Nach mehreren Prognosen könnte der Rassemblement National (RN) nach der zweiten Runde am 7. Juli auf eine relative oder absolute Mehrheit kommen. Die Wahlbeteiligung war mit bis zu knapp 70 Prozent außergewöhnlich hoch.
So reagiert Macron auf Wahlniederlage
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief angesichts des Wahlsiegs der Rechtspopulisten umgehend zu einem "breiten, demokratischen und republikanischen Bündnis" auf. Die hohe Wahlbeteiligung in der ersten Runde zeuge von der "Bedeutung dieser Wahl für alle unsere Landsleute und von dem Willen, die politische Situation zu klären", betonte der Präsident. "Ihre demokratische Wahl verpflichtet uns", fügte er hinzu. Macrons Regierungslager liegt mit etwa 21 Prozent abgeschlagen auf Platz drei. Die Neue Volksfront kommt nach den Hochrechnungen auf etwa 28 Prozent.
Der umstrittene Vorsitzende von Frankreichs konservativer Partei Les Républicains, Éric Ciotti, rief alle Konservativen auf, sich seinem viel kritisierten Schulterschluss mit dem RN anzuschließen. "Heute Abend ist der Sieg in Sicht", sagte Ciotti nach dem starken Abschneiden des RN und der Républicains-Kandidat:innen, die sich mit Ciotti für eine Unterstützung des RN entschieden hatten. "Die historische Union, die wir mit Jordan Bardella aufgebaut haben, hat langen Jahren der Unbeweglichkeit der Rechten ein Ende gesetzt", so Ciotti weiter. "Dieses Ergebnis ist ein großer Erfolg. Die Franzosen haben mit ihren Stimmen ihren Wunsch nach Veränderung und Wechsel zum Ausdruck gebracht.
Der linkspopulistische Politiker Jean-Luc Mélenchon erklärte, dass seine Partei La France Insoumise (LFI) ihre Kandidat:innen zurückziehen werde, falls sie in einem Wahlkreis in einer Dreierkonstellation auf dem dritten Platz seien. Das Ergebnis sei "eine schwere und indiskutable Niederlage für Macron", sagte er.
Tausende demonstrieren in Frankreich
Noch am Abend demonstrierten Tausende Menschen gegen die extreme Rechte. In Paris versammelten sich die Demonstranten nach einem Aufruf des neuen Linksbündnisses auf dem Place de la République. Auch führende Linkspolitiker schlossen sich dem Protest dort an. Auch in Nantes, Dijon, Lille und Marseille kam es zu Kundgebungen und Protestmärschen. In Frankreichs drittgrößter Stadt Lyon kam es nach Medienberichten zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Barrikaden wurden errichtet und Beamte mit Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen. Auch einige Schaufenster gingen zu Bruch.
Für die Verteilung der 577 Sitze der Nationalversammlung wird es entscheidend sein, ob und wie viele Kandidat:innen sich in der zweiten Wahlrunde zurückziehen, um etwa den Sieg eines RN-Kandidat:innen zu verhindern.
(Quelle: apa)