Trotz der dramatischen Zahlen wagte Gontarewa einen positiven Ausblick: "Ich denke, dass nie wieder passieren wird, was wir dieses Jahr erlebt haben", sagte sie. "Ohne Frage blicken wir optimistisch auf 2015." Die ukrainische Wirtschaft leidet enorm unter dem Konflikt im Osten des Landes, wo sich seit dem Frühjahr Regierungstruppen und prorussische Rebellen heftige Gefechte liefern.
Die Devisenreserven des Landes sind um mehr als die Hälfte zusammengeschmolzen und betragen erstmals seit fünf Jahren weniger als 10 Mrd. Dollar (8,2 Mrd. Euro). Hintergrund ist der Versuch, die ukrainische Währung zu stützen. Die Hrywnja hat seit Jahresbeginn deutlich an Wert verloren. Dienstag früh mussten für einen Dollar 15,82 Hrywnja bezahlt werden - zu Jahresbeginn waren es nur 8,24 Hrywnja.
Um den Staatshaushalt zu stabilisieren, verabschiedete das Parlament in Kiew am Montag ein Sparpaket, das unter anderem höhere Importzölle, Kürzungen der Sozialausgaben und eine Vereinfachung der Unternehmensbesteuerung vorsieht. Die Ausgaben für die Armee sollen allerdings deutlich steigen. Ziel des Sparhaushaltes ist es auch, die Auszahlung weiterer Kredittranchen durch den Internationalen Währungsfonds (IWF) ermöglichen.
Zu den großen Verlierern zählen die Banken des krisengeschüttelten Landes, die unter einer massiven Kapitalflucht leiden. Im zu Ende gehenden Jahr hätten die Institute 29 Prozent ihrer Einlagen eingebüßt, sagte Notenbankchefin Gontarewa. Ihrer Einschätzung nach ist das Bankensystem der Ukraine derzeit nicht mehr funktionsfähig. Aus Österreich sind die Raiffeisen Bank International (RBI) und die Bank Austria mit Bankentöchtern in der Ukraine.
Für das kommende Jahr rechnet die Notenbankchefin mit einer leichten Entspannung. Demnach dürfte sich die Inflation etwas abschwächen, wobei Gontarewa von einer Teuerung zwischen 17 Prozent und 18 Prozent ausgeht. Bereits im November hatte die Notenbankchefin gesagt, dass sie im kommenden Jahr mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,3 Prozent rechnet.
Raiffeisen-Bank-International-Chef Karl Sevelda nennt erste Schätzungen für aktuelle Abschreibungen für die ukrainische Tochterbank Aval. "Hier haben wir heuer Wertberichtigungen zwischen 500 und 600 Millionen zu erwarten", sagte Sevelda im "Kurier" (Dienstagausgabe). "Ich bin bei der Wirtschaftsentwicklung der Ukraine sehr skeptisch."
Zur Erinnerung: In der Ukraine waren bei der RBI schon bis September Kreditvorsorgen und Wertberichtigungen für 327 Mio. Euro nötig, mehr als dreimal so viel wie voriges Jahr.
Dass Raiffeisen mit dem geplanten Verkauf der Ukraine-Tochter zu lang gewartet hätte, sieht man in der Bank so nicht: "Wir haben das ganze Jahr 2013 Verkaufsgespräche geführt, da war vom Maidan noch keine Rede", so Sevelda. "Leider kam es zu keinem Abschluss mehr."
Einen dreistelligen Millionenverlust gibt es auch in der Ungarn-Tochter, wo Belastungen aus einem neuen Kreditgesetz erwachsen sind. Beim angekündigten Gesamtverlust der RBI für 2014 geht der Vorstand weiter von "maximal" 500 Mio. Euro aus.
(Quelle: salzburg24)