"Ein schlechtes Motorradjahr", stellte Günther Weiß, Vorstandsvorsitzender der HDI Versicherung, am Donnerstag in Wien fest. "Man muss aber auch bedenken, dass die Zulassungen in den letzten vier Jahren um 18 Prozent gestiegen sind", ergänzte ÖAMTC-Verbandsdirektor Oliver Schmerold. Denn das Motorrad wird immer beliebter - und das nicht nur als fahrender Untersatz der klassischen Biker in Ledermontur, sondern auch als urbanes Transportmittel für den Weg zur Arbeit. Doch gerade im Stadtverkehr kommt es oft zu heiklen Situationen. Die Unfallstatistik zeigt, dass die meisten Unfälle im Stadt- bzw. Ortsgebiet passieren
Mehr Zulassungen, eine Verlängerung der Saison und Konzentrationsschwächen bei sehr hohen Temperaturen im Sommer sieht Weiß als Hauptursachen für die vielen Unfälle von Motorradfahrern. "2015 hatten wir eine Verdoppelung der Fälle", berichtete Weiß.
Seit 2010 hatte es die EU bisher konsequent geschafft, die Zahl der Verkehrstoten in ganz Europa deutlich zu reduzieren. Kamen 2010 europaweit noch 63 getötete Verkehrsteilnehmer auf eine Million Einwohner, waren es 2014 nur mehr 51. Und 2015 ging die Kurve mit 51,5 wieder nach oben.
Noch deutlicher fiel dieser Trend in Österreich aus: 2010 zählte die Alpenrepublik 66 getötete Verkehrsteilnehmer pro Million Einwohner, im Jahr 2014 ging die Zahl auf 51 zurück, und sie stieg 2015 wieder auf 56. Einen stärkeren jährlichen Anstieg als Österreich (zehn Prozent) verzeichneten 2015 nur Zypern (27 Prozent), Finnland (15 Prozent), Kroatien (13 Prozent) und Slowenien (elf Prozent).
"Wir haben über die letzten Jahrzehnte beeindruckende Ergebnisse bei der Reduktion der Verkehrstoten erzielt, aber die derzeitige Stagnation ist alarmierend", sagte Verkehrskommissarin Violeta Bulc in Brüssel. "Wenn ein Europa sein Ziel einer Halbierung der Verkehrstoten bis 2020 erreichen will, muss mehr getan werden." Bulc appellierte an die EU-Staaten, die Kampagnen für Verkehrssicherheit und die Verkehrsüberwachung zu verstärken. Dies sei zwar mit Kosten verbunden, stehe aber in keinem Verhältnis zu den geschätzten 100 Milliarden Euro an sozialen Kosten, welche durch Opfer von Verkehrsunfällen verursacht würden.
Für die zuletzt wieder gestiegene Zahl an Verkehrstoten und Verletzten macht die EU-Kommission mehrere Faktoren verantwortlich: Eine Ursache seien mehr Unfälle in Städten, bei denen ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer zu Schaden kamen. Nach Schätzungen der EU-Kommission machen diese schwächeren Verkehrsteilnehmer auch einen großen Anteil unter den 135.000 Verletzten bei Verkehrsunfällen im Jahr 2015 aus.
Die geringste Anzahl an Verkehrstoten hatte 2015 Malta mit 26 pro eine Million Einwohner, gefolgt von Schweden (27) und den Niederlanden (28). Österreich liegt mit 56 über dem EU-Durchschnitt von 51,5. Die Alpenrepublik liegt damit auf demselben Niveau wie Italien (56), aber deutlich schlechter als Deutschland (43). Die höchste Zahl an Verkehrstoten verzeichneten 2015 Rumänien und Bulgarien (jeweils 95 pro Million Einwohner), gefolgt von Lettland (94).
(Quelle: salzburg24)