Seltenes Ereignis

Erde erlebt stärksten Sonnensturm seit 2003

Polarlichter leuchten in der Nacht auf Samstag, 11. Mai 2024, über Zell am See und der Grossglockner Hochalpenstrasse. 
Veröffentlicht: 11. Mai 2024 09:27 Uhr
Ein seltener und intensiver Sonnensturm der höchsten Kategorie hat Europa mit spektakulären Polarlichtern beglückt, während gleichzeitig Warnungen vor möglichen technologischen Störungen ausgegeben wurden. Dieses Naturphänomen bietet sowohl atemberaubende Schönheit als auch potenzielle Gefahren.

Die Erde erlebt laut einer US-Behörde derzeit den ersten "extremen" Sonnensturm seit 2003. Der Sonnensturm der Stufe fünf auf der fünfstufigen Skala sei am Freitagabend (Ortszeit) beobachtet worden, erklärte das Weltraumwetterprognosezentrum der Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA (NOAA). Der Sonnensturm werde voraussichtlich über das Wochenende anhalten. In Europa brachte der Sonnensturm beeindruckende Polarlichter hervor, es wurde jedoch auch vor Störungen gewarnt.

Technische Störungen durch geomagnetische Aktivität

GPS, Stromnetze, Raumschiffe, Satellitennavigation und andere Technologien könnten beeinträchtigt werden, teilte die NOAA weiter mit. Die Behörden informierten Betreiber von Satelliten und Stromnetzen sowie Fluggesellschaften, um Vorsichtsmaßnahmen für mögliche Störungen zu ergreifen.

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Neben den möglichen Störungen bringen Sonnenstürme auch beeindruckende Polarlichter hervor. Diese sind manchmal deutlich weiter südlich zu sehen als in den Regionen, in denen sie normalerweise beobachtet werden können.

Polarlichter – Ein Naturschauspiel über Europa

Traumhaft schöne Polarlichter konnten in der Nacht von Freitag auf Samstag über Salzburg beobachtet werden. Vor allem vom Salzburger Gaisberg aus konnte man das Spektakel bei wolkenlosem Himmel gut verfolgen. Die Geosphere Austria hat die Sonnenstürme gestern auf X angekündigt.

Neben Österreich wurden auch in der Schweiz Polarlichter vermeldet. Aufgrund des starken geomagnetischen Sturms waren diese bis in die Schweizer Breitengrade sichtbar, wie das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) am Freitagabend auf der Online-Plattform X mitteilte. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) veröffentlichte in der Nacht auf Samstag Aufnahmen, die den Angaben zufolge Polarlichter über Offenbach und Frankfurt am Main zeigten. Zahlreiche Nutzer:innen teilten in Onlinenetzwerken Bilder von Polarlichtern.

Zuletzt war die als "extrem" eingestufte Kategorie fünf nach NOAA-Angaben im Oktober 2003 bei den sogenannten Halloween-Stürmen erreicht worden. Damals kam es demnach in Schweden zu Stromausfällen, in Südafrika seien Transformatoren beschädigt worden.

Sonnenstürme bringen Gefahren für Hightech

Sonnenstürme können einen Ausnahmezustand verursachen. Für die Erde sind sie keine Gefahr, aber für die hochtechnologisierte Welt schon. Bei einem Sonnensturm rasen hochenergetische Teilchen und eine massive Plasmawolke auf die Planeten zu und können die Infrastruktur auf und um die Erde herum massiv stören. Schmerzlich erfahren musste dies vor zwei Jahren das private US-Raumfahrtunternehmen SpaceX, das infolge eines Sonnensturms rund 40 seiner Satelliten verlor.

Wie entstehen Sonnenstürme?

Sonnenstürme entstehen bei Eruptionen auf dem Stern. Dabei werden der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA) zufolge hochenergetische Teilchen und Plasma in einer Dimension von Milliarden Tonnen ins All geschleudert, die sich binnen kurzer Zeit auf die 150 Millionen Kilometer entfernte Erde zubewegen können. Die Erde ist eigentlich durch ihr Magnetfeld und die Atmosphäre geschützt, dennoch können solche Stürme zu massiven Schäden führen. Satelliten können zerstört werden, Stromnetze oder Kommunikations- und Navigationssysteme zusammenbrechen.

Vorbereitungen und Schutzmaßnahmen gegen Sonnenstürme

Laut Forschern ist es jederzeit möglich, dass ein sehr extremer Sonnensturm auftritt und weitreichende Folgen haben kann, wenn dies auch nicht sehr wahrscheinlich sei. Um die Stromnetze auf der Erde zu schützen, braucht es eine bestimmte Vorwarnzeit – derzeit ist diese aber nicht erreichbar: Die Sonnenteilchen bewegen sich rasend schnell durch die Weiten des Sonnensystems. Wenn man Kapazitäten in Generatoren und Transformatoren herunterregeln könnte, könnte dies möglicherweise ausreichen, um sie vor Schaden zu bewahren. Ein Jahrhundertereignis sei allerdings ganz schwer vorherzusagen, heißt es.

Die ESA erhofft sich mit der Sonde "Vigil" einen weitaus besseren Blick auf Sonnenstürme. Die Mission soll 2027 starten und kann anders als bisherige Beobachtungsmöglichkeiten seitlich auf die Sonne schauen und die Stürme so verfolgen.

Sonne als "lebender, atmender Gasball"

Die Sonne ist der US-Raumfahrtbehörde NASA zufolge ein "lebender, atmender" Gasball, der ständig aktiv ist. Und wie viele natürliche Prozesse auf der Erde ist auch die Aktivität der Sonne zyklisch. Die Aktivität auf der Sonnenoberfläche, wie zum Beispiel Sonneneruptionen oder koronale Massenauswürfe könne die Gesamtenergie des Sonnenwindes sowie seine Geschwindigkeit erheblich erhöhen. Die Häufigkeit von geomagnetischen Stürmen nehme mit dem Sonnenzyklus zu und ab. Während des Sonnenmaximums treten geomagnetische Stürme häufiger auf. Im Maximum hat die Sonne deutlich mehr Sonnenflecken und die sind möglicherweise die Quelle für Sonnenstürme. Ein Zyklus dauert etwa elf Jahre.

(Quelle: apa)

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