Zur Diskreditierung Moskaus?

Russland warnt vor "schmutziger Bombe" aus Ukraine

This video grab taken from a handout footage released by the Russian Defence Ministry on March 26, 2022 shows Russian Defence Minister Sergei Shoigu attends a meeting on the military-industrial complex and Russian arms production. (Photo by Russian Defence Ministry / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / Russian Defence Ministry" - NO MARKETING - NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
Veröffentlicht: 24. Oktober 2022 08:59 Uhr
Russland hat der Ukraine vorgeworfen, zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe zu planen. Sowohl Kiew als auch die USA bezeichneten die russischen Vorwürfe als falsch.
SALZBURG24 (tp)

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu habe gegenüber Großbritannien und Frankreich "Besorgnis über mögliche Provokationen mit Hilfe einer "schmutzigen Bombe" übermittelt", so Moskau. Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj konterte, dass Russland selbst "irgendetwas Schmutziges" vorbereite. US-Außenminister Antony Blinken bezeichnete Russlands Vorwürfe als falsch.

Widerstand gegen weitere Eskalation

Selenskyj rief die Weltgemeinschaft zum entschlossenen Widerstand gegen eine weitere Eskalation des Krieges auf. Er sprach von einem "Telefonkarussell" Schoigus mit den Ministern der NATO-Staaten Frankreich, Großbritannien, der Türkei und den USA.

"Wenn jemand in unserem Teil Europas Atomwaffen einsetzen kann, dann ist es das nur einer - und dieser eine hat dem Genossen Schoigu befohlen, dort anzurufen", sagte Selenskyj unter Anspielung auf Russlands Staatschef Wladimir Putin. Die Welt müsse klarstellen, dass sie nicht bereit sei, diesen "Schmutz" zu schlucken. "Wohin Russland auch geht, es hinterlässt Massengräber, Folterlager, zerstörte Städte und Dörfer, vermintes Land, zerstörte Infrastruktur und Naturkatastrophen", sagte der Präsident. Die Ukraine versuche dagegen, ihren Menschen wieder ein normales Leben zu ermöglichen. "Wo die Ukraine ist, wird kein Leben zerstört."

Was ist eine schmutzige Bombe?

Lecornu betonte, dass Frankreich nicht in eine Eskalation des Konflikts einbezogen werden wolle, insbesondere was nukleare Optionen betreffe. Frankreich wolle eine friedliche Lösung des Konflikts, so Lecornu, der auch ein Gespräch mit seinem ukrainischen Amtskollegen ankündigte. Großbritannien erklärte, Verteidigungsminister Ben Wallace habe die Behauptungen Schoigus zurückgewiesen, wonach westliche Länder einen Plan der Ukraine zur Eskalation des Konflikts unterstützten. Mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sprach Schoigu am Sonntag zum zweiten Mal binnen drei Tagen. Die Regierung in Moskau machte keine näheren Angaben zum Inhalt.

Als "schmutzige Bombe" werden konventionelle Sprengsätze bezeichnet, die auch radioaktives Material verstreuen. Die Ukraine, die nach dem Zerfall der Sowjetunion ihre Atomwaffen abgegeben hat, unterstellt ihrerseits Russland, den Abwurf einer solchen Bombe zu planen.

Menschen aus Cherson evakuiert

Unterdessen verstärkte Russland auch seine Aufrufe und Bemühungen, Zivilist:innen aus der besetzten Stadt Cherson in der Südukraine zu bringen. Angesichts einer erwarteten ukrainischen Gegenoffensive sollen bis zu 60.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden, die am Westufer des Flusses Dnipro leben, hieß es am Sonntag. "Die Situation ist schwierig. Es ist lebenswichtig, Ihr Leben zu retten. Es wird nicht mehr lange dauern. Sie werden auf jeden Fall zurückkehren", sagte der russische Bildungsminister Sergej Krawzow.

Russische Verwaltung zieht sich aus Cherson zurück

Die pro-russische Verwaltung zieht sich nach eigenen Angaben vollständig aus der südukrainischen Stadt Cherson zurück. Die Armee wolle dennoch weiterhin gegen die ukrainischen Gruppen kämpfen.

Zuvor war von 20.000 Zivilist:innen die Rede gewesen, die evakuiert werden sollten. "Wir haben allen Leuten, die uns heute gehört haben, vorgeschlagen, die Möglichkeit zu nutzen und in den linksufrigen Teil des Gebiets Cherson zu gehen", sagte der Vizechef der russischen Besatzungsverwaltung, Kirill Stremoussow. Zugleich bezeichnete er die Lage als stabil.

Die Stadt Cherson liegt am rechten Ufer des Dnipro und war von Russland gleich zu Beginn des Angriffskriegs erobert worden. Ende September annektierte Kremlchef Wladimir Putin Cherson als eines von vier ukrainischen Gebieten auch offiziell für Russland. Die Lage der russischen Truppen westlich des Flusses hat sich aber gleichzeitig deutlich verschlechtert. Die ukrainischen Truppen haben systematisch die Nachschubwege der Russen über den Dnipro zerstört und rückten Anfang Oktober bei ihrer Gegenoffensive weiter auf die Stadt vor.

Der neue Kommandant der russischen Truppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, sagte in dem Zusammenhang, die Moskauer Truppenführung schließe "schwierige Entscheidungen" nicht aus. Beobachter deuten dies als Hinweis auf einen möglichen Truppenabzug aus der Stadt.

Stromabschaltungen in der Ukraine

Nach wiederholten russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur schaltete das staatliche Energieunternehmen Ukrenergo am Sonntag in der Hauptstadt Kiew zeitweise den Strom ab. Wie der Stromversorger DTEK mitteilte, begann Ukrenergo mit geplanten "Stabilisierungs-Abschaltungen" ab 11.13 Uhr (Ortszeit, 10.13 Uhr MESZ). Die Abschaltungen sollten nicht länger als vier Stunden dauern, hieß es.

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Russland setzte nach eigenen Angaben seine Angriffe auf Infrastruktur der Energieversorgung und des Militärs in der Ukraine in den zurückliegenden 24 Stunden fort. Zudem hätten russische Truppen an mehreren Frontabschnitten ukrainische Gegenoffensiven zurückgeschlagen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Russland verteidigt besetzte Gebiete

Zerstört wurde demnach ein ukrainisches Treibstofflager in der Zentralukraine. Ein Depot, "das mehr als 100.000 Tonnen Flugzeugbenzin für die ukrainischen Luftstreitkräfte beherbergte, wurde nahe des Ortes Smila in der Region Tscherkassy zerstört", so das Verteidigungsministerium. Überdies wurden mehrere Munitionslager sowie ein Benzin-Reservoir für ukrainische Militärfahrzeuge beschädigt.

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste bereitet Russland mit großem Aufwand die Verteidigung seiner besetzten Gebiete in der Ukraine vor. Dies solle mutmaßlich rapide ukrainische Gegenoffensiven abwehren, hieß es am Sonntag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter.

Der Chef der Söldnereinheit "Wagner", Jewgeni Prigoschin, habe Mitte Oktober online angekündigt, mit seinen Teams eine abgesicherte "Wagner-Linie" aufzubauen, um die besetzte Region Luhansk zu verteidigen. Den Angaben Prigoschins zufolge sei es wahrscheinlich, dass auch der Fluss Siwerskyj Donez in diese Verteidigungszone integriert werden solle, hieß es von den Briten. Auf veröffentlichten Bildern sei ein Abschnitt mit neu errichteten Panzerabwehrsystemen und Gräben südöstlich der Stadt Kreminna in der Region Luhansk zu sehen.

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(Quelle: apa)

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