CO2-neutrale Kraftstoffe

E-Fuels für Pkw "hochgradig ineffizient"

Veröffentlicht: 26. März 2023 15:51 Uhr
Es gibt einen Kompromiss in Sachen Verbrenner-Aus: Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die E-Fuels tanken, sollen auch nach 2035 neu zugelassen werden können. Aber was sind E-Fuels?
SALZBURG24 (alb)

Deutschland und die EU haben ihren Streit über das Verbrenner-Aus beigelegt. Deutschland hatte gedroht, ein geplantes EU-weites Verbot von Neufahrzeugen mit fossil betriebenen Verbrennungsmotoren ab 2035 zu blockieren, wenn synthetische Kraftstoffe - sogenannte E-Fuels - nicht als Ausnahme berücksichtigt würden. Nun sollen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die ausschließlich CO2-neutrale Kraftstoffe tanken, auch nach 2035 neu zugelassen werden können.

 

Nehammer erfreut über Verbrenner-Kompromiss

Bis Herbst 2024 soll die Regulierung von E-Fuels abgeschlossen sein. Wichtig war dem deutschen Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) die Technologieoffenheit - die Partei argumentierte, dass sich bis 2035 bei E-Fuels noch wichtige Fortschritte ergeben könnten. Auch Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zeigte sich erfreut über das Einlenken der EU-Kommission. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) begrüßte, dass durch die Einigung nun der Weg in Richtung CO2-neutrale Mobilität nicht weiter blockiert werde. Dass es aber ein Schlupfloch brauche, um die "Zustimmung der Bremser und Blockierer, die einer alten fossilen Ideologie nachtrauern, zu bekommen, ist schade und wird Europas Autoindustrie schwächen", meinte die Ministerin. Kritiker halten den Einsatz synthetischer Kraftstoffe in Pkw für unwirtschaftlich.

Nehammer plant Auto-Gipfel

Um Möglichkeiten zur Finanzierung von Forschung an E-Fuels zu besprechen, plant Bundeslanzer Karl Nehammer einen Auto-Gipfel.

Auch mit E-Fuels entstehen Emissionen

Was sind E-Fuels?

Die synthetischen Kraftstoffe haben ähnliche Eigenschaften und chemische Zusammensetzungen wie konventionelle Kraftstoffe - sie sind kohlenstoffhaltig und flüssig. Hergestellt werden sie aus Wasserstoff und dem Treibhausgas CO2: Wasser wird unter Einsatz von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten, der Wasserstoff wird dann mit CO2 zu Kraftstoff verarbeitet.

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Wie sauber sind E-Fuels?

Weil E-Fuels bei der Produktion CO2 aufnehmen - aus Produktionsanlagen oder aus der Luft - und bei der Verbrennung wieder abgeben, gelten sie als klimaneutral. Dies gilt allerdings nur dann, wenn für die bei der Produktion benötigte Energie ausschließlich Ökostrom verwendet wird.

Bei der Verbrennung entstehen wie bei fossilen Kraftstoffen weitere Emissionen. Der ADAC testete drei Benzinmodelle - den VW Golf VIII, den Ford Fiesta und den VW Golf VII, und zwar auf Kohlenwasserstoff, Kohlenmonoxid, Stickoxid sowie Feinstaubpartikel. Beim Golf der aktuellen Generation mit Partikelfilter waren die Grenzwerte bei beiden Kraftstoffarten "ausgesprochen niedrig", mit E-Fuel sank der Stickoxid-Ausstoß zudem um 40 Prozent.

Was sind eigentlich E-Fuels?

Nach der Verschiebung der EU-Abstimmung über das Verbrenner-Aus sind sogenannte E-Fuels in aller Munde – das sind aus Strom erzeugte Kraftstoffe. Die Herstellung ist ziemlich teuer.

Synthetische Kraftstoffe in Test-Produktion

Wie wird E-Fuel getankt?

Dafür könnte das bestehende Tankstellennetz genutzt werden.

Wie gut vertragen Autos den Kraftstoff?

Der ADAC hat im Sommer einen gebrauchten VW Golf mit E-Fuels betankt und mehrere tausend Kilometer fahren lassen. Bei den technischen Eigenschaften, der Leistung und dem Fahrverhalten seien keine Unterschiede spürbar gewesen, so der Lobbyverband.

Werden E-Fuels schon produziert?

Ja, aber nur in Pilotanlagen. Der Kraftstoff für den ADAC-Test etwa stammte aus einer Versuchsanlage in Chemnitz. Audi betreibt eine Versuchsanlage in der Schweiz, Porsche baut eine Versuchsanlage in Chile. Die Denkfabrik Transport&Environment erklärte im Oktober, dass mit den von der Industrie selbst prognostizierten verfügbaren Mengen im Jahr 2035 nur fünf Millionen von dann 287 Millionen Autos in der EU vollständig mit E-Fuels betrieben werden könnten.

Massenproduktion dürfte Treibstoff günstiger machen

Wie teuer sind E-Fuels?

Laut ADAC "scheint heute ein Preis von weniger als zwei Euro pro Liter machbar". Dafür spreche, dass die Produktionskosten für grünen Strom fallen und eine "hochfahrende Massenherstellung" die aktuell sehr teuren E-Fuels günstiger werden lasse. Aktuell sind die Kosten allerdings erheblich höher.

Wie effizient sind E-Fuels?

Der Einsatz von E-Fuels in Verbrennungsmotoren von Pkw ist laut dem deutschen Umweltbundesamt "hochgradig ineffizient". Für dieselbe Fahrleistung muss demnach die drei- bis sechsfache Menge Strom im Vergleich zu einem Elektro-Pkw eingesetzt werden. Auch der ADAC spricht von hohen Wirkungsverlusten.

Wo liegt die Zukunft der E-Fuels?

Das Umweltbundesamt sieht die Zukunft der synthetischen Kraftstoffe wegen des schlechten Wirkungsgrads vor allem im Schiffs-und Flugverkehr. Wasserstoff soll demnach "nur in den Bereichen eingesetzt werden, in denen eine direkte Nutzung von erneuerbarem Strom nicht möglich ist" - vor allem wenn ein hoher Energiebedarf oder große Reichweiten nötig sind, wie im Seeverkehr, im internationalen Flugverkehr oder "unter bestimmten Umständen im Straßengüterfernverkehr".

(Quelle: apa)

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