Während die Regierung der Veranstaltung fernblieb, würdigte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einem Referat die Meriten der Sozialpartnerschaft, die Österreich von der Konflikt- zur Konsensdemokratie gewandelt habe, und Kaske persönlich. Dieser sei zeit seiner Karriere ein Mensch ohne Konfliktscheue gewesen, der aber auch ein ungeheuer hohes Maß an Empathie-Fähigkeit habe. Bedenken, dass Nachfolgerin Anderl ihrer Aufgabe nicht gewachsen sein könnte, hat der Bundespräsident nicht: "Als Frau sich in der Metaller-Gewerkschaft durchzusetzen, ist nicht ohne." Daher sei er anhand von Anderls bisherigem Lebensweg überzeugt, dass sie die AK-Präsidentschaft "ganz ausgezeichnet" bewältigen werde.
Kaske verabschiedet sich als Arbeiterkammer-Präsident
Diese Ansicht teilte Kaske. Anderl stehe fest am Boden und sei durchsetzungsstark. Kaske zeigte sich in seiner Abschiedsrede besorgt, dass aktuell die Rechte der Arbeitnehmer nicht mehr ausreichend Gehör fänden. Im Regierungsprogramm finde sich rund 100 mal der Begriff Wirtschaft und Unternehmen, aber nur 20 mal Arbeitnehmer. Diese Einstellung äußert sich für ihn auch schon in realer Politik mit der Abschaffung der "Aktion 20.000", der Debatte um die AUVA und der geplanten Arbeitszeitflexibilisierung.
Beitragskürzungen für die AK lehnte Kaske noch einmal ab. Denn diese hätten automatisch Leistungskürzungen für die Arbeitnehmer zur Folge. Angriffe auf AUVA und AMS oder Medien verurteilte der scheidende AK-Präsident, der mit den Worten schloss: "Es lebe die Arbeiterkammer, es lebe die Republik."
Anderl spricht Regierungsvorhaben an
Anderl forderte in ihrer Antrittsrede, dass man der AK mit Anstand und auf Augenhöhe begegnet: "Ich will, dass man nicht über uns sondern mit uns spricht." Hartinger-Klein hatte Anderl davor bereits eine konstruktive Zusammenarbeit offeriert. Sie freue sich "irrsinnig" über die große Zustimmung für die neue Präsidentin, erklärte Hartinger-Klein. Man werde in den kommenden Monaten einige Herausforderungen haben und nicht immer einer Meinung sein. Es gehe aber um das Wohl des Staats und der Arbeitnehmer. Das funktioniere nicht gegeneinander. Daher biete sie ein Miteinander an.
In Stellung bringt sich die neue AK-Präsidentin bereits, was einige Regierungsvorhaben betrifft. Eine Einschränkung der Mitbestimmung in der Sozialversicherung wurde von Anderl ebenso abgelehnt wie die Etablierung eines Hartz-IV-ähnlichen Modells. Den Reformauftrag der Regierung nahm Anderl an, allerdings derart, dass man nach der Befragung der Mitglieder deren Anliegen umsetzen wolle. Die Koalition hatte ja indirekt angedroht, der AK die Mittel zu kürzen, wenn sie nicht von sich aus die Arbeitnehmer bei deren Beiträgen entlastet.
(APA)
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(Quelle: salzburg24)