Der Lavastrom nach der neuesten Eruption auf Island hat sich nach offiziellen Angaben verlangsamt. Allerdings sei eine Fernwärmeleitung gefährdet, sagte Einar Hjörleifsson vom isländischen Wetteramt am Sonntag dem Sender RUV. "Wenn die Aktivität nicht weiter abnimmt und der Lavastrom nicht aufhört, sollte er in den nächsten Stunden die Leitung erreichen." Eigens errichtete Deiche würden die Lava aufhalten und umleiten, sodass es bisher keine Gefahr für Menschen gebe.
Bei einem Ausbruch im Februar war die Fernwärmeversorgung für mehr als 20.000 Menschen unterbrochen worden, nachdem Lavaströme Straßen und Pipelines zerstört hatten.
Vermutlich bisher stärkster Vulkanausbruch auf Halbinsel
Am Samstagabend war es zum vierten Mal in vier Monaten nahe dem Hafenort Grindavík auf der Reykjanes-Halbinsel zu einem Vulkanausbruch gekommen. Dabei handelt es sich um sogenannte Spaltausbrüche, bei denen es normalerweise keine großen Explosionen oder nennenswerte Ausbreitung von Asche gibt. Die leuchtend rot-orangefarbenen Eruptionen waren dennoch auch von der Hauptstadt Reykjavik aus zu sehen, die etwa 55 Kilometer nordöstlich von Grindavík liegt.
700 Menschen evakuiert
In den Ort, der nach dem ersten Ausbruch im Herbst evakuiert worden war, waren zuletzt nur wenige Menschen zurückgekehrt, die nun erneut in Sicherheit gebracht wurden. Auch die Touristenattraktion Blaue Lagune, wo sich etwa 700 Menschen aufgehalten hatten, wurde noch am Samstagabend evakuiert. Auch ein paar wenige Bewohner, die zwischenzeitlich nach Grindavík zurückgekehrt waren, wurden sicherheitshalber wieder aus dem Ort gebracht. Es bestehe aber keine Gefahr für Menschen, hieß es. Der Flugverkehr zum internationalen Flughafen Keflavik war nicht beeinträchtigt.
Ausbruch mit starker seismischer Aktivität
Wissenschafter versuchten, sich von einem Hubschrauber aus ein Bild der Lage zu machen. Der Ausbruch hatte sich erneut mit starker seismischer Aktivität angekündigt. Experten zählten etwa 80 Erschütterungen. Die Länge der aufgebrochenen Erdspalte war rund 3,5 Kilometer lang. Rettungskräfte beschwerten sich über Touristen, die aus Sensationsgier in die Region aufgebrochen seien.
Lava fließt Richtung Süden
Das isländische Wetteramt teilte am frühen Sonntagmorgen mit, die Lava fließe weiter mit einer geschätzten Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Stunde Richtung Süden und Südosten. Das Szenario, dass die Lava das Meer erreiche, müsse in Betracht gezogen werden. Ein Teil der Lava fließe auch in Richtung der Schutzbarrieren für die bereits im November evakuierte Küstenstadt Grindavík und sei nur noch rund 200 Meter von ihnen entfernt. Die Vorwarnphase für den Ausbruch sei sehr kurz gewesen: Die erste Warnung an das Ministerium für Katastrophenschutz sei nur 40 Minuten vor Beginn der ersten Eruption eingegangen.
Vier Vulkanausbrüche in Island seit Dezember
Grindavík liegt auf der Reykjanes-Halbinsel rund 55 Kilometer südwestlich von Reykjavik. Auf der Halbinsel ist es seit Mitte Dezember zu vier Vulkanausbrüchen gekommen, im Jänner hatte die Lava sogar drei Häuser am nördlichen Ausläufer des 4000-Einwohner-Ortes erfasst. Die Zukunft der Gemeinde ist ungewiss. Die Regierung hat bereits einen Gesetzesentwurf vorgelegt, wonach Bewohner ihr Wohneigentum an ein staatliches Unternehmen verkaufen können sollen. Das erste Mal war der Vulkan am 18. Dezember ausgebrochen, zum zweiten Mal am 14. Jänner. Eine dritte, kleinere Eruption wurde am 8. Februar registriert.
(Quelle: apa)