Das österreichische Fußball-Nationalteam hat seine Pflicht erfüllt und im zweiten Spiel der WM-Qualifikation den zweiten Sieg eingefahren. Die Österreicher fertigten den krassen Außenseiter San Marino in Serravalle souverän mit 4:0 (4:0) ab. Die Tore erzielten Marko Arnautovic (3., 15.), Michael Gregoritsch (11.) und Christoph Baumgartner (27.). Österreich fehlen bei einem Spiel weniger und klar besserer Tordifferenz nur noch drei Punkte auf Tabellenführer Bosnien.
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Nach der Attacke in einer Grazer Schule wird das österreichische Fußball-Nationalteam im WM-Qualifikationsspiel am Dienstag in Serravalle gegen San Marino mit Trauerflor antreten. Dazu gab es vor Spielbeginn in Serravalle eine Trauerminute. Eine Absage der Partie stand laut ÖFB-Angaben nicht im Raum - sie wäre nur auf Bestreben eines Verbandes auch gar nicht möglich gewesen. Teamchef Ralf Rangnick drückte den Familien der Opfer im Namen seiner Mannschaft seine Anteilnahme aus.
Herzrasen und Mitleid bei Arnautovic
"Mit dem, was wir heute in der Früh gehört haben, interessiert mich dieses Spiel überhaupt gar nicht. Seither habe ich nur Herzrasen, Mitleid komplett für das, was dort in Graz passiert ist. Das ist brutal. Ich weiß nicht, ob wir noch so safe sind auf dieser Welt. Die Gedanken der ganzen Mannschaft sind nur in Graz. Normalerweise sollte man da gar nicht reden und sich gar nicht freuen. Ich wollte hier gar nicht herkommen, aber ich muss das machen. Natürlich freut es uns, dass wir gewonnen haben", erklärte ÖFB-Kapitän Marko Arnautovic.
Rangnick: "Unglaubliche Tragödie"
"Es ist eigentlich kaum in Worte zu fassen, eine unglaubliche Tragödie", sagte Rangnick vor Spielbeginn auf ServusTV über die Vorkommnisse von Graz. "Es ist wirklich schwer, sich heute auf Fußball zu konzentrieren." Bei einer einseitigen Absage wäre das Spiel wahrscheinlich als verloren gewertet worden, mutmaßte Rangnick. "Es ist schon auch wichtig, dass wir heute, gerade in so einer Zeit, in der so etwas passiert, zeigen, wie wir zusammenstehen, was für ein Team wir sind, wie sehr wir einfach zusammenhalten." Das habe er auch der Mannschaft in seiner Ansprache noch einmal gesagt.
Fan-Transparent mit "Graz" ersetzt Fan-Choreo
Die rund 1.500 nach San Marino angereisten Anhänger der ÖFB-Auswahl sagten ihren Fanmarsch zum Stadion ab und verzichteten auch auf eine ursprünglich geplante Choreographie. Stattdessen wurden zwei lange, ganz in Schwarz gehaltene Banner ohne Beschriftung präsentiert, dazwischen war ein schwarzes Transparent mit zwei weißen Kreuzen und dem Wort "Graz" in der Mitte zu sehen. Außerdem zeigten die Fans ein über zehn Meter langes Transparent, auf dem "In Gedanken bei euch - Graz ist nicht alleine!" zu lesen war. Bei den ersten ÖFB-Toren durch Marko Arnautovic und Michael Gregoritsch verzichtete die Mannschaft auf große Jubelgesten, es gab lediglich ein gegenseitiges Abklatschen.
Gregoritsch, ein gebürtiger Grazer, hat nun in sechs seiner jüngsten acht Länderspiel-Einsätze getroffen. Der Jubel fiel angesichts der Vorkommnisse in seiner Heimatstadt verhalten aus.
Arnautovic jagt Polster-Rekord
Die Österreicher durften phasenweise unbedrängt kombinieren. Über Gregoritsch und Marcel Sabitzer kam der Ball zu Arnautovic, der aus dem Rückraum seinen Doppelpack fixierte. Mit nun 41 Länderspiel-Toren fehlen dem 36-Jährigen nur noch drei Treffer auf den ÖFB-Rekord von Toni Polster (44). Ein weiterer Arnautovic-Schuss wurde auf der Linie geklärt (20.), Sabitzer traf die Latte (21.), ehe Baumgartner per Kopf auf 4:0 stellte. Dass der Treffer zählte, überraschte den Leipzig-Offensivmann selbst. Ein San-Marinese hatte bei Arnautovics Kopfball-Vorarbeit nach Gregoritsch-Flanke das Abseits aufgehoben.
Im Finish der ersten Hälfte wurde die ÖFB-Auswahl etwas nachlässig, der Nachdruck ging verloren. Der Weltranglisten-Letzte kam durch Samuele Zannoni nach einem Corner zu einer ersten Kopfball-Chance (44.). Rangnick war sichtlich darauf aus, die in FIFA-Bewerben bei Punktegleichheit maßgebliche Tordifferenz weiter zu verbessern. "Schneller, schnell", forderte der Deutsche lautstark von der Seitenlinie.
Zur Pause nahm Rangnick gleich vier Wechsel vor. Im Tor ersetzte Tobias Lawal den ungeprüften Patrick Pentz, wie der LASK-Goalie kam auch WAC-Offensivmann Thierno Ballo zu seiner Länderspiel-Premiere. Dazu kamen Leopold Querfeld und Romano Schmid in die Partie, später war es auch noch Marco Grüll (ab 63.). Die rollenden Angriffe der Anfangsphase gab es nicht mehr. Zweimal schritt der Video-Assistent (VAR) ein und verhinderte mögliche ÖFB-Tore. Ein Hands-Elfmeter nach einem Duell von Giacomo Valentini mit Sabitzer (53.) wurde ebenso zurückgenommen wie ein Treffer von Ballo, der beim Zuspiel von Sabitzer minimal im Abseits gestanden war (66.).
Vergebener Arnautovic-Elfer im Endspurt
Erst in der Schlussviertelstunde wurde das ÖFB-Team wieder konkreter. Eine Doppelchance von Querfeld und Grüll machte San-Marino-Goalie Edoardo Colombo zunichte (78.). Nach einem Foul von Valentini an Arnautovic gab es nun wirklich Elfmeter. Colombo verhinderte aber, dass der Gefoulte Polster in der ewigen ÖFB-Schützenliste noch näher rückte. Der Halbprofi vom italienischen Serie-D-Team Forli tauchte den halbhoch geschossenen Strafstoß von Arnautovic aus der Ecke. Auf der Gegenseite musste Lawal gegen Nicolas Giacopetti eingreifen (86.). Ein Posch-Treffer zählte wegen eines Offensivfouls von Assistgeber Querfeld nicht (88.).
Damit verpasste das ÖFB-Team die Einstellung des höchsten Auswärtssieges seiner Geschichte in einem Qualifikationsspiel vor zehn Jahren in Liechtenstein (5:0). Höchster Sieg seit dem Amtsantritt von Rangnick vor drei Jahren bleibt ein 6:1 in einem EM-Test im März 2024 in Wien gegen die Türkei. Pflichtspielsiege mit vier Toren Unterschied gelangen unter dem 66-Jährigen bereits im Oktober des Vorjahres in Linz gegen Norwegen (5:1) und Kasachstan (4:0).
Zypern und Bosnien warten auf ÖFB-Crew
Für die Österreicher geht es in der Quali-Gruppe H am 6. September in Linz gegen Zypern weiter. Drei Tage später steigt in Zenica der erste Showdown mit Bosnien. Nur der Gruppensieger löst ein Direktticket für die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada.
Die bereits für die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 (11. Juni bis 19. Juli in den USA, Kanada und Mexiko) qualifizierten Mannschaften - 11 der 48 Teilnehmer stehen fest:
- Gastgeber (3): USA, Kanada, Mexiko
- Südamerika (1): Argentinien (Titelverteidiger)
- Asien (6): Japan, Iran, Usbekistan, Südkorea, Jordanien, Australien
- Ozeanien (1): Neuseeland
WM-Quali: San Marino gegen Österreich zum Nachlesen
Tore:
- 0:1 (3.) Arnautovic
- 0:2 (11.) Gregoritsch
- 0:3 (15.) Arnautovic
- 0:4 (27.) Baumgartner
Aufstellungen:
San Marino: Colombo - G. Benvenuti, Valentini, T. Benvenuti, Riccardi - Golinucci, Capicchioni, Zannoni - Contadini (22. Sensoli), Nanni, Lazzari
Österreich: Pentz - Posch, Lienhart, Friedl, Honsak - Seiwald - Laimer, Baumgartner, Sabitzer - Arnautovic, Gregoritsch
(Quelle: apa)