salzburg24)