Die 0,3 Prozent Wirtschaftswachstum des zweiten und dritten Vierteljahrs seien "schon sehr moderat, und wir rechnen, dass sich das so fortsetzt, wenn die Investitionsfreudigkeit weiter steigt und auch bei Sachgütern und Bau der Anstieg im vierten Quartal weitergeht", sagte Wifo-Experte Jürgen Bierbaumer-Polly am Freitag im APA-Gespräch.
Wahrscheinlich werde man im bevorstehenden Schlussquartal von einem "robust moderaten vierten Quartal" sprechen können. Positiv überraschen könnten positive Effekte beim privaten Konsum durch Vorgriffe auf die Einkommensanstiege der Steuerreform 2016 bereits im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft, falls die Stimmung nicht durch die schlechte Arbeitsmarktlage getrübt wird.
Vom Privatkonsum, der schon mehr als zwei Jahre stagniert, sei abgesehen von diesen möglichen Effekten kein großer Sprung zu erwarten. Denn das Konsumklima sei im Oktober wieder zurückgegangen und die Stimmung vor allem wegen der dämpfend wirkenden Arbeitsmarktlage "anhaltend pessimistisch", meinte Bierbaumer-Polly.
Für die Exporte und Importe rechnet der Experte mit einem spürbaren Anstieg auch im Schlussquartal, "weil die Investitionsnachfrage im Inland ebenfalls weiter steigt". Im dritten Quartal entwickelten sich die Einfuhren dynamischer als zuletzt; dennoch war der Wachstumsbeitrag des Außenhandels zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) wegen der im Vergleich zu den Ausfuhren (+1,4 Prozent) stärkeren Zunahme der Importe (+1,6 Prozent) negativ.
Auch die Investitionsbereitschaft dürfte sich weiter gut entwickeln, verweist der Wifo-Experte auf die jüngsten Konjunkturtest-Ergebnisse. Ein starker Rückgang, wie ihn zuletzt die Industriellenvereinigung (IV) aus Umfragedaten herausgelesen hat, sei für das Wifo "nicht zu sehen". "Der Pessimismus der IV war für mich etwas überraschend", so Bierbaumer-Polly: "Unsere Daten des dritten Quartals und für Oktober zeigen eine andere Tendenz, nämlich ein eher zögerliches, aber doch stetiges Ansteigen der Indikatoren in Richtung steigendes Konjunkturumfeld."
Identifizieren könne man sich dagegen mit dem positiven Bild, das zuletzt am Donnerstag die Bank Austria mit dem jüngsten EinkaufsManagerIndex gezeichnet hat, "nämlich dass es für die heimische Industrie heuer graduell besser wird und die Sachgüterproduktion anspringt", wie der Wifo-Experte meinte. Im dritten Quartal wurde das BIP laut Schnellschätzung des Instituts primär durch eine Investitionsausweitung gestützt. Wie schon im zweiten Quartal wuchs die Nachfrage nach Bruttoanlageinvestitionen (Ausrüstungen und Bau) gegenüber dem Vorquartal um 0,5 Prozent.
Von der Weltwirtschaft kommen weiterhin eher dämpfende Einflüsse, dafür kann die heimische Wirtschaft aber vom leichten konjunkturellen Anziehen im Euroraum profitieren, so Bierbaumer-Polly. Schon die letzte vierteljährliche Prognose des Wifo von September habe ja die Expansion des gesamtwirtschaftlichen Umfelds als eher rückläufig angenommen, etwa was die Schellenländer samt China betreffe, aber auch die USA, die nach wie vor stark seien, wenn auch etwas abgeschwächt. Auch für den Welthandel nehme man eine gedämpftere Entwicklung an. Österreich könne aber vom relativ robusten Euroraum profitieren, betont der Experte.
(Quelle: salzburg24)