Ex-US-Präsident Donald Trump ist bei einem versuchten Mordanschlag bei einer Wahlkampfveranstaltung verletzt worden. Der designierte Präsidentschaftskandidat der Republikaner wurde am Samstag (Ortszeit) bei der Kundgebung im Staat Pennsylvania nach eigenen Angaben am Ohr verletzt. Außer dem mutmaßlichen Schützen starb nach Behördenangaben auch ein Zuschauer, zwei weitere wurden schwer verletzt. US-Präsident Joe Biden, andere US-Politiker und international reagierten entsetzt.
Teile zum Bau von Bomben entdeckt
Im Auto des Schützen wurden Medienberichten zufolge auch Teile zum Bau von Bomben gefunden. Unter Berufung auf Ermittlungskreise hieß es, bei dem Mann sei auch Zuhause solches Material gefunden worden. Die "New York Times" sprach von zwei "Sprengsätzen" im Auto des mutmaßlichen Täters und einem dritten Fund am Wohnort. Auch das "Wall Street Journal" sprach von Sprengsätzen. Der Sender CNN schrieb von «explosivem Material», also Sprengstoff, und wieder andere Quellen von Teilen für den Bau von Bomben.
Bidne will sich erneut äußern
Biden wollte sich am frühen Sonntagnachmittag (Ortszeit) neuerlich zu dem Anschlag äußern. Wie das Weiße Haus mittelte, wurden der Präsident und seine Stellvertreterin Kamala Harris von den Justiz- und Sicherheitsbehörden über aktuellen Ermittlungsstand informiert. Die oppositionellen Republikaner hatten scharfe Kritik an den Sicherheitsbehörden geübt. Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, kündigte eine umfassende Untersuchung des Vorfalls durch den Kongress an. Eine der Fragen sei, ob Drohnen im Einsatz gewesen seien, die den Schützen auf dem Dach in der Nähe von Trumps Wahlkampfveranstaltung hätten bemerken können. Es gebe derzeit wesentlich mehr Fragen als Antworten, betonte er.
Schüsse und Schreie bei Wahlkampf-Event
Der Vorfall ereignete sich, als Trump bei der Wahlkampfveranstaltung in der Kleinstadt Butler gerade mit seiner Rede begann. Nach den Schüssen rissen Beamte des Secret Service den Ex-Präsidenten zu Boden. Kundgebungsteilnehmer schrien und warfen sich zu Boden.
Nach einer Weile stand Trump umringt von Sicherheitsbeamten auf, rund um sein rechtes Ohr war Blut zu sehen. Der Polizei zufolge wurden durch die Schüsse ein Zuschauer getötet und zwei weitere männliche Zuschauer schwer verletzt. Wie der demokratische Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, sagte, starb ein Zuschauer, als er sich vor seine Familie warf. Er sei "als Held gestorben", so Shapiro.
Während Trump von der Bühne zu seinem Wagen eskortiert wurde, reckte er unter den Rufen seiner Anhänger immer wieder kämpferisch die Faust. Der Secret Service, der für den Schutz von amtierenden und ehemaligen US-Präsidenten zuständig ist, teilte anschließend mit, dass Trump in Sicherheit sei.
Trump medizinisch versorgt
Trumps Kampagnen-Sprecher Steven Cheung erklärte, Trump gehe es gut. Der 78-jährige Ex-Präsident wurde demnach in einer medizinischen Einrichtung an Ort und Stelle untersucht. Weiter hieß es, Trump danke "den Sicherheitskräften und Ersthelfern für ihr schnelles Handeln während dieser schrecklichen Tat".
Auf seiner Online-Plattform Truth Social schilderte Trump, eine Kugel habe "den oberen Teil meines rechten Ohres durchbohrt". "Es ist unglaublich, dass sich in unserem Land solch eine Tat ereignen kann." Später stieg Trump ohne Hilfe aus seinem Flugzeug, wie auf einem von seinem Presseteam veröffentlichten Video zu sehen war. Das verletzte Ohr war darauf nicht zu erkennen.
Ein Besucher der Wahlkampfveranstaltung sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe "Schüsse gehört, es klang wie etwas zwischen Feuerwerkskörpern und einer Kleinkaliber-Pistole".
Angreifer feuerte von "erhöhter Position"
Der Angreifer feuerte mehrere Schüsse "von einer erhöhten Position" außerhalb des Versammlungsortes ab, wie der Secret Service auf X mitteilte. Es soll sich um das Dach eines Firmengebäudes in dem Gewerbegebiet gehandelt haben. Der Schütze sei daraufhin "neutralisiert" worden.
FBI-Agent Kevin Rojek sagte bei einer Pressekonferenz in Butler, die US-Bundespolizei stufe die Schüsse als "Mordversuch" gegen Trump ein. US-Medien berichteten, das FBI habe den Schützen als einen 20-Jährigen aus Bethel Park in Pennsylvania identifiziert. Er sei registriertes Mitglied von Trumps Republikanischer Partei gewesen. Laut der Polizei von Butler waren ihr vor den Schüssen mehrmals "verdächtige Aktivitäten" gemeldet worden.
Biden nennt Tat "krank"
US-Präsident Biden nannte die Tat "krank". In den USA gebe es "keinen Platz für diese Art von Gewalt", sagte er. Zuvor hatte der Präsident bereits erklärt, die USA müssten "als eine Nation zusammenstehen, um dies zu verurteilen". Laut Weißem Haus telefonierte Biden nach den Schüssen mit Trump und reiste vorzeitig aus seinem Heimat-Staat Delaware vom Wochenende zurück nach Washington.
Die Versammlung in Butler war Trumps letzte Wahlkampfveranstaltung vor dem am Montag beginnenden Parteitag der Republikaner, bei dem Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Partei gekürt werden soll. Trump will laut seinem Wahlkampfteam trotz seiner Verletzung teilnehmen.
Spannungen vor Wahl in gespaltenem Land
Die Schüsse dürften die ohnehin bestehenden Spannungen in dem gespaltenen Land vor der Präsidentschaftswahl am 5. November weiter anheizen. Der als Trumps Vizepräsidenten-Kandidat gehandelte US-Senator J. D. Vance zeigte mit dem Finger auf Trumps Rivalen Biden. "Die zentrale Prämisse von Bidens Kampagne ist, dass Präsident Donald Trump ein autoritärer Faschist ist, der um jeden Preis gestoppt werden muss", schrieb Vance auf X und fügte hinzu: "Diese Rhetorik hat direkt zur versuchten Ermordung von Präsident Trump geführt."
Ex-Vizepräsident Mike Pence erklärte, dass er für die Genesung Trumps betet. "Politische Gewalt hat keinen Platz in Amerika" und müsse "allgemein verurteilt werden", betonte Pence, der sich im Zuge des von Trump verursachten Kapitol-Sturms mit dem Politiker überworfen hatte und ihn dann bei der Vorwahl der Republikaner erfolglos herausforderte.
Trumps Ehefrau Melania bezeichnete den Täter als "Monster". Der bei dem Anschlag getötete Schütze sei ein "Monster" gewesen, das versucht habe, "Donalds Leidenschaft, sein Lachen, seinen Einfallsreichtum, seine Liebe zur Musik und seine Begeisterung auszulöschen", erklärte die ehemalige First Lady der USA am Sonntag im Onlinedienst X.
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(Quelle: apa)