Pentagon besorgt

China will Berichte über Spionage-Ballon prüfen

Ein chinesischer Spionage-Ballon ist nach Pentagon-Angaben in den Luftraum der USA eingedrungen, um offenbar hochsensible Atomwaffen-Stützpunkte auszukundschaften.
Veröffentlicht: 03. Februar 2023 09:35 Uhr
In den USA sorgt ein chinesischer Spionage-Ballon für Wirbel: Er sein in den Luftraum eingedrungen, um Atomwaffen-Stützpunkte auszukundschaften, hieß es. China bekannte sich nicht zu dem Ballon und will Berichte prüfen.
SALZBURG24 (mem)

Ein chinesischer Spionage-Ballon ist nach Pentagon-Angaben in den Luftraum der USA eingedrungen, um offenbar hochsensible Atomwaffen-Stützpunkte auszukundschaften. Der Ballon werde intensiv beobachtet, teilte am Donnerstag (Ortszeit) ein hochrangiger Beamter des US-Verteidigungsministeriums mit. Ein möglicher Abschuss sei verworfen worden, weil dies womöglich zu viele Menschen gefährdet hätte. Aus Peking hieß es am Freitag, man gehe den Berichten nach.

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Ballon fliegt in großer Höhe über USA

Der "relativ große" Ballon sei bereits vor einigen Tagen in den US-Luftraum eingedrungen und fliege in großer Höhe über den Nordwesten der USA, sagte der Beamte, der anonym bleiben wollte. Schon zuvor sei sein Weg vom US-Militär verfolgt worden. "Ziel des Ballons ist ganz klar Spionage und sein aktueller Weg führt ihn über sensible Stützpunkte", sagte der Pentagon-Vertreter. Darunter seien Luftwaffen-Stützpunkte und unterirdische Raketen-Standorte.

"Haben keine Zweifel, dass Ballon aus China kommt"

"Wir haben keinen Zweifel, dass der Ballon aus China kommt", hieß es weiter. "Wir ergreifen Maßnahmen, um uns gegen das Sammeln von sensiblen Informationen zu schützen." Allerdings sei die Gefahr nach Einschätzung des Pentagon nicht besonders groß. "Wir sind zu der Erkenntnis gelangt, dass dieser Ballon aus Spionage-Sicht nur eingeschränkte Fähigkeiten hat."

China beknnt sich nicht zu Ballon

China bekannte sich zunächst nicht zum Ballon. "Wir sammeln und überprüfen die Fakten", sagte Außenamtssprecherin Mao Ning am Freitag vor der Presse in Peking. "Wir hoffen, dass beide Seiten die Sache mit einem kühlen Kopf behandeln." Es sei nicht hilfreich, zu spekulieren oder die Angelegenheit aufzubauschen, bevor klar werde, was passiert sei. Mao bekräftigte zugleich die Kritik an der Taiwan-Politik der USA. Diese sollten sich aus dem Konflikt heraushalten, da es allein eine "innere Angelegenheit Chinas" sei und auch nicht mit dem Konflikt um die Ukraine verglichen werden könne. Der Vorfall ereignete sich kurz vor dem China-Besuch von US-Außenminister Antony Blinken, der am Sonntag in Peking erwartet wird. Aus den Reihen der oppositionellen Republikaner gab es bereits Aufforderungen an Blinken, die Visite abzusagen.

150 Atomsprengköpfe auf US-Stützpunkt

Auf einem Stützpunkt der US-Luftwaffe im Norden Montanas lagern nach Angaben des "Wall Street Journal" 150 mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen vom Typ Minuteman III. Solche sensiblen Standorte würden in der Regel abgeschirmt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen hochrangigen Verteidigungsbeamten.

Joe Biden lässt Abschuss prüfen

US-Präsident Joe Biden ordnete nach Entdeckung des Ballons den Angaben zufolge an, einen möglichen Abschuss zu prüfen. Verteidigungsminister Lloyd Austin und Spitzenkräfte des Militärs hätten sich letztlich dagegen entschieden, weil bei einem Abschuss durch die herunterfallenden Teile zu viele Menschen am Boden gefährdet werden könnten. "Er ist unserer Einschätzung nach so groß, dass seine Trümmer Schäden anrichten könnten." Kampfjets flogen den Angaben zufolge über dem US-Bundesstaat Montana in die Nähe des Ballons, um diesen einschätzen zu können.

Spionage-Ballons im Kalten Krieg eingesetzt

Pentagon-Sprecher Pat Ryder bestätigte später, dass der Ballon noch immer über US-Boden unterwegs sei. Er fliege "deutlich über der Höhe des Luftverkehrs" und stelle "keine militärische oder physische Gefahr für die Menschen am Boden dar". Spionage-Ballons waren unter anderem im Kalten Krieg häufig eingesetzt worden. Gegenüber Aufklärungssatelliten haben sie den Vorteil leichterer Einsatzbarkeit und größerer Flexibilität. Üblicherweise fliegen sie in Höhen zwischen 24.000 und 37.000 Metern. Aufklärungsflugzeuge wie die U2 können eine Höhe von 24.000 Metern erreichen.

Dem anonym sprechenden Pentagon-Beamten zufolge wurde China bereits wegen des Vorfalls kontaktiert und Peking "die Schwere des Vorfalls" verdeutlicht. "Wir haben klargemacht, dass wir tun werden, was immer nötig ist, um unser Volk und unser Land zu schützen."

Kanada meldet möglichen zweiten Vorfall

Unterdessen berichtete das benachbarte Kanada von einem "möglichen zweiten Vorfall" mit einem Beobachtungsballon. Der Ballon sei bemerkt worden und "seine Bewegungen werden aktiv verfolgt", erklärte das Verteidigungsministerium in Ottawa. Es werde alles getan, um die Sicherheit des kanadischen Luftraums zu gewährleisten, "einschließlich der Überprüfung eines möglichen zweiten Vorfalls", hieß es weiter. Die kanadischen Geheimdienste arbeiteten mit den "amerikanischen Partnern" zusammen, teilte das Ministerium mit.

(Quelle: apa)

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