Kress, tätig im Wiener AKH als Leiter der Abteilung für Spezielle Anästhesie der Universitätskliniken und ehemaliger Präsident der Europäischen Schmerzföderation (EFIC), schilderte die Lage der Schmerzmedizin in Österreich dramatisch: "Es ist ein Statement zur prekären und immer prekärer werdenden Situation der Schmerzmedizin zu machen. Der finanzielle Druck und die Einsparungsbemühungen im Gesundheitssystem nehmen selbstverständlich die Schmerzmedizin und die Versorgung der Schmerzpatienten nicht aus."
Eine Studie der MedUni Graz hat dazu vergangenes Jahr harte Daten geliefert. Die Autoren hatten in den österreichischen Spitälern flächendeckend erhoben, wie sich Zustand und Zahl der Schmerzambulanzen in den vergangenen drei Jahren verändert hatte. Der Experte: "Uns hat das Ergebnis bestürzt und betroffen gemacht. Von den ehemals 44 Schmerzambulanzen in Österreich sind zehn geschlossen worden. Die Personalknappheit steht im Vordergrund." Die Lage könne von den Politikern nicht mehr "schön geredet" werden, die "strukturellen Defizite" würden derzeit aufbrechen.
Ein eigenes Kapitel ist laut Kress die Situation an Österreichs größtem Spital und "der" Spitzenklinik des Landes, dem Wiener AKH mit den MedUni-Kliniken. "Seit Jänner 2014 ist an der größten medizinischen Universität des Landes eines von zwei Schmerz-Diensträdern (Versorgung für alle Abteilungen 24 Stunden an sieben Tagen der Woche; Anm.) ersatzlos gestrichen worden."
Mit den nunmehr einzuführenden Diensten für Ärzte mit längstens 48 Stunden pro Woche wisse man an seiner Abteilung nicht mehr, wie lange man das letzte übrig gebliebene Dienstrad für diese Aufgaben besetzen könne. "Ich befürchte, dass wir diese Bereitschaft an Feiertagen und Wochenenden nicht mehr aufrechterhalten könne." In der Ambulanz mit Spitzenmöglichkeiten für modernste Schmerztherapie würden sich in Zukunft wahrscheinlich monatelange Wartezeiten aufbauen. Es könne durchaus sein, dass in Österreich das "Pflänzchen Schmerzmedizin" schlicht und einfach eingehe. Umgesetzt werden müsse ein seit Jahren vorliegendes Konzept einer flächendeckenden mehrstufigen Versorgung von Schmerzpatienten.
Bei dem Symposium in Wien werden auch die neuesten Erkenntnisse zur Neuromodulation (Generatoren, welche mit Stromimpulsen schwere Schmerzen dämpfen) behandelt. Hier dürften Hochfrequenzgeräte eine weitere Verbesserung bringen. Darüber hinaus geht es um Schmerz im Alter und um schmerzbedingte bzw. durch Analgetika-Therapie verursachte sexuelle Funktionsstörungen.
(Quelle: salzburg24)