Im Umgang mit Wölfen setzt die Salzburger Landesregierung abermals auf eine Erleichterung des Abschusses. Künftig sollen Risse keine Voraussetzung mehr sein, um ein Tier zu bejagen. Noch vor dem Almsommer sollen die Änderungen im Jagdgesetz in Kraft treten.
Wolfsrudel vor allem rund um Pinzgau und Pongau
Der Wolf sei „längst keine vom Aussterben bedrohte Art mehr“, so das Land dazu in einer Aussendung am Montag nach einem Pressetermin, bei dem der neue Plan präsentiert wurde. Mehr als 20.000 Tiere würden derzeit in Europa leben, die Population wachse weiter. Weil die Wolfsdichte derart schnell zunehme, rechne man heuer auch vermehrt mit Rissen, erklärt Salzburgs Wolfsbeauftragter Hubert Stock heute im Gespräch mit SALZBURG24. Rund um Salzburg hätten sich in Kärnten und Tirol einige Rudel gebildet: „Da sind wir eingekesselt.“ Ihre Jungtiere müssen irgendwann abwandern, dabei könnten sie laut Stock auch die Landesgrenzen passieren. Hotspots dürften dann der Pinzgau und der Pongau werden, so der Experte.
Dass die Raubtiere streng geschützt werden, stelle vor allem für die Land- und Almwirtschaft sowie heimische Wildtiere ein Problem dar, heißt es in der Landesaussendung. Insbesondere wenn der Wolf die Scheu vor dem Menschen verliere und sich zunehmend in Siedlungsbereichen aufhalte, steige die Gefahr für Konflikte. Mit einer grundlegenden Überarbeitung des Wolfsmanagementplans wolle man sich deshalb für den kommenden Almsommer rüsten. Man sieht sich in einer Vorreiterrolle.
Salzburg will Abschuss abermals erleichtern
Konkret sieht die Gesetzesnovelle vor, Gebiete als „Weideschutzzonen“ auszuweisen. Dort soll der Abschuss vereinfacht werden, „da in diesen Bereichen kein Herdenschutz möglich ist“, meint Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ). Außerdem soll neben der Kategorie „Schadtier“ – also solchen Tieren, die nachweislich Nutztiere gerissen haben – auch eine Kategorie „Risikotier“ eingeführt werden. Ein Experte oder eine Expertin kategorisiere den Wolf, Risse seien für den Abschuss dann keine Voraussetzung mehr. „Zukünftig haben wir eine Handhabe bereits bevor der Wolf zubeißt“, so Svazek.
Die Änderungen im Salzburger Wolfsmanagementplan:
- Neben dem „Schadtier“ wird die Kategorie „Risikotier“ eingeführt
- Expert:in kategorisiert Wolf: Keine Risse mehr für Entnahme Voraussetzung
- Ausweisung von Weideschutzgebieten
- Änderungen im Jagdgesetz noch vor Almsommer

Herdenschutz sei in weiten Teilen Salzburgs aufgrund unterschiedlichster Faktoren nicht machbar. Auch das wolle man gesetzlich verankern. Schutzzäune seien nur für Betriebe in Siedlungsnähe möglich. Auf Almen im hochalpinen Gelände sei eine vollständige oder teilweise Umzäunung aber weder verhältnismäßig, noch umsetzbar. Eine Behirtung rentiere sich wirtschaftlich erst ab einer Herdengröße von 500 bis 800 Schafen oder Ziegen. Wolle man für die rund 300 Almen im Bundesland Herdenschutz umsetzen, brauche man laut Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) 450 Hirten und zwischen zwei und sieben Herdenschutzhunde pro Alm. Jährlich sei das mit Kosten von rund 21 Millionen Euro verbunden.
Jüngster Wolfsriss in Salzburg vor vier Monaten
Zwischen 2018 und 2023 haben Salzburgs Landwirte laut Informationen des Landes rund 1,08 Millionen Euro in Herdenschutzmaßnahmen investiert, gefördert wurden 820.000 Euro vom Land. An Entschädigungszahlungen durch Wolfsrisse wurden in diesen fünf Jahren rund 95.000 Euro ausbezahlt, am höchsten war die Summe 2023 mit rund 36.500 Euro. Zuletzt wurde im Bundesland Salzburg im November 2023 ein Schaf von einem Wolf getötet.
Änderung im Wolfsmanagement für Grüne unverständlich
Für die Grüne Tierschutzsprecherin Kimbie Humer-Vogl sind die Änderungen im Wolfsmanagementplan unverständlich. „Es gibt seit Jahren einen Wolfsmanagementplan des Österreich Zentrums, der die Situationen mit Wölfen regelt, von denen ein Risiko ausgehen könnte. Dieser wurde mit sämtlichen Stakeholdern erstellt und es wäre geboten sich daran zu halten“, so Humer-Vogl in einer Aussendung. „Die geplante Gesetzesänderung braucht es nicht, hier geht es wieder einmal um Panikmache.“ Herdenschutz sei im Gegensatz zu den Behauptungen der Landesregierung durchaus auch in Salzburg machbar. Man sehe das am Beispiel Bayerns.
(Quelle: salzburg24)