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Istanbul-Anschlag: Mehrere Festnahmen nach Razzien

Veröffentlicht: 30. Juni 2016 09:13 Uhr
Nach dem Anschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen ist die türkische Polizei in der Bosporus-Metropole mit zahlreichen Razzien gegen mutmaßliche Anhänger der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) vorgegangen. 13 Verdächtige seien festgenommen worden, darunter vier Ausländer, sagte Innenminister Efkan Ala am Donnerstag im Parlament. Die Zahl der Opfer stieg mittlerweile auf 43.
Katharina Köhn

Die drei Urheber des Anschlags, bei dem 43 Menschen getötet worden waren, stammten nach Angaben eines Regierungsvertreters aus Usbekistan, Kirgistan und der russischen Teilrepublik Dagestan. Die türkische Zeitung "Hürriyet" berichtete ihrerseits, bei einem der Angreifer handle es sich um einen Tschetschenen namens Osman Wadinow, der sich zuletzt in der syrischen IS-Hochburg Raqqa aufhielt.

Die Regierung in Moskau bestätigte einen Attentäter mit russischer Staatsbürgerschaft zunächst nicht. "Wir haben keine Informationen über die mögliche Beteiligung eines russischen Staatsbürgers", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Usbekistan, Kirgistan und Dagestan sind überwiegend muslimisch und gehörten einst zur Sowjetunion.

13 Terror-Verdächtige bei Razzien in Istanbul festgenommen

Die türkische Polizei habe in Istanbul Donnerstag früh zeitgleich 16 Wohnungen durchsucht, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu. Die türkische Polizei geht regelmäßig mit Razzien gegen Jihadisten vor, konnte in den vergangenen Monaten aber nicht verhindern, dass diese wiederholt Anschläge verübten. Am Dienstagabend hatten drei Selbstmordattentäter den Anschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen verübt. 13 Verdächtige wurden festgenommen, vier davon sind Ausländer.

Selbstmordattentäter feuerten in die Menge

Bei dem Angriff auf eines der wichtigsten Drehkreuze des internationalen Flugverkehrs wurden nach jüngsten Angaben 43 Menschen getötet und mehr als 200 weitere verletzt. Unter den Toten waren 19 Ausländer, wie Ala mitteilte. Der Innenminister hatte am Mittwoch gesagt, es gebe Hinweise auf eine Täterschaft der IS-Miliz. Auch der Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, John Brennan, vermutete Kämpfer der Extremistenorganisation hinter dem Angriff. Bisher bekannte sich niemand dazu. Ministerpräsident Binali Yildirim sagte am Mittwochabend, da die Angreifer nicht durch die Sicherheitskontrollen gelangt seien, seien sie umgekehrt und hätten aus ihren Koffern Sturmgewehre geholt, mit denen sie dann das Feuer auf die Menge in der Abflughalle eröffnet hätten. Einer der Attentäter habe sich später vor der Abflughalle in die Luft gesprengt, die anderen beiden hätten dies drinnen getan.

Solidarität gefordert

Unterdessen berichtete Anadolu unter Berufung auf Sicherheitskreise, Sicherheitskräfte hätten am vergangenen Samstag an der Grenze zu Syrien zwei mutmaßliche IS-Mitglieder erschossen. Einer von ihnen plante demnach ein Selbstmordattentat in der Türkei. Mögliche Ziele seien Adana oder Ankara gewesen. Aus Solidarität mit den Opfern des Anschlags von Istanbul soll der Eiffel-Turm in Paris am Donnerstagabend in den türkischen Nationalfarben Rot und Weiß erleuchtet werden. Am Mittwochabend war die türkische Fahne auf das Brandenburger Tor in Berlin projiziert worden.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland forderte mehr Solidarität: "Europa macht zu oft den Fehler, dass es Terrorismus als zweitrangig betrachtet, wenn er nicht direkt vor der eigenen Tür geschieht", sagte der Vorsitzende des Verbands, Gökay Sofuoglu, der "Rheinischen Post" (Donnerstag). "Die Länder müssten aufhören, sich gegenseitig vorzuwerfen, wer wo an welchen Terroranschlägen mit Schuld trage." Vielmehr müssten die Kräfte im Anti-Terror-Kampf gebündelt werden, ansonsten gewännen der IS und andere Terroristen weiter an Boden.

Der deutsche CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen drängt die türkische Regierung indes, die umstrittenen Anti-Terror-Gesetze des Landes zu lockern. "Unter dem Deckmantel der Anti-Terror-Gesetzgebung darf keine allgemeine Anti-Oppositions-Gesetzgebung stattfinden", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Die Sicherheitslage in der Türkei sei besorgniserregend: "Die Häufung der Anschläge in der Türkei drückt eine zunehmende Eskalation von terroristischer Gewalt und staatlich-militärischer Gegengewalt aus."

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung gibt es in der EU-Kommission Überlegungen, vom harten Kurs gegenüber der Türkei abzurücken. Bisher verlangte Brüssel eine Abmilderung der türkischen Anti-Terror-Gesetze im Gegenzug für Visa-Erleichterungen. Nun solle sich Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermans am Donnerstag mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu treffen, um über mögliche Zugeständnisse zu beraten, berichtete die Zeitung.

(APA)

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(Quelle: salzburg24)

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