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Mutmaßlicher Berlin-Attentäter Amri in Mailand erschossen

Veröffentlicht: 23. Dezember 2016 10:38 Uhr
Der mutmaßliche Attentäter von Berlin ist tot. Anis Amri wurde Freitagnacht bei einer Straßenkontrolle im Mailänder Vorort Sesto San Giovanni von der Polizei erschossen. Dies bestätigte der italienische Innenminister Marco Minniti am Freitag in Rom.
SALZBURG24 (Florian Gann)

Amri ging der Polizei vor dem Bahnhof des Ortes gegen 04.00 Uhr in der Früh bei einer normalen Straßenkontrolle ins Netz. Dabei habe er plötzlich eine Pistole gezogen, "Allah Akbar" gerufen und auf die Polizisten geschossen. Er verletzte einen 36-Jährigen Beamten an der Schulter. Die Polizisten hätten das Feuer erwidert und Amri getötet.

Danach hätten die Polizisten versucht, ihn zu reanimieren, berichteten Augenzeugen. Den tödlichen Schuss auf Amri gab nach Informationen der italienischen Nachrichtenagentur ANSA ein 29-jähriger Polizist ab. Der verletzte Beamte muss sich nun einer Schulter-Operation unterziehen, er schwebt aber nicht in Lebensgefahr.

Attentäter per Fingerabdrücke identifiziert

Der mutmaßliche Attentäter von Berlin ist nach italienischen Angaben alleine unterwegs gewesen, als er auf die Polizisten in Mailand traf. Auf ihn seien zwei Schüsse abgegeben worden, einer habe den Brustkorb getroffen und sei tödlich gewesen, sagte der Mailänder Polizeipräsident Antonio de Iesu am Freitag.

Amri war in der Nacht zu Fuß mit einem Rucksack unterwegs. Er hatte keine Dokumente bei sich und musste erst aufgrund seiner Fingerabdrücke identifiziert werden. Der Tunesier hatte in der Vergangenheit mehrere Jahre in Italien gelebt.

Nun kam er mit dem Zug nach Italien. Er sei aus Frankreich, aus Chambery in Savoien, nach Turin gekommen, berichtete der Mailänder Antiterrorchef Alberto Nobili am Freitag. Von Turin in der italienischen Region Piemont sei er wiederum mit dem Zug nach Mailand gefahren, wo er gegen 1.00 Uhr in der Nacht zum Freitag angekommen sei.

 

Anschlag in Berlin - VerdŠchtiger getštet Salzburg24
Anschlag in Berlin - VerdŠchtiger getštet

Amris Tod bestätigt

Das IS-Sprachrohr Amaq hat die Tötung von Anis Amri bestätigt. Auf der Webseite zeigte man ein Video, das Amri angeblich vor dem Anschlag in Berlin aufgenommen hatte, berichteten italienische Medien. Darin schwört der 24-jährige Tunesier seine IS-Treue und seine Entschlossenheit, die bei Luftangriffen getöteten Moslems zu rächen.

Der deutsche Generalbundesanwalt Peter Frank hat indes den Tod Amris ebenfalls bestätigt. Er berief sich dabei am Freitag in Karlsruhe auf eine entsprechende Erklärung des italienischen Innenministers Marco Minniti.

Amri im vom IS veröffentlichten Video./APA/AFP/AMAQ NEWS AGENCY Salzburg24
Amri im vom IS veröffentlichten Video./APA/AFP/AMAQ NEWS AGENCY

Hatte Amri Helfer?

Nunmehr würden sich die Ermittlungen der deutschen Sicherheitsbehörden auf ein mögliches Helfernetzwerk des Tunesiers konzentrieren. Allerdings liefen die Ermittlungen "derzeit nur gegen Unbekannt weiter", sagte Frank. Unter anderem gelte es herauszufinden, ob Amri von Unterstützern Geldmittel oder Fluchthilfe erhielt.

Nach dem Tunesier war seit Donnerstag mit Haftbefehl gefahndet worden. Es bestanden zuletzt kaum noch Zweifel, dass Amri für den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in der deutschen Hauptstadt mit mindestens zwölf Toten verantwortlich sein dürfte. Seine Fingerabdrücke wurden mehrfach an dem Lkw sichergestellt, der am Montagabend in die Stände nahe der Gedächtniskirche gerast war.

De Maiziere warnt vor gewaltbereiten Extremisten

Deutschlands Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) hat nach Amris Tod auf anhaltende Gefahren durch gewaltbereite Extremisten hingewiesen. "Mit dem Fahndungserfolg hat sich leider die terroristische Bedrohungslage für Deutschland nicht verändert", sagte de Maiziere am Freitag.

"Sie bleibt hoch, die Sicherheitsbehörden bleiben wachsam. Ich bin sehr erleichtert, dass von diesem Attentäter keine Gefahr mehr ausgeht", sagte de Maiziere. Nun sei "die Zeit gekommen, um über Konsequenzen zu reden". Dazu werde er mit Deutschlands Justizminister Heiko Maas (SPD) "sehr bald Gespräche aufnehmen". Der Minister dankte den italienischen Polizisten, die Amri erschossen hatten. Sie hätten "exzellent gearbeitet" und seien "besonders tapfer", sagte er.

Merkel dängte auf schnellere Abschiebung nach Tunesien

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) drängt nun auf schnellere Abschiebungen nach Tunesien. Sie habe mit dem tunesischen Präsidenten Beji Caid Essebsi telefoniert, sagte Merkel am Freitag. "Ich habe dem Präsidenten gesagt, dass wir den Rückführungsprozess noch deutlich beschleunigen und die Zahl der Zurückgeführten deutlich erhöhen müssen."

Bei der Frage der Rückführungen habe es im laufenden Jahr bereits Fortschritte gegeben. Nach dem Anschlag war bekannt geworden, dass eine Abschiebung des mutmaßlichen Täters, des Tunesiers Anis Amri, gescheitert war. Merkel sieht nach dem Tod des mutmaßlichen Weihnachtsmarkt-Attentäters rasche Konsequenzen für notwendig an, um die Sicherheit der Bürger zu erhöhen. Es werde alles Menschenmögliche getan, damit "unser Staat ein starker Staat ist", sagte die CDU-Vorsitzende am Freitag in Berlin.

Vier Ausländer unter Todesopfern des Anschlags in Berlin

Unterdessen wurde bekannt, dass unter den Todesopfern des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt mindestens vier Ausländer sind. Neben dem getöteten polnischen Lastwagenfahrer seien je ein Opfer aus Tschechien, Italien und Israel identifiziert worden, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Freitag. Insgesamt wurden zwölf Menschen getötet.

Derweil wurden im Ruhrgebiet in der Nacht auf Freitag zwei Brüder festgenommen, die von der Polizei verdächtigt werden, möglicherweise einen Anschlag auf ein Einkaufszentrum in Oberhausen vorbereitet zu haben. Die Festnahmen stehen nach Polizeiangaben nicht in Verbindung zur Fahndung nach dem Attentäter von Berlin. "Es gibt keinen Zusammenhang mit dem Fall Amri außer dem terroristischen Hintergrund", sagt ein Sprecher der zuständigen Polizei in Essen. Die Verdächtigen, zwei im Kosovo geborene Brüder im Alter von 28- und 31 Jahren, sitzen vorerst in Gewahrsam.

(APA/dpa/ag.)

 

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(Quelle: salzburg24)

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