Welt

Tirols Parteien mit Wahlergebnis zufrieden

Veröffentlicht: 29. Februar 2016 15:24 Uhr
Die Parteien haben am Montag nach den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Tirol Bilanz gezogen. ÖVP-Landeshauptmann Platter zeigte sich trotz "schmerzlicher Verluste" mit dem Ergebnis "sehr zufrieden". FPÖ-Landesparteichef Markus Abzwerger ortete einen "Erfolg auf allen Linien". Zufrieden bilanzierten auch die Tiroler SPÖ und die Grünen.

Die ÖVP hat am Montag nach den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen tags zuvor Bilanz gezogen. Der Landesparteivorstand habe sich mit dem Ergebnis "sehr zufrieden" gezeigt, berichtete Landesparteiobmann, LH Günther Platter vor Journalisten. Gleichzeitig räumte er teils "schmerzliche Verluste" wie etwa in Kufstein, Wörgl oder Lienz ein.

Es wäre falsch zu sagen, dass "alles in Butter" ist, so Platter: "Wir haben nach der Gemeinderatswahl eine gute Basis und ein starkes Fundament". Aber dort wo die ÖVP Defizite habe, werde es Gespräche mit den Verantwortlichen und "da und dort" auch Neuaufstellungen geben. Denn schließlich seien die Ergebnisse bei den Gemeinderatswahlen davon abhängig, welche Persönlichkeit man an der Spitze hat. Zufrieden sei die Volkspartei mit dem Ergebnis auch deshalb, weil man von Bundesebene alles andere als Rückenwind verspürt habe.

Zudem betonte Platter, dass die ÖVP auf "hohem Niveau" ihre Mandate und Bürgermeister habe halten können. Bereits vor der Stichwahl am 13. März können die Schwarzen 217 Ortschefs zu ihren Reihen zählen. Um die Zahl der bisher 234 VP-Bürgermeister erneut zu erreichen, braucht es also 17 gewonnene Stichwahlen. In dieser Hinsicht gab sich Platter zuversichtlich. Schließlich handle es sich bei neun der anstehenden 23 Duelle um ein rein VP-internes Match, und in den restlichen 14 sei jeweils ein Kandidat der Volkspartei im Rennen.

Landesgeschäftsführer Martin Malaun hob hervor, dass sich jeder der vielfach unter Namenslisten kandidierenden Bürgermeister im Gemeindeverband zu deklarieren habe: "Wir wissen sehr wohl, wer zur Volkspartei gehört, und wer nicht". Etwa sei der Telfer Bürgermeister Christian Härting, der unter der Bezeichnung "Wir für Telfs" angetreten ist, "ganz klar" der ÖVP zuzurechnen. "Härting hat sich klar als ÖVP-Bürgermeister deklariert und ist auch ÖVP-Mitglied", so Malaun. Für die Tiroler Volkspartei sei die Gemeinderatswahl eine der wichtigsten Wahlen, da sie die Basis betrifft, analysierte der Landesgeschäftsführer: "Und dort rekrutieren wir unsere Funktionäre und Mandatare". Daher habe man sich auch eineinhalb Jahre "gut darauf vorbereitet".

Dass in 107 Gemeinden jeweils nur ein Bürgermeisterkandidat angetreten ist, bereitete Platter kein Kopfzerbrechen: "Ich sehe das als Bestätigung der Arbeit dieser Bürgermeister". Die Zugewinne der Freiheitlichen in etlichen, zum Teil stimmenstarken Gemeinden, beunruhigten Platter nicht: "Zugewinne von niedrigem Niveau aus sind nicht das Schwierigste. Einen Rechtsruck hat es nicht gegeben", konstatierte Platter.

Einen Reformbedarf bei den Gemeinden beziehungsweise die Notwendigkeit von Zusammenlegungen sah Platter nicht. Zudem betonte er, dass es diesbezüglich jedenfalls "kein Diktat von oben" geben werde. Denn dadurch würden Strukturen zerschlagen. Zudem sah er sich da im Einvernehmen mit den anderen im Landtag vertretenen Fraktionen.

Die Tiroler FPÖ sieht bei den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen am Sonntag einen "Erfolg auf allen Linien". Man habe sich von 49 auf 152 Mandate verdreifacht, sagte Landesparteichef Markus Abwerzger der APA am Montag. Etwas Aufholbedarf ortete Abwerzger hingegen im Tiroler Oberland. Ab sofort starte die FPÖ jedenfalls den Landtagswahlkampf für 2018, erklärte der FPÖ-Chef.

"Unglaublich gut zugelegt" habe man vor allem in einwohnerstarken Gemeinden, was eine gutes Vorzeichen für die Landtagswahl sei, so Abwerzger. Der FPÖ-Chef spielte dabei auf Gemeinden wie St. Johann in Tirol, Wörgl, Schwaz, Hall in Tirol, Jenbach und Zams an, in denen die Freiheitlichen zum Großteil mehr als 20 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnten und zur zweitstärksten Kraft avancierten. Man werde daher auch "extrem viele Vizebürgermeister" stellen, prophezeite Abwerzger. Mit 19,98 Prozent knapp unter der 20 Prozent-Marke landete man hingegen in Kufstein. Abwerzger wertete das Ergebnis trotzdem als Erfolg, trauerte aber ein wenig der verpassten Stichwahl des dortigen FPÖ-Bürgermeisterkandidaten Walter Thaler nach.

Erfreut zeigte sich der Landesparteiobmann naturgemäß über den gewonnen Bürgermeistersessel in Jochberg bei Kitzbühel. Seinem Vorgänger als Parteichef, Abg. Gerald Hauser, attestierte er indes gute Chancen, sein Bürgermeisteramt in St. Jakob in Defereggen in der notwendig gewordenen Stichwahl zu verteidigen. "Außenseiterchancen" hätten hingegen die FPÖ-Bürgermeisterkandidaten in Rattenberg und Hall, die ebenfalls am 13. März um den Bürgermeister rittern. Obwohl es noch nicht gesichert sein dürfte, ob es in der Münzstadt Hall wirklich zu einem Bürgermeisterduell kommen wird. Die Haller ÖVP-Bürgermeisterin Eva-Maria Posch sei nämlich auf die dortigen Freiheitlichen zugekommen und habe sie zu Gesprächen eingeladen. Es liege nun in der Hand der Haller Freiheitlichen, wie es dort weitergehe, meinte Abwerzger.

Der Tiroler SPÖ-Chef Ingo Mayr zog am Montag ein insgesamt positives Fazit der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen. Seine Nachwahlanalyse bot eine große Bandbreite: Einerseits gab es Jubel über neue rote Bürgermeister in Orten wie Flaurling und Sellrain sowie das "absolute Highlight" Lienz, andererseits auch Trauer über vereinzelt beträchtliche Verluste wie etwa in Imst.

"Imst ist eine Katastrophe", räumte Mayr unumwunden ein. In der Bezirksstadt ging es auf einem ohnehin bereits niedrigen Niveau weiter nach unten - von 11,03 Prozent bei der Gemeinderatswahl 2010 auf nunmehr 6,72 Prozent. Doris Reheis, die Frau des SPÖ-Landtagsklubobmannes und ehemaligen Imster Bürgermeisters Gerhard Reheis, fuhr bei der Bürgermeisterdirektwahl zudem lediglich 7,84 Prozent ein. In Imst sei die dortige sozialdemokratische Gruppierung zwischen den vielen angetretenen Listen - zehn an der Zahl - zerrieben worden, analysierte Mayr.

In Imst, aber auch etwa in Landeck oder Jenbach, in denen es schwere Niederlagen setzte, hätten die amtierenden VP-Bürgermeister ihren Amtsbonus beim ersten Antreten gut genutzt. Man werde sich überlegen, wie man dort mehr wahrgenommen werden könne. Es liege jedenfalls "sowohl an den Strukturen als auch an den Persönlichkeiten".

Große Freude herrschte bei Mayr hingegen angesichts des Resultats in Lienz. Dort siegte Bürgermeisterin und LAbg. Elisabeth Blanik trotz drei Gegenkandidaten mit 62,34 Prozent und legte mit ihrer Liste ordentlich auf 42,80 Prozent zu. Auch über Wörgl jubilierte Mayr, wo Bürgermeisterin Hedi Wechner mit 53,99 Prozent einen Triumph einfuhr. Dass Wechner mit einer Namens- und nicht mit einer SPÖ-Liste antrat, tat seiner Freude keinen Abbruch. Die ÖVP operiere mit dieser Methode in Tirol schließlich seit Jahrzehnten. "Manchmal können wir uns auch etwas abschauen", meinte der SPÖ-Chef lachend.

Die Grünen zeigten sich am Montag nach den Gemeinderats-und Bürgermeisterwahlen "sehr zufrieden" über das Ergebnis. "Vor allem aufgrund der politischen Großwetterlage war es nicht einfach", sagte Landessprecher Georg Willi im Gespräch mit der APA. Die Grünen konnten bei der Wahl 29 zusätzliche Mandatare gewinnen, was einem Plus von 67 Prozent entspricht. Bisher verfügte die Öko-Partei über 43.

Hoch erfreut zeigte sich Willi über die Bürgermeisterkandidatin Gabi Kapferer-Pittracher in der Gemeinde Axams (Bezirk Innsbruck-Land), die es mit 28 Prozent der Stimmen in die Stichwahl schaffte. "Es freut mich wahnsinnig, dass unsere Kandidatin so gut abgeschnitten hat und das obwohl Axams im Kern noch von den Alteingesessenen dominiert wird", analysierte Willi. Kapferer-Pittrachers starke Verankerung und Vernetzung im Dorf hätten ihr sehr geholfen, so der Landessprecher.

Willi sah die grüne Bürgermeisterkandidatin jedenfalls als "starke Herausforderin". Ob sie es einfahren könne, sei noch offen. Sie bringe aber alles mit, was eine Bürgermeisterin auszeichne, so der grüne Landessprecher. Sollte Kapferer-Pittracher die Stichwahl gewinnen, wäre sie die erste grüne Bürgermeisterin in Tirol.

"Wir sind mit 15 neuen grünen Listen in den Gemeinderäten vertreten und mit vier weiteren Listen, die wir unterstützt haben", resümierte Willi. Die Grünen hätten aber nicht nur im Innsbrucker Speckgürtel zulegen können, sondern auch "draußen", in Gemeinden wie Breitenwang, Brixlegg, Erl, Haiming und Reith bei Kitzbühel.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken