Emotionales Duell gegen Bosnien

ÖFB-Team vor "Riesenschritt" in WM-Quali

Marcel Sabitzer jubelt mit David Alaba nach seinem Elfmeter zum 1:0 am Samstag, 06. September 2025, während des Spiels zur WM-Qualifikation gegen Zypern.
Veröffentlicht: 09. September 2025 09:08 Uhr
ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick nennt das Duell in der WM-Quali gegen Bosnien heute Abend "in gewisser Weise ein Sechs-Punkte-Spiel". Die emotional aufgeladene Atmosphäre soll die Österreicher aber nicht beeindrucken. Die Startelf könnte jener aus der zweiten Hälfte gegen Zypern ähneln.

Auf Österreichs Fußball-Nationalteam wartet am Dienstag (20.45 Uhr/live ORF 1) ein Schlüsselspiel in der WM-Qualifikation. Die ÖFB-Auswahl gastiert in Zenica beim bisher ebenfalls beim Punktemaximum haltenden Spitzenreiter Bosnien-Herzegowina. Mit einem Sieg mit zwei Toren Differenz würden die Österreicher erstmals in der laufenden Quali die Tabellenführung übernehmen. "Wir können einen Riesenschritt machen, dessen sind wir uns bewusst", versicherte Teamchef Ralf Rangnick.

Bosnien marschiert durch WM-Quali

Das gelte allerdings auch für die Bosnier, die ihre ersten vier Spiele in Gruppe H gewonnen haben. Österreich hält bei drei Siegen aus drei Partien. Mit vier vollen Erfolgen ist das ÖFB-Team bisher noch nie in eine EM- oder WM-Qualifikation gestartet. Gelingt das erstmals, wäre die Tür zur Endrunde 2026 in Nordamerika weit aufgestoßen und ein Ende der seit 1998 währenden WM-Durststrecke greifbar nah. "Es ist schon ein wichtiges Spiel, in gewisser Weise ein Sechs-Punkte-Spiel", meinte Rangnick.

Auf ein Remis werde es sein Team nicht anlegen. "Unsere Spielweise ist nicht darauf ausgerichtet, einen Punkt zu holen", betonte Rangnick. Die Situation in der Tabelle wäre bei einem Unentschieden zwar immer noch gleich. Der dritte Kontrahent Rumänien würde möglicherweise mit einem Remis spekulieren. "Aber wir nicht, wir werden alles in die Waagschale werfen", versprach Rangnick. Die Bosnier würden zurecht dort stehen, wo sie stehen. "Sie haben einige erfahrene Spieler, die eine gute Karriere hingelegt haben. Uns ist klar, dass wir eine Leistung brauchen, die an unser Leistungslimit herankommt. Das ist genau das, was wir anstreben."

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"Aufgeladene" Atmosphäre bei Österreichs Gastspiel

Eine Detailanalyse des Gegners mit der Mannschaft war laut Rangnick erst für den Spieltag geplant. Auch auf die "sicherlich aufgeladene" Atmosphäre im engen, 13.600 Zuschauer fassenden Stadion Bilino Polje will er sein Team vorbereiten. "Wir wissen, was da auf uns zukommt", sagte der Deutsche. "Natürlich werden die versuchen, das Spiel auch emotional auf einem gewissen Niveau zu halten, das sind wir gewohnt." Seine Spieler würden das auch aus ihren Clubteams kennen. "Das ist nichts, wo ich Sorge habe, dass uns das beeindruckt."

Vielmehr als um Bosniens Qualitäten geht es für Rangnick darum, den eigenen Matchplan auf den Platz zu bringen. Die Leistungssteigerung nach der Pause beim mühevollen 1:0 am Samstag in Linz gegen Zypern gibt Hoffnung. "Wir spielen dieses Mal auswärts gegen einen Gegner, der im eigenen Stadion auch in der Situation ist, das Spiel auch selber machen zu müssen", meinte Rangnick.

Ob die Bosnier dem nach Ballgewinnen gefährlichen ÖFB-Team den Gefallen tun werden, aufzumachen, bleibt abzuwarten. Allzu offensiv erwarten bosnische Medien die Aufstellung von Teamchef Sergej Barbarez nicht. Altstar Edin Dzeko könnte als Solospitze beginnen und Stuttgart-Angreifer Ermedin Demirovic auf der Bank Platz nehmen. "Am Ende liegt es auch daran, wie wir das Spiel gestalten, in welche Richtung es sich dann entwickelt", betonte Rangnick. "Das hat auch etwas mit unserer Herangehensweise zu tun. Ich habe da schon gewisse Vorstellungen, wie das aussehen muss, damit wir unsere Stärken zur Entfaltung bringen."

Änderungen in Startelf möglich

Mit welcher Startformation er das tun will, dazu ließ sich Rangnick nicht in die Karten blicken. Gut möglich scheint aber, dass jene Elf beginnt, die am Anfang der zweiten Hälfte gegen Zypern auf dem Platz gestanden ist. Damit würde Michael Gregoritsch im Sturmzentrum Marko Arnautovic ersetzen und auf dem rechten Flügel der ebenfalls zur Pause eingewechselte Romano Schmid statt Patrick Wimmer starten. "Es geht darum, ausgeruht zu sein - und natürlich fit und gesund", erklärte Rangnick. "Wir werden definitiv nur fitte Spieler ins Spiel schicken."

Auf David Alaba scheint das zuzutreffen. Der nach seinen Verletzungsproblemen ohne Saisonpflichtspiel für Real Madrid angereiste ÖFB-Kapitän war gegen Zypern 70 Minuten im Einsatz. Laut Rangnick spreche nichts dagegen, dass der 33-Jährige erneut in der Startelf stehe. "Ich gehe auch davon aus, dass er beginnen kann." Alaba selbst würde kein Problem sehen, zum zweiten Mal nach seinem Kreuzbandriss 2023 ein Länderspiel über 90 Minuten zu bestreiten. "Aber mal schauen, wie das Spiel verläuft", sagte der Wiener. "Ich fühle mich gut, ich fühle mich bereit."

Das Abschlusstraining Montagmittag in Windischgarsten stand noch im Zeichen der Regeneration. "Es deutet einiges darauf hin, dass alle Spieler einsatzfähig sind", sagte Rangnick am Abend in seiner Pressekonferenz in Sarajevo. Einzig der gesperrte Verteidiger Stefan Posch machte die Reise nicht mehr mit.

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ÖFB-Auswärtsauftritte geben Hoffnung

Den Quali-Auftakt im Juni gegen Rumänien (2:1) und in San Marino (4:0) hatte Alaba verpasst. "Wir haben gegen Rumänien zu Hause gezeigt, wozu wir imstande sind", meinte Rangnick. "Das war über weite Strecken ein richtig starkes Spiel von uns." Optimistisch stimmten ihn auch die Auswärtsleistungen in der vergangenen EM-Quali in Schweden (3:1) und Belgien (1:1). "Auf diesem Niveau brauchen wir auch in Bosnien unser Spiel", meinte der 67-Jährige. "Wir freuen uns auf das Spiel und versuchen, da einen großen Schritt in Richtung WM zu machen."

Kein gutes Omen ist der Schiedsrichter. Beide bisherigen Partien unter der Leitung des Spaniers Jesus Gil Manzano hat die Rangnick-Auswahl verloren - im Oktober 2023 in der EM-Quali daheim gegen Belgien (2:3) und bei der EM im Vorjahr gegen Frankreich (0:1).

Bosnien-Teamchef Barbarez warnt vor Österreichs Intensität

Bosniens Fußball-Teamchef Sergej Barbarez hat sein Team derweil auf ein Kampfspiel eingestellt. "Österreich ist ein sehr intensives Team", sagte der frühere Deutschland-Legionär am Montag in seiner Abschluss-Pressekonferenz in Sarajevo. "Sie lieben es, Chaos in der gegnerischen Hälfte zu verbreiten, dann sind sie am Ende mit vielen Spielern im Strafraum."

Barbarez sieht seine Mannschaft dafür bereit. "Wir wissen, wie wir dieses Match spielen wollen. Unsere Analysten machen einen guten Job, wir haben alles gesehen", versicherte der 53-Jährige. "Es wird sehr intensiv, aufregend, ein richtiger Kampf. Wir müssen unser Bestes geben, aber wir werden es mit einer Menge Selbstvertrauen tun." Die Bosnier setzen auf ihren Heimvorteil im kleinen, engen Stadion Bilino Polje, das mit 13.600 Zuschauern voll sein wird. "Ich habe den Spielern gesagt, dass wir zu Hause spielen, dass das unser Zuhause ist und wir dort die Entscheidungen treffen", erklärte Barbarez.

Ex-Salzburger Dedic wohl in Startelf

Beim 6:0 am Samstag in San Marino verzichtete Bosniens Teamchef auf die mit Gelben Karten vorbelasteten Amar Dedic, Ivan Sunjic und Armin Gigovic, um keine Sperre zu riskieren. Das Trio wird gegen Österreich zurück in der Startformation erwartet. Der im Nationalteam oftmals weiter vorne aufgebotene Ex-Salzburger Dedic könnte laut Barbarez als Rechtsverteidiger beginnen - die Position, auf der er zuletzt bei seinem neuen Club Benfica Lissabon überzeugt hat. Barbarez: "Ich habe nichts zu verstecken, aber wir haben noch eine Nacht, um darüber zu schlafen."

Dedic selbst weiß um den Fußball, den ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick sehen will. Der 23-Jährige ist in Zell am See geboren und nach Stationen in Graz in Salzburgs Akademie groß geworden. "Ich kenne sie und ihr System gut", sagte Dedic über die Österreicher. "Ich bin in Salzburg aufgewachsen, kenne ihre Schule und wie sie spielen. Intensität ist für sie das Wichtigste. Sie versuchen, ihren Job durch physische Stärke und Laufstärke zu erledigen." Österreich hätte aber auch die Spieler dafür. "Sie spielen auf einem hohen Level, dafür müssen wir bereit sein und Antworten darauf geben, wie sie spielen."

Auch Dedic betonte den Heimvorteil in Zenica. "Wir sollten nicht vergessen, dass wir zu Hause spielen, vor unseren Fans, das müssen sie spüren", erklärte der Außenspieler, für den Benfica nach einem Leihengagement bei Olympique Marseille im Sommer kolportierte zwölf Millionen Euro Ablöse an Salzburg bezahlt hat. Auf den aktuellen Salzburg-Legionär Kerim Alajbegovic (17) dürfte trotz dessen starken Debüts in San Marino vorerst die Ersatzbank warten. Barbarez will am Flügel laut eigenen Angaben auf den erfahreneren Haris Hajradinovic (31) setzen.

(Quelle: apa)

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18.03.2025
Serbien-Doppel steht an

Real-Star David Alaba vor ÖFB-Startelf-Comeback

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