Entscheidung steht bevor

EU-Plan für Wolfs-Abschuss geht Salzburg nicht weit genug

Veröffentlicht: 02. Dezember 2024 13:13 Uhr
Mit der geplanten Änderung der Berner Konvention sollen Wölfe in der EU künftig leichter abgeschossen werden. Die geplante Herabsenkung des Schutzstatus ist für Salzburgs Jagd-Landesrätin Marlene Svazek zwar "der erste Schritt in die richtige Richtung", sei aber insgesamt noch zu wenig. Kritik an den EU-Plänen kommt von Tierschutzorganisationen.

Die Mehrheit der EU-Staaten hat Ende September grundsätzlich dafür gestimmt, den Schutzstatus des Wolfs herabzusenken. Nun will die EU-Kommission am Dienstag offiziell vorschlagen, den Status in der Berner Konvention von "streng geschützt" auf "geschützt" zu senken. Damit würden letztlich Abschüsse jener Raubtiere vereinfacht werden, die Nutztiere reißen.

Für Salzburgs Landeshauptmann-Stellvertreterin und Jagdreferentin Marlene Svazek (FPÖ) ist die geplante "Herabsetzung ein erster Schritt in die richtige Richtung." Es müsse jedoch weiter nachgeschärft werden, heißt es am Montag in einem an SALZBURG24 übermittelten Statement: "Unsere Forderung ist aber erst dann erfüllt, wenn es normale Schuss- und Schonzeiten für Wölfe gibt. Das ist mittel- bis langfristig für den Erhalt der Almwirtschaft und aus Sicherheitsaspekten auch notwendig."

Wolfsrisse im Jahr 2024 in Salzburg

Zu nachgewiesenen Wolfsrissen kam es heuer im Pinzgau und Lungau. Die bisherige Bilanz: 44 tote und 26 vermisste Schafe, drei tote und zwei vermisste Ziegen sowie zwei verletzte Kälber. Landwirtinnen und Landwirte erhalten dafür festgelegte finanzielle Entschädigungen. Pro getötetes Lamm oder Kitz gibt es 110 Euro und pro Schaf oder Ziege 220 Euro.

Bei solchen sogenannten "Problemwölfen" wird im Land Salzburg eine Entnahme per Verordnung geregelt. Aktuell dürfen einzelne Wölfe nur unter strengen Bedingungen getötet werden. Svazek hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, dass sie das Vorgehen der Landesregierung für rechtskonform hält. Im Juli 2023 und im Juli 2024 waren im Hochköniggebiet bzw. im Rauristal zwei Wölfe geschossen worden, denen zuvor zahlreiche Nutztiere zum Opfer gefallen sind.

Kein Wolfsrudel in Salzburg nachgewiesen

In ganz Österreich wurden laut Tier- und Naturschutzorganisation WWF in diesem Jahr bisher 65 Wölfe nachgewiesen. Im Bundesland Salzburg gibt es derzeit kein nachgewiesenes Rudel, erklärte der Wolfsbeauftragte Hannes Üblagger auf SALZBURG24-Anfrage am Montag. "Im angrenzenden Kärnten gibt es aktuell drei und in Tirol werden im Raum Kitzbühel zwei Rudel vermutet." Ob und wie viele einzelne Wölfe sich derzeit im Bundesland Salzburg aufhalten, ist unbekannt. Der Erhaltungszustand sei in Europa in weiten Bereichen abgesichert, ist Üblagger überzeugt. "Der Wolf wird nicht mehr verschwinden, darum braucht es ein vernünftiges Miteinander."

Die geplante EU-weite Abschwächung des Schutzstatus für den Wolf bei der Berner Konvention stelle eine Vorstufe dar und sei Voraussetzung für eine Änderung der Flora und Fauna-Richtlinie (FFH). Der Wolf würde dann zwar weiter eine geschützte Art bleiben, aber ein Bestandsmanagement könnte bisher geltende Ausnahme- und Einzelfallregelungen ablösen. "Der politische Prozess könnte aber noch länger dauern", schätzt Üblagger, der eine emotional aufgeladene Debatte ortet. Er spricht sich jedenfalls für einen effizienten Schutz der Alm- und Landwirtschaft vor Wölfen aus.

Kritik an EU-Plänen

Wenig überraschend breite Kritik an den EU-Plänen kommt von Tierschutzorganisationen. Die geplante Absenkung des Schutzniveaus für den Wolf sei laut WWF wissenschaftlich nicht gedeckt. "Damit riskiert die Europäische Union ihre Vorreiterrolle im Naturschutz", sagt WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler am Montag in einer Aussendung. "Eine potenzielle Änderung der Konvention macht den Weg frei für eine Aufweichung der gesamten FFH-Richtlinie – mit weitreichenden Konsequenzen für andere gefährdete Arten und den gesamten Naturschutz der EU."

Die Natur- und Umweltschutzorganisation zweifelt daran, dass Wölfe in Europa den rechtlich geforderten günstigen Erhaltungszustand erreicht haben, "wie es im Juli auch der Europäische Gerichtshof bestätigt hat". Gefordert wird seitens WWF mehr Herdenschutz für die Nutztiere. "Als heimische Wildtiere und Beutegreifer sind Wölfe ein natürlicher Beitrag zur Artenvielfalt", so Pichler. "Sie verhindern die Ausbreitung von Krankheiten und stärken im Idealfall auch die wichtigen Schutzwälder, weil sie zu hohe Wildbestände reduzieren können."

Auch der Österreichische Tierschutzverein verurteilt die geplante Herabstufung des Wolfschutzstatus durch die EU scharf: "Diese Entscheidung stellt nicht nur einen Rückschritt für den Artenschutz dar, sondern gefährdet die Balance unserer Ökosysteme." Der Wolf symbolisiere demnach die Bedeutung der Artenvielfalt und nachhaltiger Naturschutzpolitik. Der Österreichische Tierschutzverein fordert "ein kluges Wolfsmanagement, das auf Prävention, Herdenschutz und Koexistenz setzt – wissenschaftlich fundiert und zukunftsorientiert."

Was ist die Berner Konvention?

Die Berner Konvention, offiziell bekannt als "Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume", ist ein internationales Abkommen, das 1979 in Bern, Schweiz, unterzeichnet wurde und 1982 in Kraft trat. Ziel der Konvention ist es, die europäische Artenvielfalt zu schützen, indem sie sowohl wildlebende Pflanzen und Tiere als auch deren natürliche Lebensräume bewahrt. Sie fungiert als rechtlicher Rahmen für den Schutz vieler gefährdeter Arten.

(Quelle: salzburg24)

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