Die Unterzeichnerstaaten der Berner Konvention haben den Schutzstatus des Wolfes von "streng geschützt" auf "geschützt" herabgesenkt. Das teilte am Dienstag die Presseabteilung des Europarates in Straßburg mit. Der Vorschlag den Schutzstatus zu senken, war von der EU gekommen, die jetzt in einem weiteren Schritt den Wolfsschutz in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) herabsenken darf. Die Salzburger Landesregierung hat den Schritt begrüßt, forderte aber weitere Verschärfungen: "Unsere Forderung ist aber erst dann erfüllt, wenn es normale Schuss- und Schonzeiten für Wölfe gibt. Das ist mittel- bis langfristig für den Erhalt der Almwirtschaft und aus Sicherheitsaspekten auch notwendig", sagte LH-Stv. und Jagdreferentin Marlene Svazek (FPÖ) gegenüber SALZBURG24. "Wir müssen sicherstellen, dass die Interessen der Landwirte, des Tourismus und unserer Wirtschaft angemessen berücksichtigt werden. Die Regulierung des Wolfes ist entscheidend für den Erhalt unserer Biodiversität und den ländlichen Raum."
Minister sieht "Meilenstein"
Welche Länder wie abgestimmt haben, wurde nicht bekanntgegeben. Die EU-Kommission, die in Straßburg stellvertretend für die 27 EU-Mitgliedstaaten sprich, dürfte jedenfalls für den Vorschlag gestimmt haben. Ebenso die Schweiz, die sich bereits 2022 für eine Herabsenkung des Wolfsschutzes stark gemacht hatte - damals scheiterte es aber unter anderem am Nein der EU.
"Heute haben wir einen wichtigen Meilenstein für eine leichtere Regulierung des Großraubtieres Wolf geebnet. Fakt ist, der Wolf ist in Europa nicht mehr vom Aussterben bedroht und vermehrt sich mittlerweile pro Jahr um bis zu 30 Prozent. Das Problem mit dem Wolf geht weit über Risse von Tieren hinaus, denn der Wolf verliert zunehmend die Scheu vor dem Menschen. Wir dürfen als politisch Verantwortliche nicht zulassen, dass es zu Wolfs-Angriffen kommt. Genau deshalb kämpfe ich seit Jahren für eine Senkung des Schutzstatus" , begrüßte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) die Entscheidung in einer Aussendung.
EU rüttelt am Schutzstatus der Wölfe
Nach der heutigen Entscheidung dauert es drei Monate bis der Schutzstatus im Rahmen der Berner Konvention gesenkt wird. Bis dahin könnte theoretisch noch ein Drittel der Unterzeichnerstaaten ein Veto einlegen - was aber unwahrscheinlich ist, nachdem für die heutige Entscheidung eine Zweidrittelmehrheit nötig war.
Ein herabgesenkter Schutzstatus gäbe den EU-Staaten mehr Flexibilität, die Jagd auf Wölfe zuzulassen, ohne aber den Schutz ganz aufzuheben - der Zustand der Wolfspopulation dürfe nicht in Gefahr geraten, heißt es in einer Presseinformation des Europarates, in dessen Rahmen die Berner Konvention beschlossen wurde.
Massive Kritik an Änderung
"Diese Entscheidung ist ein Rückschlag für den Artenschutz und ein Beispiel für Demokratieversagen", kritisiert hingegen Madeleine Petrovic, Präsidentin von Tierschutz Austria. "Es zeigt, wie oft wissenschaftliche Erkenntnisse und der Wille der Mehrheit zugunsten einzelner Lobbyinteressen ignoriert werden." Sowohl die Umfrage zum ersten Wolfsreport als auch die Umfrage der EU Kommission zur Senkung des Schutzstatus führten zu dem Ergebnis: Die Mehrheit (77 Prozent im Wolfsreport und 71 Prozent in der EU-Studie) befürworte die Beibehaltung des bestehenden strengen Schutzstatus des Wolfes.
"Die regierende Politik verweigert die Hausaufgaben und startet stattdessen einen populistischen Angriff auf den Artenschutz. Tatsächlich notwendig wäre eine gut geplante Herdenschutz-Offensive", sagt WWF-Experte Christian Pichler. Das Vorgehen sei wissenschaftlich nicht gedeckt und könne insgesamt kontraproduktiv wirken. Als heimische Wildtiere und Beutegreifer seien Wölfe ein natürlicher Beitrag zur Artenvielfalt. Sie verhinderten die Ausbreitung von Krankheiten und stärken im Idealfall auch die wichtigen Schutzwälder, weil sie zu hohe Wildbestände reduzieren könnten.
(Quelle: salzburg24)