Eine Delegation des Petitionsausschusses des Europäischen Parlaments hat am Mittwoch in der Stadt Salzburg eine dreitägige Sondierungsreise durch Österreich zum Umgang mit der wachsenden Wolfspopulation im Land beendet. Die Erkenntnisse werden nun in einem Bericht zusammengefasst, der noch vor dem Sommer der Präsidentin des EU-Parlaments zur Kenntnisnahme vorgelegt werden soll.
Allerdings haben die EU-Länder bereits am Mittwoch einer Gesetzesänderung für den schnelleren Abschuss von Wölfen zugestimmt. „Ziel ist es, mehr Flexibilität beim Management der Wolfspopulationen in den EU-Ländern zu schaffen“, teilte der Rat der Mitgliedstaaten mit. Das bedeutet, dass die Voraussetzungen für den Abschuss von Wölfen künftig deutlich vereinfacht werden sollen. Anders als bisher sind dann etwa keine aufwendigen DNA-Analysen mehr nötig. Nun muss noch das EU-Parlament Anfang Mai dem heutigen Vorschlag zustimmen.
Nutztiere im Winter kaum von Wolf gefährdet
Im Bundesland Salzburg ist ein Wolfsabschuss derzeit kein präsentes Thema. Seit vergangenem September gab es im Bundesland keine Nutztierrisse oder auch nur Verdachtsfälle, wie der Wolfsbeauftragte Hannes Üblagger im SALZBURG24-Gespräch am Mittwoch erklärt. „Das ist relativ normal für diese Jahreszeit. Im Winter reißen die Wölfe eher Wildtiere als Nutzvieh.“
Die Lage werde dennoch fortlaufend beobachtet: „Eine genaue Einschätzung der Lage ist aber erst mit dem Beginn der heurigen Almsaison möglich“, so Üblagger. Derzeit würden die Bauern erst Zäune und Co vorbereiten – Rinder, Schafe und Ziegen werden aber voraussichtlich erst in rund eineinhalb Monaten auf die Almen getrieben. Kurz darauf könnte man dann mehr zur Wolfslage im Bundesland sagen.
Salzburger Wolfsbeauftragter: Rudel in Kärnten unter Beobachtung
Unter Beobachtung stehe vor allem auch die Rudelbildung im benachbarten Kärnten. „Wir wissen, dass es unweit der Grenze mehrere Wolfsrudel gibt. Die Population wird auf jeden Fall nicht kleiner“, erklärt der Wolfsbeauftragte. Im Bundesland Salzburg wurden im Vorjahr fast 140 Tiere von Wölfen gerissen. Es handelt sich dabei um den höchsten je festgestellten Wert.
Wie der polnische Vorsitzende des EU-Petitionsausschusses Bogdan Rzonca bei dem Pressegespräch nach der Sondierungsreise in der Stadt Salzburg am Mittwoch betonte, hätten Bürgermeister in verschiedenen Teilen Österreichs auch berichtet, dass Leute Angst hätten, ihre Kinder allein in die Schule zu schicken. „Es wurde uns gesagt, dass Wölfe schon sehr nahe an die Häuser kommen.“ Auch die Frage des Tourismus – etwa die Sicherheit auf Wanderwegen oder der Erhalt von Almen als Attraktionen für Besucher – werde in den Bericht einfließen.
„Wir haben Daten und Fakten zur Anzahl der Wölfe in Österreich und den Problemen mit den Tieren bekommen, etwa über die Zahl der Risse oder die Schwierigkeit, Almen zu erhalten“, so Rzonca. Man habe zudem über Sicherheitsvorkehrungen und die Kosten für Herdenschutzmaßnahmen gesprochen. „Es war uns auch wichtig, sowohl ökologische wie wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen.“
„Keiner spricht von Ausrottung, aber wenn es Individuen gibt, die täglich Schafe angreifen, dann muss es die Möglichkeit geben, einzugreifen“, so der einzige Vertreter Österreichs in der Delegation, EU-Parlamentarier Alexander Bernhuber (ÖVP).
Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) übte heute während der Pressekonferenz mit einer Protestkundgebung Kritik an der Zusammensetzung der „rein mit konservativen und rechten EU-Politikerinnen und -Politikern“ besetzten Delegation. Aus gleichem Grund soll dem Vernehmen nach auch der WWF seine Mitwirkung am Fact-Finding-Besuch aus Straßburg abgesagt haben.
Schutzstatus von Wölfen in der EU gesenkt
Der Wolf ist nach wie vor EU-weit geschützt. Die Unterzeichnerstaaten der Berner Konvention haben im Dezember 2024 aber den Schutzstatus des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ gesenkt. Mit der Änderung des Übereinkommens will die EU-Kommission den Mitgliedsländern grundsätzlich ein schärferes Vorgehen gegen den Wolf erlauben. Gemäß Verordnung darf ein Wolf in Salzburg dann geschossen werden, wenn er durch Risse oder Verletzungen auffällig geworden ist. Und zwar binnen vier Wochen nach einem Ereignis und in einem Umkreis von zehn Kilometern – sofern es sich dabei um ein festgelegtes Maßnahmengebiet handelt.
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(Quelle: salzburg24)